Auf die Generation Z folgt die Generation Alpha. Die ab 2010 Geborenen als Teil der Generation Internet werden Arbeitgeber schon bald noch deutlich stärker fordern als die Generationen zuvor. Worauf zu achten ist und welche Eigenheiten die Generation Internet aufweist, stellt Julia Böttcher vom Personalmarketing der TK mit Hilfe von Infografiken dar.
Generation Alpha – Teil der Generation Internet
In meiner Arbeit im Personalmarketing der TK beschäftige ich mich kontinuierlich mit den Bedürfnissen der unterschiedlichen Generationen (gerade der Generationen Z und Alpha), in Bezug auf den Arbeitsplatz sowie das Arbeitsleben.
Ob wir es wollen oder nicht: In der Marketing-Kommunikation bestimmen unsere Geburtsjahre, zu welcher Generation wir gehören und welche technologischen und popkulturellen Einflüsse unsere Entwicklung wesentlich prägen. Während die meisten gegenwärtigen Teenager noch der Gen Z angehören (alle zwischen ca. 1995 und 2009 Geborenen), wartet bereits eine neue Generation in den Startlöchern: Die Generation Alpha. Der Generation Alpha wird überwiegend zugerechnet, wer von etwa 2010 bis 2025 geboren wurde oder wird.
Der australische Sozialforscher, Mark McCrindle, auf den der Begriff „Generation Alpha“ zurückgeht, bezeichnet beide Generationen zusammen (Gen Z und Alpha) auch als „Generation Internet“, da sie die ersten Generationen sind, die mit digitalen Standards aufwachsen. Sie sind gut ausgebildet, technologieaffin, (welt)offen, visuell und kooperativ.
Einen sehr guten Überblick zu den Bedürfnissen und der Mediennutzung der beiden jüngsten Generationen gibt McCrindle in folgender Infografik:
Mediennutzung der Generation Internet
Wie jede Generation vor ihr treibt auch die Generation Z die aktuelle Medienentwicklung voran. Die Jugendlichen und jungen Erwachsenen fördern Video-on-Demand, Podcasts und neue Social Media Plattformen. Ihre Ansprüche machen das Angebot vielfältiger. Insbesondere Bewegtbildinhalte punkten bei ihnen. Videocontent spielt für die Gen Z sowohl bei der Produktion als auch beim Konsumieren von Content die Hauptrolle.
Der durchschnittliche User verfügt dabei über fünf verschiedene Social Media Accounts, die regelmäßig genutzt werden. Der meistgenutzte Social Media Kanal der Generation Z ist Instagram. Jede:r zweite 14- bis 29-Jährige in Deutschland nutzt Instagram täglich. Keine andere Altersgruppe nutzt laut ARD/ZDF Onlinestudie eine Social Media Plattform so häufig.
Hohe Ansprüche an Social Media Content der Arbeitgeber
Da die Gen Z über die Social Media Kanäle sehr viel (Video-)Content konsumiert und auch selbst produziert, steigen auch die Ansprüche an den Social Media Content von Arbeitgebern. Ein qualitativ ansprechender Content unter Einbindung der entsprechenden Kanalfeatures (Filter, Memes, Schriften, Sticker etc.) wird zukünftig für Unternehmensaccounts noch wichtiger werden.
TikTok ist voraussichtlich der Social Media Kanal, der die Generation Alpha am meisten prägen wird. 2021/2022 war TikTok das wertvollste Start-up der Welt und die erfolgreichste App in den App-Stores – noch vor Facebook, Instagram und Snapchat.
Die Contentansprüche der Generation Alpha gehen gerade im Punkt „Schnelligkeit“ noch einen Schritt weiter. Laut McCrindle wird Realtime-Content für die Generation Alpha eine noch größere Rolle spielen. Belegt wird dieser Trend aktuell auch schon durch neue Social Media Apps, wie zum Beispiel „BeReal“.
BeReal ist eine französische Social Media App. Das Ziel von BeReal ist es, einen spontanen Schnappschuss aus dem eigenen Alltag zu senden und diesen möglichst unverfremdet mit seinen Freunden zu teilen. Dazu erhalten Nutzer:innen der App einmal am Tag eine Aufforderung zu einer zufälligen Uhrzeit. Anschließend haben die Nutzer:innen zwei Minuten Zeit, ein Foto zu machen und hochzuladen. Die App setzt im Vergleich zu Instagram und Co. also auf kurzfristige und unerwartete Bilder statt lang geplanten Content.
