Nach einem monatelangen Negativtrend am deutschen Stellenmarkt kam es auch im Oktober nicht zur sonst üblichen Herbstbelebung, sondern zu einer Stagnation. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Analyse der Ökonomin und Arbeitsmarktexpertin Lisa Feist von Indeed. Demnach stieg die Zahl der ausgeschriebenen Stellen in Deutschland zwischen September und Oktober nur leicht um 1,3%. Im Vergleich zum Oktober 2023 ist der Jobmarkt sogar um fast 17% geschrumpft. Der Herbst bringt bislang keinen Aufschwung, sondern Stillstand am Stellenmarkt. Von einer Herbstbelebung oder gar nachhaltigen Erholung kann keine Rede sein. Zusätzlich trübt der mögliche Stellenabbau bei VW die Stimmung am Arbeitsmarkt und sendet das Signal, dass selbst sicher geglaubte Jobs in der Automobilindustrie momentan infrage gestellt werden.
Jobmarkt im Wandel: Positive Trends in nicht-akademischen Berufsfeldern
Die minimal positive Entwicklung des deutschen Stellenmarktes wird von Berufsfeldern getragen, die klassischerweise keinen Hochschulabschluss erfordern. Im Vergleich zum Vormonat gab es im Bereich Sozialdienst und Sozialarbeit den höchsten Anstieg (+7,9%). Aber auch in der Lebensmittelzubereitung und Gastronomie (+5,1%), dem Bauwesen (+4,8%) und dem Transportwesen (+4,2%) wurden im Oktober deutlich mehr Stellen ausgeschrieben als im September. Leicht negativ entwickelten sich dagegen Berufskategorien wie Therapie (-1,9%), Projektmanagement (-1,1%) und Marketing (-0,9%).
Im Vergleich zum Vorjahresmonat – dem Oktober 2023 – ist der Jobmarkt in Deutschland um 16,8% geschrumpft. Den größten Rückgang von Stellenausschreibungen gab es während dieses Zeitraums in der Softwareentwicklung (-35%) und dem Projektmanagement (-34,1%). Lediglich zwei Jobkategorien zeigen in diesem Zeitraum einen positiven Trend: die Gesundheits-, Kranken- und Altenpflege (+0,3%) sowie das Transportwesen (3,3%). Während die Nachfrage nach Lkw-Fahrern durch die Decke geht, schrumpfen die Möglichkeiten für IT-Fachkräfte und Ingenieure am Arbeitsmarkt.
Stellenmarkt in der Hauptstadt kriselt – Jobmarkt in Berlin unter Vor-Corona-Niveau
Trotz der Negativentwicklung der vergangenen Monate befindet sich der deutsche Jobmarkt noch immer auf einem relativ hohen Stand und liegt 33,3% über dem Vor-Corona-Niveau. Doch es gibt regionale Unterschiede. So ist Berlin aktuell das einzige Bundesland, in dem momentan weniger Stellen ausgeschrieben werden als vor der Corona-Pandemie. Ein Grund hierfür ist sicherlich die Struktur der Berliner Wirtschaft, die stark auf Büroarbeitsplätze für hochqualifiziertes Personal ausgerichtet ist. Gerade Stellenanzeigen für Bürojobs wurden zuletzt jedoch deutschlandweit reduziert, während aktuell eher körperlich fordernde Tätigkeiten am Arbeitsmarkt gefragt sind.
Bundesweit wäre eine Stabilisierung des deutschen Arbeitsmarktes nun von entscheidender Bedeutung. Zwar stecken wir noch in keiner Krise, doch wenn die deutsche Wirtschaft nicht bald wieder Fahrt aufnimmt, dürften die Unternehmen hierzulande ihre Neueinstellungen noch weiter drosseln als ausweiten. Eine Belebung der Konjunktur ist momentan allerdings nicht absehbar – im Gegenteil: Der IWF hat seine Prognose für das deutsche Wirtschaftswachstum zuletzt sogar nach unten korrigiert. Insofern erwarte ich nicht, dass es in Deutschland zeitnah zu einer Belebung des Jobmarkts kommt.
Quelle: Pressemitteilung von Indeed
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