Arbeitgeber steuern in den kommenden Jahren auf einen massiven Fachkräftemangel zu. Die Frage, die HR-Verantwortliche im Employer Branding jetzt schon umtreibt: wie kann die eigene Karriereseite abseits von SEO und bezahltem Advertising einen hervorragenden Platz in der KI-getriebenen Suche haben. Das Startup jarts.io bietet eine Dashboard-gestützte Analyse, wie gängige KI-Tools Empfehlungen für oder gegen das eigene Unternehmen aussprechen. Mein Talk mit den beiden Co-Foundern Alex und Vincent zum Thema Artificial Engine Optimization (AEO).
Was bietet jarts.io?
Hallo ihr Beiden, wollt ihr euch und jarts.io bitte kurz vorstellen?
Hallo Stefan, vielen Dank für die Einladung. Wir freuen uns, dass wir uns bei Dir im Startup-Format vorstellen dürfen! Vincent beschäftigt sich seit einem Jahr intensiv mit dem Thema AEO, also der Frage, wie Unternehmen in den Antworten von KI-gestützten Systemen sichtbar werden.
Einiges an Forschungs- und Entwicklungsarbeit leistete er im Rahmen seines vorherigen Startups. Alex forscht an der Technischen Universität München aktuell daran, wie sich generative Antworten systematisch analysieren und technologisch beeinflussen lassen.
Als wir tiefer in das Thema eingestiegen sind, war schnell klar: Mit unserem Background wollen wir dieses Problem gemeinsam lösen. jarts.io hilft Unternehmen, ihre Sichtbarkeit in generativen KI-Suchen messbar zu machen und gezielt zu verbessern. Dies wird ein zunehmend wichtiger Faktor im Employer Branding.
Wenn KI-Assistenten Fragen wie „Welche Arbeitgeber passen zu mir?“ beantworten, ist es entscheidend, überhaupt aufzutauchen, und im besten Fall positiv.
Nur so bleibt man im Wettbewerb um Talente sichtbar.
Bedeutung von KI im HR wächst
HR-Verantwortliche sind oft noch auf der Suche nach Anwendungsmöglichkeiten für künstliche Intelligenz. Welchen praxisrelevanten Case könnt Ihr mit jarts.io anbieten?
Jobsuchende, vor allem junge Talente, nutzen zunehmend KI-Tools wie ChatGPT, um sich über potenzielle Arbeitgeber zu informieren oder direkt nach passenden Jobs zu fragen. Gleichzeitig integrieren Jobportale und Karrierenetzwerke KI-Agenten, die personalisierte Empfehlungen liefern.
Für HR-Verantwortliche entsteht dadurch eine neue, oft noch unsichtbare Wettbewerbsebene, aber auch eine Chance: Welche Unternehmen werden in diesen KI-Antworten genannt und mit welcher Tonalität?
Mit dem jarts.io Analytics Tool machen wir genau das messbar. Wie relevant ist die eigene Employer Brand im Zeitalter KI-gestützter Jobsuche wirklich noch?
Veränderung der Websuche
Wo vor einigen Jahren noch „Googlen“ die ultimative Recherche einleitete, bieten heute generative KI-Modelle deutlich ausgefeiltere Möglichkeiten. Wie wird sich die Websuche bzw. Webrecherche in den nächsten Jahren aus Eurer Sicht verändern?
Die Art, wie wir Informationen suchen, erlebt derzeit einen fast quartalsweisen Paradigmenwechsel. Nutzer interagieren zunehmend über ein einziges, KI-gestütztes Interface, bald möglicherweise per Sprach- oder Kamera Impuls in völlig neuen Interaktions-Umgebungen, jenseits von Tastatur und Bildschirm.
Klassische Website-Besuche entfallen zunehmend, weil KI-Tools aggregierte, personalisierte Antworten direkt im Dialog liefern. Durch Features wie „Erinnerungen“ in ChatGPT und die wachsende Personalisierung vieler KI-Tools entsteht ein “suchfreier” Informationsfluss, der sich immer stärker an individuelle Kontexte anpasst.
Für Unternehmen bedeutet das: Inhalte müssen nicht nur auffindbar, sondern präzise strukturiert, semantisch interpretierbar und exakt auf reale Nutzerfragen zugeschnitten sein. Sichtbarkeit erhält nur, wer versteht, was Zielpersonen wirklich wissen wollen.
Aus unserer Sicht wird es ein fairerer Markt: Qualität, Relevanz und Klarheit werden zur eigentlichen Währung.
Von SEO zur AI Infusion
Klassische Suchmaschinenoptimierung (SEO) kann ein guter Grundbaustein sein, um auch in der KI-Suche die Nase vorn zu haben. Inwiefern sind solche Aktivitäten auch im KI-Zeitalter wichtig
Generative KI-Modelle greifen weiterhin auf einen Web-Index zu, nutzen ihn aber anders: Systeme wie ChatGPT (mit Browsing) oder Perplexity durchsuchen das Web nach kontextuell passenden Inhalten, statt sich an klassischen Ranking-Positionen zu orientieren. Dabei werden Seiten oft in größeren Abständen als bei Google indexiert. Die Auswahl erfolgt breiter, aber weniger hierarchisch.
