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„Bullshit-Jobs“: Wenn die Arbeit keinen Sinn ergibt

Sie wissen eigentlich selbst gar nicht genau, was und wofür Sie arbeiten? Und ob Sie damit überhaupt zum Erfolg des Unternehmens beitragen? Dann haben Sie womöglich einen „Bullshit-Job“.

Darunter versteht man eine Tätigkeit, die von den Ausführenden selbst als überflüssig oder bedeutungslos empfunden wird. Diese Jobs tragen wenig zur Wertschöpfung oder zum gesellschaftlichen Fortschritt bei, obwohl sie in bürokratischen Strukturen oder modernen Dienstleistungssektoren oft fest verankert sind. Das Karrieretag.org-Trendbarometer befragte 550 Besucher der bundesweiten Jobmessen nach ihrer persönlichen Betroffenheit sowie den möglichen Ursachen und Folgen des Phänomens.

Häufig Zweifel am gesellschaftlichen Wert der eigenen Arbeit

Ein gutes Drittel aller Befragten kann in der eigenen Arbeit keinen gesellschaftlichen Nutzen zu erkennen. Auffällig: Die gesellschaftliche Relevanz der eigenen Tätigkeit wird umso größer eingeschätzt, je höher der eigene Rang im Unternehmen ist. Satte 68% der Team-, Abteilungs- oder Bereichsleiter erkennen in ihrer Tätigkeit einen echten gesellschaftlichen Mehrwert. Bei Mitarbeitenden ohne Führungsverantwortung sind dies nur 52%.

Der eigene Beitrag zum Unternehmenserfolg

Auch der eigene Beitrag zum Unternehmenserfolg scheint für viele fraglich: So geben die Mitarbeitenden ohne Führungsverantwortung an, dass geschätzt nur 56% ihrer täglichen Arbeit „wirklich zum Unternehmenserfolg beitragen“ würden. Bei den Führungskräften fällt dieser Wert mit 69% deutlich höher aus. Immerhin sind sich beide Gruppen mit jeweils rund 65% Zustimmung darüber einig, dass ihr Job auch dann weitergeführt werden müsse, wenn ihre Rolle plötzlich verschwinden würde.

Viele Aufgaben einfach nur unnötig?

Quer durch alle Hierarchieebenen sind 27% aller Befragten der Ansicht, dass viele Aufgaben nur dazu dienten, beschäftigt zu wirken. Immerhin 46% meinen aber auch, dass ihre Aufgaben einem klaren Zweck dienen würden. Spannend auch, wie die Antwortgeber die Situation im Hinblick auf die eigenen Kollegen einschätzen: hier gibt fast die Hälfte (48 %) an, dass „viele Kollegen ebenfalls unnötige Arbeit verrichten“ würden.

Ungenügend informiert

Oftmals fühlen sich Mitarbeiter ungenügend über den Sinn ihrer Arbeit informiert: 42% aller Antwortgeber sind der Meinung, dass ihnen ihre Vorgesetzten Aufgaben zuteilen würden, von denen sie nicht wüssten, „ob sie überhaupt benötigt werden“. Auch bei einem weiteren Aspekt kommen Vorgesetzte nicht gut weg: 40% aller Befragten geben an, dass ihre Vorgesetzen „gerne Mitarbeiter sammeln, um sich wichtiger zu fühlen“. Dass rund 41% darüber klagen, „mehr mit der Verwaltung von Aufgaben beschäftigt zu sein als mit deren Abarbeitung“, vermag dann nicht mehr besonders zu überraschen.

Abwesenheit ohne Folgen?

Drastisch fällt die Zustimmung der Befragten auch zu der Aussage aus, dass sich ein etwaiges längeres Fernbleiben von der Arbeit nicht negativ auf den Erfolg des Unternehmens auswirken würde: 49% der Antwortgeber ohne Führungsverantwortung sind dieser Ansicht. Unerwartet: Mit exakt 40 Prozent Zustimmungsquote fällt der Wert bei den Führungskräften ebenfalls recht hoch aus. Und 27% sind generell der Überzeugung, dass sie „ohne Probleme durch eine KI ersetzt“ werden könnten. Möglicherweise ein weiterer Indikator für die sich abzeichnende KI-Revolution in der Arbeitswelt.

Schockierend: In Deutschland wird kaum gelobt

In nahezu jedem Führungskräftetraining wird gebetsmühlenartig wiederholt: Lob ist ein mächtiges Werkzeug und hat vielfältige positive Auswirkungen auf die Motivation, Zufriedenheit und Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter. Umso schockierender sind die Ergebnisse der Karrieretag.org-Befragung: Unglaubliche 62% (!) der Befragten ohne Führungsverantwortung geben an, kein Lob für ihre Arbeit zu erhalten. Und selbst unter den Führungskräften bleiben 52% ungelobt.

Maßnahmen gegen den „Bullshit“

Die Befragten gaben aber auch an, was Unternehmen tun könnten, um „Bullshit-Jobs“ und unnötige Arbeit zu vermeiden – oder zu reduzieren: Vor allem wurde den Forderungen zugestimmt, Aufgaben regelmäßig auf „Relevanz und Sinnhaftigkeit zu prüfen“ (56 %), klare Unternehmensziele zu formulieren, die bis in die Teams hineinwirken (52 %), Bürokratie abzubauen (51 %), Führungskräfte besser auszubilden (49 %) und flache Hierarchien zu etablieren (41 %). Auch die Automatisierung von Routineaufgaben (38 %), weniger Meetings (27 %) und Reportings (1 7 %) scheinen den Befragten geeignet, die Situation zu verbessern.

Alles „Bullshit“, oder was?

Nein. Trotz der vielen augenscheinlichen Defizite in der Organisationsstruktur und Führungskultur geben nur 17 Prozent der Befragten explizit an, einen „Bullshit-Job“ zu haben, auch wenn es sich für 37% „manchmal so anfühlt“. Das sollten Unternehmen als Aufforderung begreifen, ihre Aufbau- und Ablauforganisationen kritisch zu hinterfragen und noch mehr Wert auf die Ausbildung ihrer Führungskräfte zu legen.

Die Ergebnisse sind auch auf einen nachhaltigen Wandel im Selbstverständnis der Beschäftigten zurückzuführen: Mitarbeiter begreifen sich heute nicht mehr als stille und passive Erfüllungsgehilfen, sondern wollen Sinn und Zweck ihrer Arbeit verstehen. CEOs und Führungskräfte sind mehr denn je dazu angehalten, ein Klima der Transparenz zu schaffen und Mitarbeiter stärker in Entscheidungsprozesse miteinzubeziehen.

Quelle: Pressemitteilung von Karrieretag.org

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Stefan Scheller

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