HR-Deutschland redet über Skills. Dort, wo noch vor einigen Jahren über Berufsbilder gesprochen wurde, betrachten HR-Verantwortliche ihre Mitarbeitenden und Bewerbende zunehmen auf Basis von Skills. Mit Blick auf die eigenen Möglichkeiten im HR, stellt sich ebenfalls die Frage, welche Skills im Recruiting heute besonders relevant sind und wie sich diese zukünftig verändern. Meine Ergebnisauswertung der Recruiting Strukturen Benchmark Studie 2025.
Recruiting Strukturen Benchmark Studie 2025
Basis der von mir dargestellten Erkenntnisse zu Skills im Recruiting bildet die aktuelle Recruiting Strukturen Benchmark Studie der Deutsche Gesellschaft für Personalführung e.V. (DGfP), Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig (HTWK Leipzig) und Wollmilchsau GmbH.
Datengrundlage ist eine Online-Befragung von 736 HR-Verantwortlichen in Deutschland zwischen März und Juli 2025. Die Umfrage wurde bereits zum dritten Mal seit 2022 durchgeführt.
Fachlich notwendige Skills im Recruiting
Auf die Frage hin, welche fachlichen Skills aktuell im Recruiting benötigt werden, antworteten 305 Studien-Teilnehmende wie folgt:

Von Office-Kenntnissen und systematischer Arbeitsweise
Interessanterweise stehen mit Office-Kenntnissen, systematischer Arbeitsweise und Planungskompetenz drei Skills deutlich an der Spitze, die keinerlei speziellen Recruiting-Bezug aufweisen. Auch stellt sich die Frage, ob Recruiting in einem Teil der (kleineren) Unternehmen nicht sogar stark auf Basis von Office-Software abgewickelt wird, inkl. E-Mail-Bewerbung per PDF.
Ich selbst hätte jedenfalls deutlich anders geantwortet und Skills wie Fragetechniken und Gesprächsführung (Rang 4) oder Erfahrung oder Kenntnisse mit Recruiting oder Active Sourcing (Rang 6) top platziert.
Kaum fachspezifische Skills in Top 10
Überhaupt finden sich zusammen mit Erfahrung / Kenntnisse im Arbeitsrecht lediglich vier Skills von zehn mit fachlichem Bezug in den Top 10. Zugegebenermaßen bin ich erstaunt.
Deutlich unterschätzt wird auch der Skill Eignungsdiagnostik mit rund 40% auf Rang 14 der Nennungen. Aber geht es bei Recruiting im Kern nicht genau darum, valide Aussagen zu treffen über die Passung und mögliche Performance von Bewerbenden auf der konkreten Stelle?
Notwendige Softskills im Recruiting
Auf die Frage danach, welche Soft-Skills aktuell im Recruiting benötigt werden, antworteten wieder 305 befragte HR-Verantwortliche wie in der Infografik dargestellt:

Als Topnennung wurde Diskretion genannt. Das ist mit Blick auf die Essenz des Bewerbungsprozesses als vertraulich sowie zahlreicher Datenschutzvorschriften wenig erstaunlich.
Die folgenden Soft-Skills wie Zuverlässigkeit, überzeugendes und verbindliches Auftreten sowie eigenständige Arbeitsweise oder Teamfähigkeit erinnern stark an klassische Zusammenstellung, die für beliebige Jobs stehen könnten. Insbesondere die beiden durchaus gegenteilig interpretierbaren Eigenschaften eigenständig und teamfähig lassen keinen Rückschluss auf einen Recruiting-Bezug zu.
Auch bei Soft-Skills kein HR-Profil spezifisch erkennbar
Das Personalverantwortlichen oft attestierte Motiv „irgendwas mit Menschen“ machen zu wollen, lässt sich jedenfalls eher bei Kommunikationsstärke, Serviceorientierung und Verhandlungsgeschick in der Zusammenstellung finden, wenngleich mit nachrangiger Bedeutung.
Ich kann nur sehr hoffen, dass die Teilnehmenden nicht in ähnlicher Weise eine Anforderungsanalyse oder Stellenbeschreibung verfassen würden, da diese ebenfalls ähnlich wären für Menschen, die an einem Bankschalter arbeiten.
Können am Ende Recruiting doch alle? – Mit Blick auf die Ergebnisse der Studie bekommt man fast den Eindruck.
Zukünftig wichtige Skills im Recruiting
Werfen wir also noch einen Blick auf die für das Recruiting zukünftig relevanten Skills. Hier sehen die Top 15 Nennungen ganz anders aus.