Unsere eigenen AEO-Tests zeigen: Ohne solide On-Page-SEO wird ein Unternehmen deutlich seltener erwähnt, und wenn, dann meist nur über vertrauenswürdige Drittquellen. Den Ton bestimmt man dann natürlich nicht mehr selbst.
Klassische SEO bleibt damit ein Einflussfaktor. Der Fokus verschiebt sich jedoch: weg von reiner Keyworddichte, hin zu Relevanz, Struktur und Autorität. SEO sorgt dafür, dass KI-Modelle uns überhaupt finden. KI-optimierter Content dafür, dass sie uns zitieren. Wer beides kombiniert, verschafft sich im Wettbewerb um die vorderen Plätze in der Conversational Search einen echten Vorsprung.
Mehr Daten zur eigenen Platzierung im KI-Modell
Employer-Branding-Verantwortliche fragen sich zunehmend, wie sie in den Antworten großer KI-Modelle als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen werden. Voraussetzung dafür ist, zu verstehen, wie häufig und in welchem Kontext sie dort aktuell überhaupt erscheinen. Wie unterstützt jarts.io Unternehmen dabei?
jarts.io hilft Employer-Branding-Verantwortlichen dabei, zu erkennen, wie häufig und in welchem Zusammenhang ihr Unternehmen in Antworten von KI-Modellen wie ChatGPT oder Perplexity.ai erscheint. Unser Tool analysiert zum Beispiel, zu welchen konkreten „Potential Employer“-Fragen ein Unternehmen genannt wird, in welchem Kontext, mit welcher Tonalität, und wie es im Vergleich zu relevanten Wettbewerbern abschneidet.
Dabei zeigen wir auch die am häufigsten von den KI-Modellen herangezogenen Quellen.
Darauf aufbauend geben wir gezielte Optimierungsvorschläge, etwa für passende Blog- oder FAQ-Themen sowie für sinnvolle Platzierungen auf häufig zitierten Drittseiten. Die analysierten Fragen basieren auf einem Modell, das reale Nutzerfragen (z. B. aus Foren) mit unternehmensspezifischen Inhalten kombiniert.
Nutzer können diese Fragen individuell anpassen oder eigene hinzufügen. Zum Start begleiten wir unsere Kunden eng, um die Analyseergebnisse möglichst praxisnah nutzbar zu machen.
Geschäftsmodell von jarts.io
Wie sieht Euer Geschäftsmodell aus, sprich, wie verdient jarts.io Geld?
jarts.io ist ein Software-as-a-Service-Modell mit verschiedenen Abo-Paketen. Unternehmen und Agenturen zahlen für regelmäßige Analysen ihrer Sichtbarkeit in KI-Modellen, abgestimmt auf verschiedene Customer Personas, Analyse Frequenzen und Teamgrößen.
Weiterentwicklung von jarts.io
Ihr habt gerade Euren GoLive, zu dem ich Euch beglückwünsche. Wie sehen Eure mittel- und langfristigen Ziele aus?
Vielen Dank Stefan, nicht nur für die Glückwünsche, sondern auch für die spannenden Fragen!
Wir sind aktuell sehr nah an unseren Kunden dran, begleiten erste Analysen eng und freuen uns über jeden Screenshot, bei dem ein Lead über ChatGPT, Perplexity oder ein anderes KI-Tool zustande kommt. Gleichzeitig arbeiten wir intensiv an der Weiterentwicklung unserer Optimierungslogik, mit Test-Webseiten, Testkunden und vielen Experimenten.
Unser Ziel: Inhalte nicht nur messbar, sondern auch systematisch optimierbar zu machen, ohne dass man sich mit SEO oder AEO im Detail auskennen muss.
Langfristig soll jarts.io ein intuitives Werkzeug sein, das Unternehmen jeder Größe hilft, in der KI-gesteuerten Suche die richtigen Menschen zu erreichen. Je mehr wir im Hintergrund automatisieren, desto zugänglicher wird die Technologie, egal ob im Employer Branding, im B2B-Vertrieb oder in anderen user-research-intensiven Bereichen.
Wenn am Ende die richtigen Menschen die richtigen Arbeitgeber, Produkte, Services, usw. finden, und der Inhalt im Web wirklich das beantwortet, was Menschen wissen wollen, dann haben wir unseren Job gemacht.
Vielen Dank für Eure Antworten. Für Euer Startup jarts.io wünsche ich weiterhin viel Erfolg und freue mich auf meine Tätigkeit in Eurem Beirat.
Über die Interviewten
Alexander Geils und Vincent Betz sind Co-Founder von jarts.io und kennen sich aus dem unternehmerischen Netzwerk START Munich. Alex ist Wirtschaftsinformatiker und verbindet analytische Klarheit aus seinem Masterstudium an der TU München mit unternehmerischem Drive aus zahlreichen Hackathons und dem START-Umfeld. Vincent bringt innovativen Drive von der UC Berkeley (Kalifornien) nach Deutschland. Zuletzt hat er Unternehmen im Einsatz von KI, in-house LLMs/RAGs und AEO beraten.
>> Linkedin-Profil von Alexander Geils