Verdeckter Arbeitsmarkt

Verdeckter Arbeitsmarkt: für Führungskräfte der Schlüssel zum Erfolg

Wer eine Führungsposition anstrebt, wird sie nur selten auf den bekannten Jobportalen finden. Gerade im Führungskräftebereich erfolgen Stellenbesetzungen häufig außerhalb öffentlicher Ausschreibungen – leise, diskret und gezielt. Vor allem persönliche Netzwerke entscheiden maßgeblich darüber, wer überhaupt in den engeren Kreis gelangt. Insider-Einblicke von Gastautor Dominik Roth.

70% der Führungspositionen auf verdecktem Arbeitsmarkt

Schätzungen zufolge werden bis zu 70% aller Führungspositionen über diesen verdeckten Arbeitsmarkt vergeben. Wer sich mit diesen Mechanismen nicht auseinandersetzt, läuft Gefahr, Karrierechancen zu verpassen. Dieser Beitrag beleuchtet, wie der verdeckte Arbeitsmarkt funktioniert, welche Dynamiken ihn prägen und welche konkreten Strategien Führungskräfte benötigen, um sich darin erfolgreich zu positionieren.

Einblick in ein vielschichtiges System

Die Suche nach einer neuen Position verläuft auf dem Arbeitsmarkt sehr unterschiedlich – insbesondere wenn man den Fachkräftemarkt dem Führungskräftemarkt gegenüberstellt. Fachkräfte wie IT-Experten, Ingenieure oder Controller sind derzeit stark nachgefragt. Für sie existieren zahlreiche offen ausgeschriebene Stellen auf bekannten Jobportalen und selbst bei Initiativbewerbungen ohne konkrete Ausschreibung erhalten viele von ihnen schnell mehrere Angebote.

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Für Führungskräfte hingegen ist die Situation diametral. Plattformen wie StepStone oder andere Stellenbörsen sind für diese Zielgruppe nur bedingt relevant, da viele Führungspositionen nie den Weg in die öffentliche Ausschreibung finden. Auf dieser Ebene erfolgt die Stellenbesetzung überwiegend über persönliche Netzwerke.

Entscheider wie Aufsichtsräte, Beiräte, Vorstände, Unternehmer oder Private-Equity-Gesellschaften greifen zunächst auf ihr eigenes Netzwerk zurück, um geeignete Personen zu identifizieren. Erst wenn sich dort niemand finden lässt, werden öffentliche Ausschreibungen geschaltet oder Headhunter beauftragt. Netzwerke sind der Prio-Kanal für den verdeckten Arbeitsmarkt.

Diese Vorgehensweise hat klare Vorteile für Unternehmen: Sie spart Zeit und Kosten, reduziert das Risiko von Fehlbesetzungen und ermöglicht eine diskrete Steuerung sensibler Personalentscheidungen. Für Führungskräfte bedeutet das jedoch, dass sie vor allem über gezielte Positionierung und aktive Netzwerkpflege Zugang zu diesem verborgenen Teil des Arbeitsmarkts erhalten.

Das Eisbergmodell: Sichtbare und verborgene Potenziale

Um die Funktionsweise des Arbeitsmarkts für Führungskräfte besser zu verstehen, bietet das Eisbergmodell eine gute Metapher. Es zeigt, dass der öffentlich einsehbare, offene Stellenmarkt lediglich die sichtbare Spitze des Eisbergs bildet – ein kleiner Ausschnitt, der stark umkämpft ist und nur begrenzte Möglichkeiten bietet. Der weitaus größere Teil des Arbeitsmarkts liegt hingegen unter der Wasseroberfläche. Hier warten die meisten Positionen und vor allem gibt es weniger Wettbewerb, da der Zugang ausschließlich über persönliche Kontakte, Netzwerke und diskrete Kanäle erfolgt.

