IT-Fachkräftemangel: Offene Stellen für IT-Fachkräfte

IT-Fachkräftemangel steigt in 2022 an. Bitkom: 137.000 IT-Fachkräfte fehlen

Der IT-Fachkräftemangel hat sich 2022 verschärft – trotz der schwierigen konjunkturellen Lage, weiterer Krisen und der Verwerfungen, die von dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine ausgehen. Derzeit fehlen in Deutschlands Unternehmen 137.000 IT-Expertinnen und -Experten quer durch alle Branchen, wie eine aktuelle Erhebung des Bitkom zeigt.

IT-Fachkräftemangel laut Bitkom-Studie drängender

Damit liegt die Zahl sogar über dem Vor-Corona-Jahr 2019 mit 124.000 unbesetzten Stellen. Die Corona-Pandemie hatte den Fachkräftemangel in den Jahren 2020 und 2021 leicht abgemildert. 2020 waren 86.000 Stellen für IT-Fachkräfte offen, vor einem Jahr 96.000.

Das sind Ergebnisse der neuen Bitkom-Studie zum Arbeitsmarkt für IT-Fachkräfte, für die 854 Unternehmen aus allen Branchen repräsentativ befragt wurden. Wir erleben auf dem IT-Arbeitsmarkt einen strukturellen Fachkräftemangel. Der Mangel an IT-Fachkräften macht den Unternehmen zunehmend zu schaffen und wird sich in den kommenden Jahren dramatisch verschärfen.

Infografik: IT-Fachkräftebedarf 2022 - 134000 offene Stellen
Quelle: Bitkom Research – Download Grafik

Demografischer Wandel weiterhin Hauptrisiko

Der demographische Wandel führt dazu, dass signifikant weniger junge Menschen mit IT-Qualifikationen auf den Arbeitsmarkt kommen und zugleich scheiden mehr Ältere aus einschlägigen Berufen aus. Der Fachkräftemangel entwickelt sich zum Haupthindernis bei der digitalen Transformation.

Aktuell sagen nur noch 8% der Unternehmen, dass das Angebot an IT-Fachkräften ausreichend ist (2021: 13%), 74% sprechen hingegen von einem Fachkräftemangel (2021: 65%). Und 70% rechnen damit, dass sich der Fachkräftemangel in Zukunft verschärfen wird (2021: 66%), nur noch 2% (2021: 9%) erwarten, dass er abnimmt.

Zuwanderung aus Russland und Belarus: Potenzial von 59.000 IT-Stellen

Rund ein Drittel (37%) der Unternehmen mit offenen IT-Stellen würde IT-Fachkräfte aus Russland oder Belarus einstellen, sofern sie vorher eine behördliche Sicherheitsprüfung durchlaufen haben. Tatsächlich hat aber erst jedes hundertste Unternehmen (1%) IT-Expertinnen oder -Experten aus diesen beiden Ländern eingestellt. 11% hatten seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs konkrete Pläne dazu, sind aber an bürokratischen Hürden gescheitert.

Insgesamt gibt es ein Potenzial von 59.000 Stellen, die mit IT-Fachkräften aus Russland und Belarus besetzt werden könnten.

Infografik: IT-Fachkräftepotenzial aus dem Osten laut Bitkom
Quelle: Bitkom Research

Aus Bitkom-Sicht sollte die Zuwanderung von qualifizierten IT-Spezialistinnen und -Spezialisten grundsätzlich weiter erleichtert werden. Dies sei auch deshalb wichtig, da das Interesse am Informatikstudium in Deutschland im zweiten Jahr in Folge gesunken ist. Im vergangenen Jahr haben nur noch 72.075 Menschen in Deutschland ein Informatik-Studium aufgenommen, das sind 3.000 weniger als im Jahr 2020 und fast 6.000 weniger als im Jahr 2019. Weniger als die Hälfte schließen ihr Studium auch ab, lediglich 31.125 Studierende beendeten 2021 erfolgreich ihr Informatikstudium.

Im Schnitt dauert die IT-Personalsuche 7,1 Monate

Im Durchschnitt bleibt eine offene Stelle für IT-Fachkräfte inzwischen 7,1 Monate unbesetzt. Das ist noch einmal ein Anstieg um gut zwei Wochen gegenüber dem Vorjahr, als es durchschnittlich 6,6 Monate waren. 14% der Unternehmen benötigen aber 7 bis 9 Monate, 19% 10 bis 12% und 4% sogar mehr als 12 Monate zur Besetzung einer freien IT-Stelle.

