Betriebliche Krankenversicherung ist seit vielen Jahren etabliert. Dennoch kennen längst nicht alle HR-Verantwortlichen die Vorteile, die eine solche Zusammenarbeit für Unternehmen und Mitarbeitende bringen kann. Basisarbeit leisten die Erläuterungen von Walentina Sommer in ihrem Gastartikel.
Betriebliche Krankenversicherung gewinnt an Bedeutung
Die betriebliche Krankenversicherung (bKV) gewinnt in der deutschen Arbeitswelt zunehmend an Bedeutung. Als innovative Form der Mitarbeiterbindung und -fürsorge bietet sie Unternehmen die Möglichkeit, sich im Wettbewerb um qualifizierte Fachkräfte zu differenzieren.
In Zeiten des demografischen Wandels und des Fachkräftemangels suchen Unternehmen nach effektiven Wegen, um attraktiv für potenzielle Mitarbeiter zu bleiben und gleichzeitig die Bindung bestehender Mitarbeiter zu stärken. Die bKV erweist sich hierbei als wertvolles Instrument des Personalmanagements, das nicht nur die Gesundheit der Belegschaft fördert, sondern auch als Zeichen der Wertschätzung wahrgenommen wird.
In der heutigen Arbeitswelt spielen Gesundheit und Wohlbefinden eine zentrale Rolle – nicht nur für Beschäftigte selbst, sondern auch für Unternehmen. Die betriebliche Krankenversicherung (bKV) hat sich in den letzten Jahren zu einem attraktiven Zusatzangebot entwickelt, das Unternehmen dabei unterstützt, als moderne und mitarbeiterorientierte Arbeitgeber wahrgenommen zu werden.
Immer mehr Betriebe setzen auf die bKV, um nicht nur die Gesundheit ihrer Teams zu fördern, sondern auch ihre Attraktivität mit vergleichsweise kleinem Budget im Wettbewerb um Fachkräfte zu steigern.
Was versteht man unter einer betrieblichen Krankenversicherung?
Die bKV ist eine Zusatzversicherung zur gesetzlichen Krankenversicherung (GKV), die über den Arbeitgeber abgeschlossen wird in Form einer Gruppenversicherung, bei der der Arbeitgeber als Versicherungsnehmer auftritt und die Arbeitnehmer die versicherten Personen sind
In der Regel handelt es sich um Gruppenverträge mit privaten Krankenversicherungen, bei denen der Betrieb die Beiträge ganz oder teilweise übernimmt. Für Führungskräfte, die privat krankenversichert sind, können auch eigene Tarife abgeschlossen werden.
Ein besonderer Vorteil: ab einer Anzahl von 10 versicherten Personen entfällt meist die Gesundheitsprüfung. Die Aufnahme erfolgt unkompliziert, und es sind keine individuellen Anträge notwendig. Leistungen können oft sofort genutzt werden – unabhängig vom Gesundheitsstatus des Mitarbeitenden.
Vorteile für Unternehmen: Mehr als nur ein Benefit
In Zeiten von Fachkräftemangel, demografischem Wandel und wachsender Gesundheitskosten wird es immer wichtiger, Anreize zu schaffen, die über das Gehalt hinausgehen.
Die betriebliche Krankenversicherung bietet Unternehmen zahlreiche Vorteile:
- Positionierung als attraktiver Arbeitgeber: Eine bKV signalisiert Wertschätzung und Fürsorge.
- Stärkung der Mitarbeiterbindung: Beschäftigte bleiben eher, wenn sie sich gut versorgt fühlen.
- Wettbewerbsvorteil: Da die bKV noch nicht sehr verbreitet ist, können sich auch kleine und mittelständische Unternehmen mit einem überschaubaren Budget einen Wettbewerbsvorteil verschaffen.
- Reduktion von Ausfallzeiten: Gesundheitsvorsorge kann Krankheitsphasen verkürzen oder vermeiden helfen.
- Geringer Verwaltungsaufwand: Die Abwicklung erfolgt in der Regel über digitale Portale der Versicherer.
Was haben Mitarbeitende davon?
Auch auf Seiten der Beschäftigten überzeugt die bKV mit einer Vielzahl an Vorteilen:
- Privater Zusatzschutz ohne Mehrkosten: Der Arbeitgeber trägt in vielen Fällen die Beiträge.
- Schnelle Erstattung und moderne Services: Viele Versicherer bieten Apps zur Abrechnung, oft mit Direktüberweisung.
- Leistungen ohne Gesundheitsprüfung: Gerade Menschen mit Vorerkrankungen profitieren.
- Optionale Mitversicherung von Angehörigen: Häufig können Partner:innen oder Kinder zu attraktiven Konditionen mitversichert werden.
Leistungsbereiche: Von Zahnvorsorge bis Online-Sprechstunde
Die Vorteile einer betrieblichen Krankenversicherung (bKV) sind grundsätzlich branchenübergreifend, können jedoch je nach Branche unterschiedliche Schwerpunkte und Auswirkungen haben.