Für Führungskräfte bedeutet das: Wer sich ausschließlich auf die sichtbare Spitze konzentriert, konkurriert um eine geringe Zahl an Positionen – meist in einem überlaufenen Umfeld. Wer hingegen bereit ist, in den Aufbau tragfähiger Beziehungen und in die eigene Positionierung zu investieren, verschafft sich Zugang zu jenem verborgenen Teil des Eisbergs – dorthin, wo attraktive Möglichkeiten oft unbemerkt und mit deutlich weniger Konkurrenz entstehen.

Viele Führungskräfte vernachlässigen jedoch genau diesen Aspekt und kümmern sich vor lauter Arbeit kaum um die Entwicklung strategischer Netzwerke. Das stellt ein großes Problem dar, denn der Aufbau und die Pflege professioneller Beziehungen sind entscheidend für den Zugang zu Karrierechancen.

Der Zugang zu den Entscheidungsträgern

Führungskräfte, die in den Kreisen von Aufsichtsräten, Gesellschaftern oder Investoren bereits bekannt sind, starten mit einem deutlichen Vorsprung. Deshalb ist es entscheidend, den eigenen Wirkungskreis bewusst und kontinuierlich auszubauen. Solche Netzwerke entstehen nicht nebenbei, sondern sind das Ergebnis gezielter, langfristiger Beziehungspflege. Wer den verdeckten Arbeitsmarkt erfolgreich nutzen möchte, muss verschiedene Maßnahmen gleichzeitig verfolgen.

Der erste Schritt sollte darin bestehen, das eigene Netzwerk systematisch zu analysieren. Dabei sollte zunächst der Ist-Zustand erfasst werden:

  • Wer gehört bereits zu meinem beruflichen Umfeld?
  • Welche Personen fungieren als Multiplikatoren, Fürsprecher oder Türöffner?

Im Anschluss daran gilt es, gezielt bestehende Lücken zu identifizieren – beispielsweise in Bezug auf Branchen, Regionen oder bestimmte Unternehmensformen, die bislang unterrepräsentiert sind.

Um diese Analyse greifbar zu machen, können Mapping-Tools oder auch einfache Excel-Tabellen eingesetzt werden. Sie helfen dabei, das bestehende Netzwerk visuell darzustellen, Potenziale zu erkennen und gezielte Maßnahmen für den weiteren Auf- und Ausbau zu planen.

Gezielt in Kontakt treten – wann immer es sich anbietet

Ein weiterer Aspekt erfolgreicher Netzwerkpflege ist außerdem die strategische und kontinuierliche Betreuung bestehender Kontakte – und zwar unabhängig davon, ob aktuell ein konkretes Anliegen besteht. Beziehungen sollten nicht erst dann aktiviert werden, wenn man selbst etwas benötigt. Vielmehr geht es darum, langfristig Vertrauen und Verlässlichkeit aufzubauen.

In der Praxis lässt sich das durch regelmäßige Check-ins umsetzen, etwa in Form kurzer Nachrichten, persönlicher Glückwünsche oder relevanter Empfehlungen. Dabei gilt das Prinzip: Geben kommt vor Nehmen. Wer zunächst Mehrwert bietet – sei es durch Einladungen, interessante Hinweise oder hilfreiche Verbindungen –, stärkt nicht nur die Beziehung, sondern positioniert sich zugleich als wertvoller Gesprächspartner im Netzwerk.

Ferner bieten unterschiedliche Anlässe die Möglichkeit des Austauschs. Hierzu gehören beispielsweise:

  • Branchenevents und Fachkongresse: Präsenz, Panels, Vorträge oder gezielte Gespräche auf Veranstaltungen sind hervorragende Gelegenheiten zum Aufbau strategischer Kontakte.
  • Fachverbände und Arbeitskreise: Wer sich dort engagiert, begegnet häufig Entscheidern auf Augenhöhe.
  • Private Kontakte und Alumni-Netzwerke: Alte Verbindungen aus Studium, Unternehmenskarriere oder Verbänden sind oft unterschätzte Ressourcen.
  • Mentoring und Advisory Boards: Auch Tätigkeiten als Mentor oder Beirat bieten Schnittstellen zu Top-Kreisen.
  • Die effizienteste Möglichkeit ist und bleibt jedoch die gezielte Direktansprache von Entscheidern, die Unternehmen verantworten, die dem eigenen Sweet-Spot entsprechen.

