Wie wird sich die Zukunft der Arbeit entwickeln? Arbeiten Mitarbeitende alle wieder vor Ort oder remote? Welche Möglichkeiten bietet eine hybride Vorgehensweise? Einblicke in die Vergütungsstudie von Ravio von Julia Frey und Nico Kaml.
Office-Work, Remote und wieder zurück?
Die Möglichkeiten für Hybride und Remote-Arbeit wurden bis vor wenigen Jahren selten angeboten. Stattdessen war Büroarbeit weitgehend die Norm, mit der Ausnahme von gelegentlichen Homeoffice-Tagen für vertrauenswürdigste Mitarbeitende oder gar nur Führungskräfte.
All das änderte sich bekanntlich mit den Covid-19-Lockdowns 2020 und 2021, wodurch Homeoffice über Nacht zur Notwendigkeit wurde. Mittlerweile ist Remote-Arbeit wiederum nicht mehr zwingend erforderlich.
Dennoch ist flexibles Arbeiten in der Tat etwas, das die Mehrheit der Mitarbeitende gerne beibehalten möchte. Studien legen sogar nahe, dass bis zu 77% der Mitarbeitende sich nach einer anderen Arbeitsstelle umsehen würden, wenn die flexiblen Arbeitsbedingungen ihres Arbeitgebers reduziert werden würden (Greenhouse, 2023).
Wie sieht es mit dem Blickwinkel der Arbeitgeber aus? Überprüfen Unternehmen ihre flexiblen Arbeitsrichtlinien? Und wenn ja, welche Änderungen sind für 2024 geplant? Mittels der Vergütungsstudien von Ravio beleuchten wir diese Fragen genauer.
Bieten die meisten Unternehmen ihren Teams heute Remote-Arbeitsmöglichkeiten an?
Trends zur Remote-Arbeit im Vereinigten Königreich
Der kürzlich veröffentlichte Bericht von Ravio über Vergütungstrends in der europäischen Tech-Branche zeigt, dass 77% dieser Unternehmen im Vereinigten Königreich heute hybrides Arbeiten anbieten.
Diese Gruppe von Unternehmen bietet am häufigsten (37% der Unternehmen) zwei obligatorische Bürotage pro Woche an, während die Mitarbeitende an den verbleibenden drei Arbeitstagen von zu Hause aus arbeiten können. Im Gegenzug dazu geben fast ein Drittel (30%) der Unternehmen im Vereinigten Königreich an, der gesamten Belegschaft vollständige Remote-Arbeiten zu gewähren.
Trends zur Remote-Arbeit in Deutschland
Wie verhalten sich hierzu Arbeitgeber mit Hauptsitz in Deutschland?
Die Daten von Ravio zeigen, dass deutsche Technologieunternehmen noch wahrscheinlicher hybride und Remote-Arbeitsmöglichkeiten anbieten. 40% der deutschen Unternehmen ermöglichen es ihren Mitarbeitenden, vollständig remote zu arbeiten, und 90% der deutschen Unternehmen bieten ein hybrides Arbeitsmodell an.
Deutsche Arbeitgeber mit hybriden Arbeitsmodellen erwarten jedoch mehr Präsenzzeit im Büro als ihre britische Vergleichsgruppe. Die meisten (29%) verpflichten Mitarbeitende an drei Tagen pro Woche ins Büro zu kommen – im Vergleich zu zwei im Vereinigten Königreich.
Werden Remote-Beschäftigte besser oder schlechter bezahlt?
Mit steigender Anzahl an Remote-Angestellten und bekanntlich stark regional variierenden Gehältern müssen sich Arbeitgeber nun öfter fragen, ob Gehälter für Remote-Angestellte lokalisiert werden sollen.
Ravios Daten zeigen, dass es sowohl in Deutschland als auch im Vereinigten Königreich etwa eine 50/50-Aufteilung zwischen Unternehmen gibt, die Gehälter für Remote-Angestellte lokalisieren und Unternehmen, die es nicht tun. Die Statistik spiegelt die Realität wider: Es sprechen verschiedene Argumente für und gegen standortbasierte Bezahlung. Was für ein Unternehmen als geeignet erscheint, kann für ein anderes eine abwegige Entscheidung sein.