Hier einige Beispiele, wie sich die Vorteile in verschiedenen Branchen unterscheiden können:
Bürobasierte Branchen
In Branchen mit überwiegend sitzenden Tätigkeiten (z.B. IT, Finanzdienstleistungen) können folgende Aspekte besonders relevant sein:
- Vorsorgeuntersuchungen und ergonomische Beratungen zur Prävention von Rückenproblemen und anderen Beschwerden durch langes Sitzen.
- Sehhilfen und Operationen zur Behebung von Fehlsichtigkeit, da Bildschirmarbeit die Augen stark beansprucht.
- Stress-Management-Programme und psychologische Unterstützung, um mentale Belastungen zu reduzieren.
- Online-Sprechstunden mit Ärzt:innen: Zugang zu telemedizinischen Beratungen – oft rund um die Uhr, auch an Wochenenden oder Feiertagen.
Physisch anspruchsvolle Branchen
In Branchen mit körperlich fordernden Tätigkeiten (z.B. Baugewerbe, Logistik) können diese Vorteile besonders wichtig sein:
- Umfassende physiotherapeutische Behandlungen und alternative Heilmethoden zur Behandlung von Verschleißerscheinungen.
- Schneller Zugang zu Fachärzten und Spezialisten bei arbeitsbedingten Verletzungen oder Beschwerden, auch im Krankenhaus.
- Präventive Maßnahmen wie Rückenschulungen oder Ernährungsberatung zur Erhaltung der körperlichen Fitness.
Dienstleistungsbranchen mit Kundenkontakt
Für Branchen mit häufigem Kundenkontakt (z.B. Einzelhandel, Gastgewerbe) können diese Aspekte von besonderer Bedeutung sein:
- Zahnersatz und Zahnerhalt, da ein gepflegtes Erscheinungsbild oft wichtig ist.
- Schnelle Behandlung bei Infektionskrankheiten, um Ausfallzeiten zu minimieren.
- Schnellere Terminvergabe bei Fachärzt:innen: Durch spezielle Serviceleistungen der Versicherer werden lange Wartezeiten deutlich reduziert.
Kreative und innovative Branchen
In Branchen, die auf Kreativität und Innovation setzen (z.B. Werbung, Forschung und Entwicklung), können folgende Vorteile hervorstechen:
- Alternative Behandlungsmethoden wie Naturheilverfahren: Kostenübernahme für Heilpraktiker:innen, Osteopathie oder Akupunktur.
- Präventive Gesundheitsmaßnahmen zur Steigerung der kognitiven Leistungsfähigkeit.
- Flexible und umfassende Versicherungspakete, die individuell auf die Bedürfnisse der Mitarbeiter zugeschnitten sind, z.B. Vorsorgeleistungen: Erweiterte Check-ups, Hautkrebsscreening oder Krebsvorsorgeuntersuchungen sowie flexibles Gesundheitsbudget. Ein festgelegter Betrag pro Jahr (z. B. 600 €), den die Mitarbeitenden individuell einsetzen können – je nach persönlichem Bedarf.
Die genaue Ausgestaltung und Schwerpunktsetzung der bKV sollte jedoch an die spezifischen Anforderungen und Risiken der jeweiligen Branche angepasst werden, um den maximalen Nutzen für Arbeitgeber und Arbeitnehmer:innen zu erzielen.
Einführung einer bKV im Unternehmen: So gelingt es
Die Implementierung einer bKV im Unternehmen ist weniger aufwendig als viele vermuten.
Die Erfahrung zeigt, wie wichtig eine strukturierte Vorgehensweise ist:
- Bedarf und Zielgruppen analysieren
- Anbieterauswahl treffen
- Passenden Tarif wählen
- Interne Kommunikation aufsetzen
- Verwaltung organisieren
Steuerliche und rechtliche Rahmenbedingungen
Die Beiträge zur bKV können unter bestimmten Voraussetzungen steuer- und sozialversicherungsfrei sein – insbesondere dann, wenn sie im Rahmen der 50 Euro Freigrenze für Sachbezüge bleiben.
Studienlage: Gesundheit als Benefit mit Signalwirkung
Eine Studie der Techniker Krankenkasse zeigt, dass für rund 60 % der Beschäftigten betriebliche Gesundheitsangebote ein Grund sind, einem Arbeitgeber treu zu bleiben. Auch das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) betont in einer Untersuchung die positiven Effekte der bKV auf Zufriedenheit und Loyalität.
Persönliche Einordnung: Warum betriebliche Krankenversicherung zukunftsweisend ist
Die bKV ist nicht nur ein modernes HR-Instrument, sondern auch ein echter Beitrag zu Lebensqualität und Fürsorgekultur im Unternehmen. Sie schafft Wahlfreiheit und Sicherheit – und genau das wünschen sich viele Beschäftigte heute.
Fazit: Gesundheit strategisch denken
Die betriebliche Krankenversicherung ist ein sinnvoller Bestandteil moderner Benefits. Sie vereint Gesundheitsförderung, Wertschätzung und Wirtschaftlichkeit – ein echter Gewinn für beide Seiten.