Bitkom-Befragung
Umsetzung des Data Act verursacht hohen Aufwand
Der EU Data Act wurde im November 2023 beschlossen und wird nach einer Übergangsfrist ab 12. September 2025 anwendbar. Er beinhaltet eine Vielzahl von unterschiedlichen Regelungen, die etwa den Wechsel von Cloud-Anbietern erleichtern sollen. Er macht aber auch Vorgaben für Vertragsklauseln rund um Daten und gibt vor allem Nutzerinnen und Nutzern sowie Dritten Rechte an Daten von vernetzten Geräten.
Die Umsetzung des Data Act erzeugt für die meisten Unternehmen hohen Aufwand und blockiert Ressourcen zum Beispiel für die Entwicklung von Innovationen. Jene Unternehmen, die sich selbst vom Data Act betroffen sehen oder sich bereits in der Umsetzung befinden, beklagen weit überwiegend den hohen Aufwand. 32% sprechen von einem sehr hohen Umsetzungsaufwand, 34% von einem eher hohen.
Drei Viertel (75%) dieser Unternehmen sagen, dass durch die Umsetzung des Data Act die Zeit für Innovationen fehlt. 9 von 10 (90%) fühlen sich von den vielen neuen Gesetzen und Anforderungen überfordert. Und ebenfalls 90% fordern mehr Beratung durch öffentliche Stellen bei der Umsetzung des Data Act. Nicht nur die Unternehmen, auch die Politik muss beim Data Act ihre Hausaufgaben machen. Wer Regulierung beschließt, muss auch die Betroffenen ausreichend informieren und unterstützen.
Der letzten Bundesregierung ist es in eineinhalb Jahren nicht einmal gelungen, jene Behörde zu benennen, die die Umsetzung des Data Act beaufsichtigen soll. Das muss die neue Regierung umgehend nachholen. Daten sind in vielen Bereichen entscheidend für den Geschäftserfolg, ob bei Training und Nutzung von KI, in der Medizintechnik oder in der Automobilbranche.
Datenökonomie: Mehrheit sieht Deutschland noch als Nachzügler
Zwei Drittel (67%) der Unternehmen erwarten, dass datengetriebene Geschäftsmodelle für Wachstum und Wohlstand von Volkswirtschaften künftig eine große Rolle spielen werden. Aktuell sehen aber nur 6% die deutsche Wirtschaft hier unter den Vorreitern, 34% im Mittelfeld und 51% unter den Nachzüglern. 6% glauben sogar, dass Deutschland den Anschluss verpasst habe. Als führend gelten vor allem die USA (32%) und China (28%). Dahinter folgen mit deutlichem Abstand Japan (12%) und Südkorea (7%). Als drittgrößte Volkswirtschaft der Welt muss unser Anspruch sein, auch in der Datenökonomie einen Spitzenplatz zu belegen.
Nur 7% der Unternehmen nutzen das Potenzial der ihnen bereits zur Verfügung stehenden Daten vollständig aus, weitere 30% nutzen es zumindest eher stark. Umgekehrt sagen 41%, dass sie die Möglichkeiten eher wenig ausschöpfen, 19% sogar überhaupt nicht. Von diesen haben aber bereits 26% Maßnahmen ergriffen, um Daten künftig besser zu nutzen, weitere 49% planen das derzeit.
Datengeschäft steht vor einem Boom
Das Geschäft mit Daten wird in Deutschland in den kommenden Jahren voraussichtlich massiv ausgeweitet. Heute sind bereits 41% der Unternehmen auf Datenmärkten als Daten-Abnehmer aktiv, 16% bieten dort Daten an. Allerdings wollen weitere 34% künftig auf Datenmärkten Daten beziehen und 43% Daten anbieten. Die Zahl der Daten-Abnehmer könnte so künftig auf 75% und die der Daten-Anbieter auf 59% steigen. In wenigen Jahren wird jedes zweite Unternehmen in Deutschland eigene Daten bereitstellen. Während heute noch 54% der Unternehmen auf Datenmarktplätzen überhaupt nicht aktiv sind, schließen das mit Blick auf die Zukunft derzeit nur noch 17% aus.
