Zwischen Love Bombing und Ghosting - neue Bewerberrealitäten

Neue Bewerbungsrealitäten: Zwischen Love Bombing und Ghosting

Der Arbeitsmarkt in Deutschland und weltweit befindet sich im Wandel. Fachkräftemangel und der wachsende Fokus auf Vielfalt, Gleichberechtigung und Inklusion (DE&I) stärken die Position der Arbeitnehmer:innen. Trotz dieser Entwicklung zum Arbeitnehmermarkt bleiben Einstellungsverfahren oft herausfordernd und frustrierend für Bewerbende. Insbesondere Kommunikationsmängel von Arbeitgeberseite wie Love Bombing, Ghosting und Diskriminierung, aber auch fehlende Transparenz bei Aufgaben und Gehältern, tragen dazu bei, sagt Jon Stross, Greenhouse in seinem Advertorial.

Greenhouse Candidate Report 2024

Der Greenhouse Candidate Report 2024, der Beschäftigte im DACH-Raum, den USA, dem Vereinigten Königreich und Irland befragte, zeigt, dass die aktuelle Entwicklung des Arbeitsmarkts mit überraschend großer Zuversicht betrachtet wird.

Frustrierende Bewerbungsprozesse

Während der letzten Jahre sind Bewerbungsverfahren in diverser Hinsicht verbessert und arbeitnehmerfreundlicher gestaltet worden – dennoch existieren nach wie vor zahlreiche Beispiele, in denen sie sich aus Bewerberperspektive frustrierend und ineffizient gestalten. So investieren Bewerber:innen häufig viel Zeit und Mühe, nur um am Ende eine Absage zu erhalten – und das in zu vielen Fällen ohne jegliche Rückmeldung oder Erklärung.

Diese mangelnde Kommunikation führt nicht nur zu Enttäuschung und Frustration, sondern auch zu einer sinkenden Bereitschaft, sich mehreren Interviews zu unterziehen oder weitere Bewerbungen zu schreiben. Schon heute würden es mehr als zwei Fünftel der im DACH-Raum Befragten aus Effizienzgründen vorziehen, nur ein bis zwei Vorstellungsgespräche zu führen, während weitere 33% zu zwei bis vier Gesprächen bereit wären.

Die Kommunikationslücken hinterlassen bei den Bewerbenden einen negativen Eindruck vom Unternehmen und führen außerdem dazu, dass sie sich lieber bei Konkurrenzunternehmen bewerben, die transparenter und respektvoller kommunizieren.

Deshalb sollten Arbeitgeber ihre Bewerbungsverfahren straffen und transparenter gestalten, um qualifizierte Kandidat:innnen nicht zu verlieren – denn zu zeitintensive und ineffiziente Einstellungsprozesse kosten Talente. Zu den weit verbreiteten, abschreckenden Rekruiting-Methoden gehören unter anderem “Ghosting” und “Love Bombing”.

Ghosting: Ein verbreitetes Problem

In Deutschland, Österreich und der Schweiz sind nach wie vor fast zwei Drittel der Bewerber:innen mit Ghosting im Bewerbungsprozess konfrontiert. Ein stagnierender Wert, während solche plötzlichen Kommunikationsabbrüche von Arbeitgeberseite im internationalen Vergleich leicht zurückgegangen sind.

Oft geschieht Ghosting auch nach vielversprechenden Vorstellungsgesprächen oder sogar nach mündlichen Jobzusagen, wenn plötzlich jede Kommunikation ausbleibt und die Personalverantwortlichen auch nicht mehr auf Rückfragen reagieren.

Besonders frustrierend ist Ghosting, wenn der plötzlichen Stille das sogenannte Love Bombing – also überschwängliches Loben von Bewerbenden an den ersten schriftlichen oder persönlichen Berührungspunkten – vorausgeht. Dies wirkt sich nicht nur negativ auf die Employer Brand aus, sondern verkleinert auch den Talentpool und verschlechtert damit die künftigen Hiring-Chancen von Unternehmen.

