In Deutschland gibt es immer mehr Studierende. Zuletzt kamen auf zehn Akademiker:innen im Schnitt nur 4,3 Auszubildende. In den Fünfzigern waren es noch 75,5. Verliert die Lehre an Bedeutung? Aus Sicht der Akademiker:innen lässt sich das so nicht sagen. Indeed hat 500 aktuelle oder ehemalige Studierende befragt. Immerhin zwei Drittel (67%) davon haben zumindest schon mal darüber nachgedacht, ob eine Ausbildung nicht besser zu ihnen gepasst hätte. Mehr als jede:r Zehnte (11,4%) stimmt der Aussage sogar voll und ganz zu.
Azubi oder Akademiker:in – Wer hat die besseren Jobchancen?
Häufig sind es materielle Gründe, die aktuelle oder ehemalige Studierende zu dieser Ansicht bewegen. So erhoffte sich die Hälfte (50%) derer, die bereits über eine Lehre nachgedacht haben, früher finanziell unabhängig zu sein. 44% hätten gerne früher praktische Erfahrungen gesammelt. Auch glauben viele Befragte, ihre berufliche Perspektive wäre eine bessere, hätten sie eine Lehre absolviert: 36% sagen, eine Ausbildung erleichtere den Start ins Berufsleben. 28% finden, die Jobaussichten seien inzwischen attraktiver.
In Zeiten des Arbeitskräftemangels haben Auszubildende tatsächlich gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt. In vielen Ausbildungsberufen, vom Handwerk über Pflege bis hin zur Gastronomie, bestehen bereits heute Engpässe, die sich in den nächsten Jahren noch verstärken werden.
Auch bieten Ausbildungsberufe vermehrt spannende Entwicklungs- und Verdienstmöglichkeiten, die in Teilen mit denen klassischer Wissensarbeit mithalten können. Da hat sich in den letzten Jahres einiges zugunsten der Mitarbeitenden verschoben.
KI als Karriere-Killer
Statt gegenüber dem Studium an Bedeutung zu verlieren, scheint die Lehre gar wertvoller zu werden. Die Umfrage zeigt, dass die große Mehrheit der Befragten (82%) zwar grundsätzlich zufrieden mit ihrer akademischen Laufbahn ist. Zweifel und Unsicherheit über den besten Karriereweg gibt es aber trotzdem. So haben es 44% und damit fast die Hälfte der Befragten schon einmal bereut, keine Ausbildung absolviert zu haben. Jede:r Vierte (25%) bewertet die Chancen auf dem Arbeitsmarkt zwischen einer beruflichen Ausbildung und einer akademischen Laufbahn als ausgeglichen. 19% sehen Akademiker:innen vorne, zwölf Prozent dagegen die Ausgelernten einer Ausbildung.
Genährt werden die Zweifel der Befragten von den Möglichkeiten einer allgegenwärtigen Technologie: Künstliche Intelligenz (KI). Mehr als die Hälfte von ihnen (52%) macht sich demnach Sorgen, dass KI viele der in ihrem Studium angeeigneten Fähigkeiten überflüssig machen könnte. Unter den aktuellen Studierenden sehen das 46% so, bei den Young Professionals, die das Studium bereits beendet haben und schon ins Arbeitsleben gestartet sind, sind es sogar 58%. Noch dazu haben gerade diejenigen, die sich vor den Skills der KI fürchten, häufiger bereut, ein Studium und keine Ausbildung begonnen zu haben.
KI wird Unternehmen intensiv beschäftigen
Die Potentiale von KI, aber auch die Angst unter Absolvent:innen, durch KI überflüssig zu werden, sollten sowohl Bildungseinrichtungen als auch Unternehmen beschäftigen. Manuelle Tätigkeiten, die ein geringes Ersetzungspotential durch KI haben, werden wertvoller im Vergleich zu einfachen Wissensarbeiten, was eine Ausbildung in diesen Bereichen attraktiver machen könnte.
Dennoch: auch der Wert von Expert:innen im Wissenssektor, deren Arbeit durch KI erweitert wird, also die es verstehen, KI für effizientere Arbeitsabläufe und bessere Entscheidungen zu nutzen, werden stark nachgefragt. Arbeitgeber und Hochschulen sind gut beraten, sowohl Studierende als auch Auszubildende auf die Herausforderungen der modernen Arbeitswelt vorzubereiten. Dazu gehört auch, ihnen Fähigkeiten mitzugeben, wie sie KI nutzen können, statt sie zu fürchten.
Ein Studium macht sich bezahlt – später
Während sich eine Vielzahl der Akademiker:innen durch eine Lehre eine frühere finanzielle Unabhängigkeit erhofft, könnte sich dieser Effekt auf Sicht jedoch noch einstellen. So sind 83% der Befragten der Meinung, dass sich ihr Studium im Laufe ihres Berufslebens noch auszahlen wird. Young Professionals (86%) sind dabei sogar noch optimistischer als jene Befragte, die sich noch im Studium befinden. Auf sie kann diese Erkenntnis motivierend wirken. Immerhin sprechen diese jungen Absolvent:innen bereits aus Berufserfahrung.
Quelle: Pressemitteilung Indeedstefan
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