Unternehmen, die keine Daten anbieten, werden nach eigenen Angaben durch den Datenschutz davon abgehalten. Er erlaube in ihrem Fall keinen Datenaustausch, sagen 56%. 42% sind unsicher, ob ein Datenteilen rechtlich möglich ist, 31% haben Sorge, dass versehentlich Geschäftsgeheimnisse weitergegeben werden. Bei 28% sind die Daten nicht kompatibel und 24% sorgen sich, dass andere Staaten die bereitgestellten Daten gegen uns einsetzen. 19% haben Schwierigkeiten bei der Einigung mit potenziellen Partnern, für 16% ist das Datenangebot wirtschaftlich nicht attraktiv und 13% wollen Wettbewerber nicht stärken. 12% kennen schlicht keine passenden Abnehmer. Eine Datenökonomie braucht Rechtssicherheit und eine Regulierung, die datengetriebene Geschäftsmodelle aktiv fördert.
Bekannte Datenräume sind beispielsweise Catena-X im Automotive-Bereich oder Manufacturing-X für die industrielle Lieferkette. Solche Datenräume werden aktuell allerdings nur von 9% der Unternehmen genutzt, weitere 18% haben das geplant und 22% diskutieren darüber. Für ein Drittel (33%) sind Datenräume kein Thema, 15% haben davon noch nichts gehört. Fast die Hälfte (46%, 2024: 39%) sagt, dass Datenräume ihrem Unternehmen ganz neue Geschäftsmöglichkeiten eröffnen. 58% gehen davon aus, dass mit Datenräumen der Einsatz Künstlicher Intelligenz vorangetrieben wird (2024: 49%).
Zugleich beklagen 47% (2024: 42%), dass Datenräume noch zu kompliziert sind für den Einsatz im Unternehmen. 49% wünschen sich, dass die Politik Datenräume stärker fördert (2024: 55%). Rund ein Drittel (37%, 2024: 32%) hält Datenräume dagegen für irrelevant für das eigene Geschäftsmodell, 23% (2024: 22%) sehen durch Datenräume das eigene Geschäftsmodell bedroht.
Unternehmen beziehen vielfältige Daten – und brauchen noch mehr
Dabei greifen viele Unternehmen bereits heute auf das Daten-Angebot Dritter zu. So nutzen 76% auf diese Weise bezogene Marktdaten, 66% Kunden- und Kontaktdaten. Dahinter folgen Geodaten (46%) und Daten aus den Bereichen Verwaltung (39%), Finanzen und Wirtschaft sowie Mobilität (je 38%), Social Media (28%), Technologie (27%), Umwelt- und Wetter (26%), Maschinen (24%) und Gesundheit (5%). Fragt man die Unternehmen, welche Daten ihnen fehlen, so liegen Social-Media-Daten vorne (39%), gefolgt von Verwaltungsdaten (27%), Kunden- und Kontaktdaten (25%), Finanz- und Wirtschaftsdaten (24%), Technologiedaten (22%), Geodaten (19%), Umwelt- und Wetterdaten sowie Maschinendaten (je 18%), Gesundheitsdaten (14%), Marktdaten (13%) und Mobilitätsdaten (12%).
Wir brauchen funktionierende Datenmarktplätze, damit Unternehmen jene Daten beziehen können, die sie benötigen. Auch die öffentliche Hand ist aufgerufen, Daten zur Verfügung zu stellen. Die verantwortungsvolle Nutzung von Daten schafft wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Mehrwert, auf den wir nicht verzichten dürfen.
Quelle: Pressemitteilung bitkom
zurück zur Übersicht: Weitere Meldungen im HR-Newsticker lesen!