The great resignation - Kündigungswelle erreicht den deutschen Arbeitsmarkt

The Great Resignation: Wie Sie Mitarbeitende langfristig binden

Unter dem Begriff „The Great Resignation“ gibt es aktuell signifikante Verwerfungen auf dem US-amerikanischen Arbeitsmarkt. Die große Kündigungswelle ist angelaufen – und schwappt zunehmend auch auf den deutschen Arbeitsmarkt über. Was das für Sie als Unternehmen bedeutet und wie Sie Ihre Mitarbeitenden langfristig binden können, beschreibt Lara von Petersdorff-Campen von Evermood.

Lebenslange Arbeitgeber sind passé

Die Zeiten, in denen Beschäftigte den Großteil ihres Lebens bei einem Arbeitgeber bleiben, sind längst vorbei. Doch trotzdem ist das, was gerade passiert, alles andere als normal. Denn einer Studie von Personio zufolge möchte in Deutschland knapp die Hälfte der Berufstätigen den Job wechseln. Hinzu kommt, dass laut EY Jobstudie sich nur noch 22% der Mitarbeitenden ihren Arbeitgebern sehr verbunden fühlen.

Dieses Phänomen trägt den Namen „Great Resignation“ und ließ sich zunächst vor allem in den Vereinigten Staaten beobachten, wo allein im September 2021 ganze 4,4 Millionen Menschen ihre Arbeit verließen. Doch auch in Deutschland haben im Laufe der Pandemie mittlerweile sechs Prozent ihren Job aufgegeben.

Gründe der Great Resignation

Warum aber wechseln gerade jetzt so viele den Job? Welche Faktoren beeinflussen die Entscheidung, sich vom bisherigen Arbeitgeber zu trennen? Entgegen der Vermutung vieler Unternehmen, das Gehalt sei hier der ausschlaggebende Grund, stehen aus Sicht der Beschäftigten ganz andere Faktoren im Fokus. So kam McKinsey & Company in einer Befragung zu dem Ergebnis, dass für sie vor allem folgende Gründe von größter Relevanz waren:

    • Wertschätzung durch das Unternehmen
    • Wertschätzung durch die Führungskraft
    • Zugehörigkeitsgefühl

Es fällt auf, dass Mitarbeitende weniger Wert auf transaktionale Faktoren wie Bezahlung legen und stattdessen relationale Faktoren priorisieren. Doch die Great Resignation lässt sich damit nicht vollständig erklären.

Auch die COVID-19 Pandemie spielt hierbei eine bedeutsame Rolle. Denn während der seit nun knapp zwei Jahren anhaltenden Pandemie hatten Beschäftigte genug Zeit, über ihre Lebens- und Arbeitssituation zu reflektieren. Die Kontaktbeschränkungen ermöglichen es vielen Menschen, in Ruhe Bilanz zu ziehen und sich Gedanken über die Zukunft zu machen.

Hinzu kommt, dass die Pandemie einen erheblichen negativen Einfluss auf das Arbeitsleben vieler Angestellten hat. So fühlen sich ganze 78% laut der Beratungsfirma Workplace Intelligence in ihrem psychischen Wohlbefinden beeinträchtigt. Zudem arbeiten 35% seit Beginn der Pandemie erheblich mehr. Und 41% nehmen keine Trennung mehr zwischen Berufs- und Privatleben wahr. Auch fehlende Aufstiegschancen und mangelnde Wertschätzung für die eigene Arbeit spielen hier eine entscheidende Rolle.

Waren Beschäftigte also schon vor Beginn der Pandemie nicht wirklich glücklich in ihrem Job, wurde dies nur noch verstärkt. Es überrascht deshalb nicht, dass sich viele dazu entscheiden, zukünftig andere Wege einzuschlagen.

Folgen der Great Resignation

Laut einer von Personio und Opinium durchgeführten Studie möchten 45% der Arbeitnehmenden in den nächsten 6-12 Monaten – oder sobald sich die Wirtschaft erholt hat – den Job wechseln. Für Arbeitgeber sind das alles andere als rosige Aussichten. Denn die Fluktuation von Mitarbeitenden kostet nicht nur viel Zeit und Aufwand, sondern auch sehr viel Geld.

Konkret haben Unternehmen unter anderem mit diesen Folgen zu rechnen:

  • Geringerer Profit
  • Niedrige Arbeitsmoral
  • Gestörte Routinen
  • Verlust von Expertise

Hinzu kommt, dass sich diese Faktoren negativ auf das externe Unternehmensbild auswirken. So können gestörte Routinen und verlorene Expertise in einer mangelhaften Kundenbetreuung resultieren, was wiederum zu unzufriedenen Kunden führt. Die Folge: das Image des Unternehmens verschlechtert sich.

Entscheiden sich Beschäftigte dafür, das Unternehmen zu verlassen, machen sich die zurückgebliebenen Angestellten eventuell ebenfalls Gedanken über ihre berufliche Zukunft.

Verschlechtert sich dann auch noch die allgemeine Arbeitsmoral, liegen nur noch mehr Gründe vor, welche gegen ein Verbleiben in der Organisation sprechen. Für Arbeitgeber besteht deshalb das Risiko, sich bald in einem gefährlichen Teufelskreis zu wiederzufinden.

Aus diesem Grund haben Unternehmen ein großes Interesse daran, Mitarbeitende zu halten und langfristig zu binden.