Umgang mit KI wird Top-Skill im Recruiting der Zukunft
Die Kompetenz im Umgang und der Nutzung von KI wird von mehr als drei Viertel der Befragten auf Platz eins gesetzt. Die gleiche Kompetenz gelegte in der aktuellen Betrachtung von Recruiting-Skills mit knapp 22% nur Rang 18. Das lässt darauf schließen, dass der Einsatz von KI bisher eher noch rudimentäre ist.
Andere Teilergebnisse der Studie zeigen, dass KI angeblich schon bei 90% der Befragten für das Verfassen von Stellenanzeigen genutzt wird, von 51% für die Vorbereitung von Bewerbungsinterviews und von 37% zur Kommunikation mit Bewerbenden.
Da ist also noch deutlich Luft, was Use Cases für den KI-Einsatz im Recruiting angeht.
People Analytics eher noch Zukunftsthema
Auf Rang zwei kommt ebenfalls ein Daten-Thema Erfahrung oder Kenntnisse mit Analytics-Systemen. Datenbasierte Entscheidungen werden also eher als Zukunftsthema angesehen. Interessant finde ich das im Zusammenspiel mit dem unterdurchschnittlich als wichtig erachteten Fähigkeiten im Bereich Eignungsdiagnostik.
Denn auch ohne ein modernes People Analytics System kann schon heute datenbasiert rekrutiert werden. Vielleicht ist es aber auch eine Frage der aktuellen Qualifikation der Recruiting-Verantwortlichen. In vielen Unternehmen ist gerade die Recruiting-Tätigkeit ein klassischer Einstiegsjob. Eignungsdiagnostische Kenntnisse sind hier in der Regel kaum vorhanden.
Ach ja, und die Bedeutung scheint laut der Befragten sogar weiter auf 38% zurückzugehen.
Social Media Skills werden wichtiger
Auch die Skills rund um Social Media Nutzung werden laut den befragten HR-Verantwortlichen wichtiger, von heute rund 46% auf knapp 63%. Aus meiner Sicht ist mit Blick auf den anspruchsvoller gewordenen Arbeitsmarkt schon heute deutlich Luft nach oben.
Die Frage ist, wie sich Personalverantwortliche in der Praxis dem Thema Social Media Nutzung nähern beziehungsweise warum diese Möglichkeiten noch immer nicht umfänglich in der Masse genutzt werden.
Fragetechniken werden künftig der KI anvertraut
Bemerkenswert ist aus meiner Sicht auch, dass die bei den aktuellen Skills mit über 75% auf Platz vier gewählten Fragetechniken der Gesprächsführung zukünftig nur noch mit 34% (letzter Platz der Auswertung) relevant sein sollen.
Ich interpretiere es so, dass nach Ansicht der Befragten KI eine wesentliche Rolle dabei spielen soll. Bedenken habe ich jedoch insofern, als dass es einen großen Unterschied macht, ob ich mir einfach Fragen durch einen Chat-Bot erstellen lasse, die gut klingen. Oder ob ich eignungsdiagnostisch sinnvoll beziehungsweise mittels strukturierter Interviews tatsächlich „Techniken anwende“, die in sich stimmig sind und einer Systematik folgen.
Mein Fazit rund um Skills im Recruiting
Die Recruiting Strukturen Benchmark Studie 2025 zeigt mir, dass Recruiting heute noch vielerorts eher generisch aufgestellt ist und nicht mit einer sehr hohen fachlichen Expertise. Eine Einordnung von aktuellen Skills und zukünftigen Skills orientiert sich aus meiner Sicht stark am Status Quo des eigenen Kenntnisstands und weniger an der Sinnhaftigkeit von Skills für herausragend gutes Recruiting.
Zukunftsskills im Recruiting verschieben sich erwartbar mehr in eine Tech-Richtung, für die es allerdings schon seit Jahren einen Trend zu mehr datenbasiertem Arbeit gäbe, der aber in der Praxis zu wenig in den HR-Abteilungen ankommt.
Insofern ist der Skills-Gap im Recruiting durchaus anspruchsvoll. Möglicherweise hilft hier auch ein Generationswechsel bei den Verantwortlichen. Denn im Recruiting wird der Grundstein dafür gelegt, wie erfolgreich ein Unternehmen in Zukunft agieren wird.
Legen wir also gerne ein noch stärkeres Augenmerk auf mehr Recruiting-Fachkompetenz und entsprechende Weiterbildung.
>> Zum Download der Recruiting Strukturen Benchmark Studie 2025


Mein Name ist Stefan Scheller. In meiner Rolle als Persoblogger und Top HR-Influencer betreibe ich diese Website und das gleichnamige 




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