Das eigene Profil auf LinkedIn attraktiv gestalten

Um für Headhunter und Entscheider sichtbar und interessant zu sein, ist es außerdem wichtig, das eigene LinkedIn-Profil strategisch und professionell zu gestalten. Grundlage dafür ist eine geschärfte Positionierung, die sich durch ein klares Selbstbild, eindeutige Alleinstellungsmerkmale und eine konsistente Kommunikation auf dem Profil auszeichnet.

Dabei geht es nicht primär um die aktive Ansprache von Headhuntern, sondern vielmehr um eine reaktive Herangehensweise: Das Profil sollte so gestaltet sein, dass es auffindbar ist. Es geht weniger um eine ausführliche Darstellung als um die richtigen Schlagworte. So erhöht man die Wahrscheinlichkeit, von Headhuntern oder relevanten Entscheidern gefunden und kontaktiert zu werden und deckt einen kleinen Teil des verdeckten Arbeitsmarktes ab.

Geduld und Ausdauer: Erfolg braucht Zeit

Der Zugang zum verdeckten Arbeitsmarkt ist kein kurzfristiges Unterfangen. Wer glaubt, diesen mit wenigen schnellen Maßnahmen erschließen zu können, unterliegt einem Irrtum. Netzwerke entwickeln sich über längere Zeiträume hinweg – sie müssen wachsen, gepflegt und gefestigt werden. Ebenso entfalten persönliche Empfehlungen nicht über Nacht ihre Wirkung. Führungskräfte, die diesen Weg einschlagen, sollten bereit sein, stetig in ihre Beziehungen, ihre Sichtbarkeit und ihre strategische Positionierung zu investieren.

Fokussieren sich Führungskräfte ausschließlich auf schnelle Erfolge, verpassen sie die nachhaltigen Chancen, die dieser verdeckte Markt bietet. Deshalb gilt: Dranbleiben, auch wenn die ersten Rückmeldungen auf sich warten lassen.

Fazit: Den verdeckten Arbeitsmarkt gezielt erschließen

Der verdeckte Arbeitsmarkt ist kein exklusiver Zirkel, sondern ein alternativer Zugang zu beruflichen Chancen – allerdings erfordert er eine andere Herangehensweise als der öffentlich sichtbare Stellenmarkt. Führungskräfte, die bereit sind, strategisch zu netzwerken, ihre digitale Sichtbarkeit gezielt zu gestalten und den nötigen langen Atem mitbringen, verschaffen sich klare Vorteile im Wettbewerb um attraktive Führungspositionen.

Dabei ist entscheidend zu verstehen: Ein wirkungsvolles Netzwerk entsteht nicht allein durch das Sammeln von Kontakten, sondern durch nachhaltige, vertrauensvolle Beziehungspflege.

Wer diesen Ansatz frühzeitig verfolgt und kontinuierlich verfolgt, kann das Potenzial des verdeckten Arbeitsmarkts aktiv und wirksam für die eigene berufliche Entwicklung nutzen.

Dominik Roth

Dominik Roth

Dominik Roth ist Headhunter und Partner bei der globalen Personalberatung Mercuri Urval, die auf die Vermittlung und Potenzialbeurteilung von Führungskräften spezialisiert ist. Er unterstützt Technologieführer aus dem industriellen Mittelstand sowie Hidden Champions vollumfänglich in den Bereichen Headhunting und Management-Diagnostik. Er bringt hierfür Erfahrung aus mehr als 400 Executive Searches und hunderten von Executive Assessments mit.

Außerdem ist er der Host des populären Karriere-Podcasts „CEO Career Code“.

>> LinkedIn Profil von Dominik Roth

>> Website von Mercuri Urval

 

 

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