Neben einer Vielzahl an Social Media Kanälen wächst die Gen Alpha als erste Generation von Anfang an mit Sprachsteuerungsassistenten, wie zum Beispiel Alexa auf. Damit erlebt sie als sogenannte „Early Adopter“ die Abkehr vom (Touch-)Screen. Obwohl die Generation Alpha digitale Medien selbstverständlich nutzt, werden ihre Augen nicht so stark belastet. Ihr Alltag mit Assistenten wie Alexa verändert auch ihr Verständnis von Wissen. Aufgrund der ständigen Verfügbarkeit von Wissen und dem direkten Austausch im Social Web ist klug nicht mehr, wer alle Informationen im Kopf hat, sondern wer weiß, wie man sie möglichst schnell findet.
Ansprüche an den Job
In 2030 machen die Gen Z und Gen Alpha laut der Infografik von McCrindle 45% der arbeitenden Bevölkerung aus. Darauf müssen sich Arbeitgeber vorbereiten und sich schon jetzt mit den Ansprüchen der beiden Generationen an den Job auseinandersetzen.
Die Generation Z ist sehr gut ausgebildet (Jede:r Zweite macht einen Uniabschluss). Im Job sucht die Generation Z nach Sicherheit. Sie bevorzugt klare Strukturen, feste Arbeitszeiten und hat gleichzeitig ein hohes Bedürfnis nach freier Entfaltung. Viele von ihnen suchen einen Sinn in ihrer Arbeit und möchten die Welt positiv beeinflussen. Gut für sie, denn der Fachkräftemangel in fast allen Branchen ist hoch. Um als Arbeitgeber hier aufzufallen und sich die passenden Talente „sichern“ zu können, ist ein schneller, digitaler, transparenter und zuverlässiger Bewerbungsprozess Pflicht.
Klar, die Alphas arbeiten momentan noch nicht. Trotzdem erleben die Kinder die Arbeitswelt oder besser gesagt: das Homeoffice ihrer Eltern. Statt grauer Großraumbüros wird mehr und mehr hybrid, digital und flexibel gearbeitet. Gleichzeitig wird die Generation Alpha in einen digitalisierten Arbeitsmarkt eintreten, in dem so mancher Job von heute automatisiert wurde.
Einen umfassenden Überblick über alle Generationen gibt McCrindle auch mit dieser Infografik:
Ansprüche an Führung
Neben vielen interessanten Aspekten, wie den unterschiedlichen Autos, Spielzeugen oder Musikgeräten wird in der Infografik von McCrindle auch nochmal deutlich, dass sich entlang der Generationen gerade das Thema Führung auch stark verändert. Statt einer kontrollierenden, hierarchisch geprägten Führung (wie sie beispielweise noch bei den Buildern oder den Baby Boomern üblich war), wünscht sich die Generation Z ein „Empowering Leadership“.
Also, Verantwortung an das Team abzugeben und es zu befähigen, Prozesse, To-Dos und Mittel zur Lösung einer Aufgabe selbst zu bestimmen. Die Generation Alpha wird voraussichtlich sogar noch einen Schritt weiter gehen, zum „Inspiring Leadership“: Die Führungskraft soll hier als direktes Teammitglied, inspirieren, motivieren und individuell unterstützen.
Auch das Thema Feedback spielt schon jetzt für die Generation Internet eine wichtige Rolle. Im Social Web sind es die Gen Z und Alpha gewohnt schnell Feedback zu bekommen. In Form von Likes oder Kommentaren bekommen sie beispielsweise in Realtime ein direktes Feedback zu ihren veröffentlichten Inhalten. Dies wünschen sie sich auch von ihrer Führungskraft. Ein Mitarbeitergespräch, welches einmal im Jahr stattfindet, ist der Generation Z schon heute zu wenig. Sie wünschen sich auch hier einen schnellen, kontinuierlichen und konstruktiven Austausch zu ihren Aufgaben und Leistungen.
Auf diese beiden Generationen und ihre Bedürfnisse hinsichtlich des Arbeitslebens müssen sich Arbeitgeber also schon jetzt vorbereiten: Denn 2030 kommt schneller als gedacht!