Redewendungen in den HR-Kontext gedreht

Quo vadis, Redewendung im HR?

Redewendungen sind toll. Noch mehr, wenn man sie im HR-Kontext verwendet. Ein Versuch, sieben etablierten Weisheiten, altbewährten Sprichwörtern und feststehenden Begrifflichkeiten etwas HR-bezogenen Wankelmut beizubringen von Gastautorin Carina Bayerlein.

Tu Gutes und sprich nicht darüber!

Natürlich ist es arbeitspsychologisch von Vorteil, auf Gelungenes hinzuweisen und oft zu betonen, was man für den Unternehmenserfolg getan hat. Insbesondere wenn es anderen nicht oder nicht mehr möglich ist, gute Taten direkt zu beobachten.

Hier hilft uns der Framing Bias – je nachdem, in welches Licht wir uns selbst rücken, können wir unseren, von anderen wahrgenommenen Erfolg im Unternehmen selbst mitbestimmen. In Lebensläufen oder Referenzschreiben ist es der zeitlichen Versetztheit wegen wichtig, gute Taten schriftlich aneinander zu reihen.

Aber wenn wir ehrlich sind, garantieren endlos selbstverliebte Ego-Monologe ein Abschweifen der Zuhörerschaft. Wenn wir alle weniger über gute Taten sprächen, bliebe jedem von uns mehr Zeit, die eigenen und anderen zu beobachten.

Also Gutes tun, und gut ist. Denn die richtige Gesellschaft sieht und erkennt gute Taten.

Kommt Zeit, geht Rat.

Ja, wer zu lange wartet, Ratschläge in die Tat umzusetzen, der riskiert ihre Wirksamkeit. Und manchmal, wenn wir Ratschläge guter Kollegen zu lange ignorieren, erziehen wir sie langfristig dazu, uns keine mehr zu geben. Auch nicht gut.

Es gibt nichts Gutes, außer: man hat es getan.

Oft vergessen wir, dass die Dinge, um existent zu werden, auch getan werden müssen. Also sorry Erich, aber so lange etwas nicht im Kasten ist, ist der gute Gedanke daran es hypothetisch tun zu können, nichts als Schall und Zukunft, versteckt im Wolfspräsens.

Im Festen nichts Neues.

Was sich nicht ändert, kann auch nichts Innovatives hervorbringen. Das bedeutet nicht, dass wir Gewohnheiten, Tätigkeiten, oder Teams ständig wechseln sollten, um dauerhaft inspiriert zu bleiben. Eine physikalische Durchmischung setzt jedoch zumindest einen Wechsel des diskutierten Aggregatszustands voraus.

So auch in Organisationen: Wenn denn das Gefäß, sprich der Rahmen, definiert ist, ist der geschlossene Freiraum gegeben, in dem sich flüssige und gasförmige Teilchen sicher und gut bewegen und miteinander reagieren können.

Ich sehe was, was du nicht bist.

Eine Steilvorlage für einen weiteren neben dem oben genannten Framing-Bias? Vielleicht sogar für gleich mehrere! Ein häufiger Ursprung unserer Wahrnehmungsverzerrung ist es, von dem, was wir selbst sehen oder tun, zu schließen auf das, was ist.

Das kann in der Beurteilerverzerrung im Recruiting folgendermaßen aussehen: Primacy-Effekte (der erste Eindruck, der nur schwer durch viele weitere verändert werden kann) oder Halo-Effekte (ein besonderes Attribut überstrahlt viele weitere) sind solche, die aus Einem auf Vieles schließen lassen.

Der False-Consensus-Effekt besagt, dass wir davon ausgehen dass andere dieselben Eindrücke von Dingen haben, wie wir und wir deshalb fälschlicherweise von einem Konsens, einer Übereinstimmung anderer Ansichten und unserer ausgehen. Der Tendenz-zur-Mitte-Effekt beschreibt ein Phänomen, bei welchem wir alle Beurteilten etwa gleich durchschnittlich sehen und ihnen ein mittelmäßiges Zeugnis ausstellen, trotz ihrer möglicherweise großen individuellen Unterschiede. Sicher ist die Liste nicht vollständig, um zu beschreiben, dass wir an anderen häufig etwas sehen, was sie nicht sind.

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Sag vielmals nie.

Wir haben es mit verklausuliert offen gehaltenen Arbeitsangeboten wie mit Bewerbenden in dauerhaft passiver Jobsuche: Wer niemals nie sagt, bleibt immer unverbindlich. Und nicht Vieles stört uns heutzutage mehr und ist gleichzeitig so verbreitet wie unser permanentes Nichtfestlegenwollen.

Also: Lieber entschieden endgültig ablehnen, als Dinge nicht zu Ende zu bringen.

Erst die Arbeit, das Vergnügen!

Natürlich ist sie jedem einmal überdrüssig. Aber wir verbringen nun mal in der Regel einen erheblichen Teil unserer Zeit mit ihr, der Arbeit. Wir sollten Jobs haben, die uns Vergnügen bereiten und uns nicht als notwendige Last vor der zu verdienenden Lust stehen. Ein Hoch also auf die Apposition!

Welche hier noch nicht genannten Redewendungen verdienen eine Generalüberholung mit Personalmanagementbezug? Schreiben Sie mir gerne und ich versichere, darüber nachzudenken.

Carina Bayerlein

Carina Bayerlein

Carina Bayerlein, M.Sc. Arbeitsmarkt und Personal, begeistert sich für Personaltechnologien, Psychologie und People Analytics ebenso wie Kommunikationsverhalten in Organisationen. Als TEDxSpeakerin referierte sie über den Wert spaltender Konfliktgespräche.

Sie ist zurzeit in der Geschäftsfeldentwicklung bei Kaspar Schmauser und im HR-Projektmanagement bei 8vance tätig.

In ihrer Freizeit ist sie als Tanzsporttrainerin und Standardtänzerin oder bei Koch- und Spieleabenden mit Freunden anzutreffen.

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Foto: HINTE Marketing

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