Wichtig ist, als HR oder Reward Team einen klaren Ansatz zu definieren. Warum? Weil die Arbeit von Teammitgliedern an verschiedenen Standorten zwangsläufig zu komplexeren Vergütungsgesprächen und -entscheidungen führt. Ist es zum Beispiel fair, dass zwei Mitarbeitende dasselbe verdienen, auch wenn die Miete an einem ihrer Standorte um 50% höher ist? Oder: Wenn ein Teammitglied wegzieht und vollständig remote arbeitet, sollte seine Vergütung überprüft werden?Ein klarer Ansatz im Unternehmen bereitet das Team und Manager mit klaren Begründungen auf solche Fragen vor.
Schicken Unternehmen 2024 ihre Belegschaft zurück ins Büro?
Die Mehrheit der von Ravio befragten Unternehmen plant nicht, ihr Arbeitsmodell (hybrid, remote, im Büro) in den nächsten sechs Monaten zu ändern. 79% sehen vor, ihre aktuelle Arbeitsweise beizubehalten.
Von den 21% der Unternehmen, die ihr Modell im Jahr 2024 anpassen möchten, sehen die meisten vor, die Anzahl der Pflichttage im Büro zu erhöhen oder generell einzuführen. Auf die Frage, warum, nannten die meisten einen Fokus auf den Beziehungsaufbau und die Verbesserung der Zusammenarbeit unter den Teams.
Insgesamt zeigt sich, dass flexible Arbeitsmodelle in 2024 definitiv fortbestehen, wobei der Trend zu mehr Büro und weniger Remote-Arbeit geht.
Was bedeutet das für HR-Teams? Sollten Sie Ihr hybrides Modell für 2024 überdenken?
Es gibt Vor- und Nachteile für alle Arbeitsmodelle. Wie sich zeigt, streben einige Arbeitgeber danach, die Vorteile von gemeinsamer Arbeit an einem Standort zu nutzen. Gleichzeitig zeigen Studien auch, dass Arbeiten von zu Hause aus die Produktivität steigern kann.
Zudem ist es klar, dass Mitarbeitende nach wie vor großen Wert auf flexible Arbeitszeiten legen. Die Mitarbeiterumfrage von EY im Jahr 2023 ergab, dass die Hälfte der Beschäftigten höchstens einmal pro Woche ins Büro gehen möchte und ein Drittel lieber einen kompletten Remote-Job hätte. Mit anderen Worten: Remote- und Hybride-Angebote sind nach wie vor entscheidend, um Talente anzuziehen und zu halten.
Mit Pro- und Kontra-Argumenten auf beiden Seiten müssen HR-Teams herausfinden, was tatsächlich am besten für ihr Unternehmen und ihr Team funktioniert.
Wir machen Ihnen ein paar Vorschläge:
- Vermeiden Sie extreme Wechsel des Arbeitsmodells. Da nun viele Mitarbeitende eine Vorliebe für Remote- oder hybrides Arbeiten haben, könnte eine drastische Änderung Ihres Arbeitsmodells, um das Team wieder ins Büro zu bringen, die Moral und Bindung der Belegschaft gefährden. Vermutlich ist ein Gleichgewicht zwischen Remote-, Hybrid- und Büroarbeit die bessere Wahl.
- Transparente Kommunikation ist das A und O. Wenn Sie mehr Bürotage einführen, wird die Kommunikation der Pläne und die zugrunde liegenden Gründe dazu beitragen, dass die Mitarbeitenden die Entscheidung verstehen und sich anpassen können. Noch besser: Wenn Sie Ihre Belegschaft durch Umfragen und Interviews in die Entscheidung mit einbeziehen können. Ebenso ist bei Beibehaltung einer Remote- oder Hybrid-Kultur eine ausgezeichnete Kommunikation entscheidend, um sicherzustellen, dass das Team trotz unterschiedlicher Arbeitsorte vereint bleibt.