Infografik Studie Bitkom - Besetzungsdauer IT-Stellen bei 7,1 Monaten
Quelle: Bitkom Research

Die Unternehmen verlassen sich dabei nicht nur auf Stellenausschreibungen (93%) und Initiativbewerbungen (97%), sondern versuchen auf einer Vielzahl an Kanälen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu gewinnen. 61% übernehmen Praktikantinnen oder Praktikanten, vor einem Jahr waren es erst 42%. 31% präsentieren sich auf Karrieremessen (2021: 24%), 22% setzen auf Headhunting (2021: 14%) und 21% nutzen Active Sourcing (2021: 12%), also die aktive Ansprache von potenziellen Kandidatinnen und Kandidaten zum Beispiel in sozialen Medien.

12% versuchen ihren Fachkräftebedarf durch die Übernahmen freier Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in feste Anstellungsverhältnisse zu decken (2021: 10%).

Unternehmen machen Bewerbungsprozess digitaler

Gleichzeitig versuchen die Unternehmen, die erste Bewerbung für Interessierte so einfach wie möglich zu gestalten. 39% setzen inzwischen auf Online-Bewerbungs-Tools (2021: 33%), 16% ermöglichen eine Bewerbung mit einem Klick aus einem Business-Netzwerk heraus (2021: 11%) und 13% nutzen eine Bewerbungs-App (2021: 7%).

Infografik Bitkom - Alternativen zur Stellenausschreibung
Quelle: Bitkom Research

Bei praktisch allen Unternehmen (99%, 2021: 100%) kann man sich zudem per E-Mail bewerben, aber auch die klassische Bewerbungsmappe auf Papier wird meist akzeptiert (77%, 2021: 66%).

Und auch im weiteren Bewerbungsprozess setzen die Unternehmen auf digitale Unterstützung. Jeweils rund drei Viertel nutzen zumindest teilweise Videokonferenzen für Bewerbungsgespräche (78%) und bauen einen Bewerbungspool auf (73%), um daraus künftig freiwerdende Stellen besetzen zu können. Die Hälfte (50%) führt Tests online durch, 16% lässt online Probearbeiten. Und ein Viertel (26%) beschleunigt den Prozess, indem der Arbeitsvertrag zunächst einmal per digitaler Signatur unterzeichnet wird.

Digitale Möglichkeiten gegen IT-Fachkräftemangel nicht ausgeschöpft

Trotzdem werden die generell möglichen Maßnahmen gegen den IT-Fachkräftemangel von den Unternehmen stand heute noch nicht voll ausgeschöpft.

Infografik Bitkom: digitale Möglichkeiten im Recruiting von IT-Fachkräften werden nicht ausgeschöpft
Quelle: Bitkom Research

Politik sollte Einwanderung erleichtern und Rechtsrahmen anpassen

Um dem Fachkräftemangel dauerhaft entgegenzuwirken, erwarten 9 von 10 Unternehmen (88%) von der Politik, die Fachkräfteeinwanderung stärker zu fördern, etwa indem Prozesse digital und damit schneller und weniger bürokratisch abgewickelt werden. 82 Prozent der Unternehmen würde zudem die Einführung einer wöchentlichen statt einer täglichen Höchstarbeitszeit helfen.

Zwei Drittel (68%) wünschen sich eine steuerlich attraktivere Beteiligung von Beschäftigten am finanziellen Erfolg der Unternehmen, Deutsche Unternehmen und insbesondere Startups haben im internationalen Wettbewerb um Fachkräfte an dieser Stelle immer noch mit Standortnachteilen zu kämpfen.

60% würde Rechtssicherheit beim Einsatz externer IT-Spezialistinnen und -Spezialisten helfen. Und rund die Hälfte (46%) fordert Verbesserungen bei den rechtlichen Rahmenbedingungen für Remote Work aus dem Ausland, was durch sozialversicherungs- und steuerrechtliche Vorgaben bislang erschwert wird.

Hinweis zur Methodik

Grundlage der Angaben ist eine Umfrage, die Bitkom Research im Auftrag des Digitalverband Bitkom durchgeführt hat. bei wurden 854 Unternehmen ab 3 Beschäftigten in Deutschland telefonisch befragt. Die Umfrage ist repräsentativ für die Gesamtwirtschaft.

>> Download der gesamten Bitkom Auswertung mit weiteren Infografiken und Auswertungen

Quelle: Pressemeldung Bitkom Research vom 16.11.22

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Stefan Scheller

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