Mitarbeiterbindung als Mittel gegen die Great Resignation

Um sich der Great Resignation entgegenzustellen und Mitarbeitende langfristig zu binden, müssen Arbeitgeber den Anforderungen und Wünschen ihrer Angestellten nachkommen, indem sie Beziehungen und Kompetenzen stärken.

Statt das Gehalt als wichtigsten Hebel einzusetzen, sollten sie vielmehr an der allgemeinen Unternehmenskultur ansetzen. Denn kurz gesagt gilt: Mitarbeitende müssen fühlen, dass sie Teil des Unternehmens sind.

Vor allem Führungskräfte als direktes Bindeglied zwischen Mitarbeitenden und Arbeitgeber sollten die Werte des Unternehmens widerspiegeln und die Kultur aktiv leben. Denn Arbeit ist mehr als nur ein Mittel, um Geld zu verdienen, und Mitarbeitende haben viele Erwartungen, die weit über derartige Rahmenbedingungen hinaus gehen. Wer diese im Unternehmen halten will, muss Beziehungen und Kompetenzen stärken.

Betrachtet man die Faktoren, die Beschäftigten am wichtigsten sind, liegt es nahe, an genau diesen anzusetzen.

Wertschätzung durch die Organisation

Um Mitarbeitende fühlen zu lassen, dass sie vom Unternehmen wertgeschätzt werden, sollten unter anderem folgende Punkte umgesetzt werden:

  • Etablieren einer respektvollen Unternehmenskultur
  • Persönliche Entwicklungsmöglichkeiten
  • Angebote im Bereich Gesundheit
  • Flexibilität und Vertrauen
  • Gute Räumlichkeiten und Ausstattung

Es ist wichtig, Mitarbeitenden von Beginn an zu zeigen, dass sie wichtig für das Unternehmen sind. Durch unterstützende Angebote im Bereich Entwicklung und Gesundheit, Flexibilität und einer respektvollen Unternehmenskultur werden Kompetenzen gestärkt und Angestellte bekommen zu spüren, dass sie mehr sind als nur ein Rad im Getriebe.

Gerade flexible Arbeitsmöglichkeiten sind immer gefragter und können am Ende der Grund sein, weshalb sich Beschäftigte entscheiden zu bleiben.

Wertschätzung durch die Führungskraft

Mitarbeitende sollten erkennen, dass sie Teil des Teams sind und zusammen mit ihrer Führungskraft am selben Strang ziehen. Dies gelingt unter anderem durch folgende Maßnahmen:

  • Entwicklung eines gemeinsamen Führungsverständnisses
  • Führungskräfteschulungen
  • Coachingangebote
  • Leadership Circle
  • Abgestimmte Zieldefinitionen

Führungskräfte sind diejenigen, die die Kultur des Unternehmens am stärksten prägen können. Gut geschulte und unterstützte Führungskräfte können das Arbeitsklima positiv beeinflussen, Mitarbeitende motivieren und gemeinsame Ziele verdeutlichen.

Zugehörigkeitsgefühl

Mitarbeitende möchten spüren, dass sie dazu gehören. Sie möchten mit einbezogen werden und das Gefühl haben, dass ihre Ideen und Perspektiven zum Unternehmenserfolg beitragen. Um ein Gefühl der Zugehörigkeit zu etablieren, können Unternehmen folgende Maßnahmen ergreifen:

  • Mitarbeitendenbefragungen
  • Wünsche hören und Meinungen erfragen
  • Teamevents
  • Feiern von Erfolgen
  • Verwendung der “Wir”– Form in der Kommunikation

Ein offenes Ohr und das Miteinbeziehen der Angestellten erzeugt ein Gefühl der Gemeinsamkeit und zeigt den Mitarbeitenden, dass ihre Meinung zählt. Durch Teamevents werden Beziehungen gestärkt und das gemeinsame Feiern von Erfolgen zeigt, dass alle zum Erreichen der Ziele beigetragen haben.

Fazit zur Great Resignation

Die Umsetzung der hier genannten Punkte kann je nach Status Quo und Teamgröße sehr aufwändig sein. Doch der Aufwand lohnt sich. Es sollte im Interesse eines jeden Unternehmens sein, Mitarbeitende zu fördern, zu unterstützen und auf diese Weise zu langfristig zu binden. Denn starke Mitarbeiterbeziehungen ermöglichen es, gemeinsam an großen Zielen zu arbeiten.

An genau dieser Stelle setzt übrigens auch die digitale Plattform für Mitarbeitendenunterstützung des Berliner Softwareunternehmens Evermood an, das bereits als Startup auf dieser Plattform vorgestellt wurde.

Die Great Resignation wird auch den deutschen Arbeitsmarkt mit voller Wucht erreichen. Am besten schützen können sich Unternehmen, indem sie rechtzeitig und nachhaltig Vorsorge treffen für die Bindung Ihrer Mitarbeitenden.

Lara von Petersdorff-Campen

Lara von Peterdorff-Campen von EvermoodLara von Petersdorff-Campen ist Mitgründerin und Co-CEO von Evermood. Im Frühjahr 2019 gründete sie Evermood gemeinsam mit Marvin Homburg als universitäres Spin-off aus dem Psychologischen Institut der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster.

Sie hat zuvor selbst erlebt, wie schwierig es ist, Fehlverhalten am Arbeitsplatz anzusprechen.

Heute ist es ihre Mission, Organisationen und Beschäftigte zu befähigen, mit einer ganzheitlichen und niedrigschwelligen Lösung proaktiver und effektiver mit Herausforderungen aller Art umzugehen.

 >> zur Website von Evermood

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