Diskriminierung und unfaire Fragen

Neben Ghosting bleibt auch Diskriminierung ein ernstes Problem in Bewerbungsprozessen – und zwar sowohl hierzulande als auch international. Insgesamt berichten die im DACH-Raum befragten Frauen mit 71% häufiger von diskriminierenden Erfahrungen in Vorstellungsgesprächen als Männer (61%).

So sind Fragen zum Familienstand, der ethnischen Zugehörigkeit, der Religion und zu Aussehen und Gewicht leider keine Seltenheit. Solche Biased basierten Praktiken schrecken qualifizierte Kandidat:innen ab und schaden der Arbeitgebermarke nachhaltig – insbesondere weil ein wachsender Teil der Beschäftigten die DE&I-Strategie und Kultur (potenzieller) Arbeitgeber in ihren Entscheidungsprozess vor einem Jobwechsel einbezieht.

Die Bedeutung von DE&I in der Unternehmenskultur

Diversität, Gleichberechtigung und Inklusion spielen für viele Bewerber:innen eine entscheidende Rolle bei der Wahl ihres zukünftigen Arbeitgebers. Insbesondere bei der Generation Z kann dieser Faktor das Zünglein an der Waage sein: Das Thema besitzt für jede:n Zweite:n, der:die zwischen den Jahren 1995 und 2010 geboren wurde, eine sehr hohe oder hohe Bedeutung. Für Arbeitnehmenden ab 54 Jahren trifft das hingegen nur auf 30% zu.

Trotzdem sind eine positive Unternehmenskultur und ein sorgfältig entwickeltes und implementiertes DE&I-Konzept essenzielle Wettbewerbsfaktoren für Arbeitgeber, die auf dem aktuellen Arbeitsmarkt bestehen wollen.

Unternehmen, die dies vernachlässigen, riskieren, wertvolle Talente zu verlieren – nicht umsonst sagen 74% der Beschäftigten im DACH-Raum, dass Kultur und Reputation eines Unternehmens ihre Bewerbungsentscheidung positiv oder negativ beeinflussen. Mit 76% gilt dies in ähnlich großem Umfang für die Vereinigten Staaten.

Transparenz als Zeichen der Wertschätzung

Eine transparente Kommunikation seitens der Arbeitgeber wird von den Bewerber:innen auch als Zeichen von Respekt und Wertschätzung beurteilt und zahlt deshalb positiv auf die Employer Brand ein. Gleichzeitig verschafft sie Unternehmen faktische Wettbewerbsvorteile, stellen unklare Stellenbeschreibungen doch für über ein Drittel der Befragten in der DACH-Region eine der größten Herausforderungen im Bewerbungsprozess dar.

Dass Arbeitgeber von einer proaktiven und transparenten Kommunikation profitieren, zeigt auch die Tatsache, dass die häufigsten Gründe für eine Ablehnung von Stellenangeboten zu niedrige Gehaltsangebote und bessere Angebote von Konkurrenzunternehmen sind. Das gilt auch und gerade in Bezug auf die Gehaltsvorstellungen. So erlebten gut 36% der DACH-Befragten schon einmal eine Kürzung des ausgeschriebenen Gehalts nach einem Vorstellungsgespräch – eine Praktik, die umgangssprachlich als Bait-and-Switch bekannt ist.

Hinsichtlich der Frage, ob breite oder schmale Gehaltsspannen in Stellenausschreibungen attraktiver auf Jobsuchende wirken, zeigt sich insgesamt ein sehr gemischtes Bild. Mit deutlicher Mehrheit befürwortet werden hingegen transparente Gehaltsangaben – Hauptgründe für Arbeitnehmende in den USA wie auch in Europa waren dabei ein verbessertes Erwartungsmanagement und ein zusätzlicher Indikator für die Fairness des Unternehmens.

KI im Bewerbungsprozess: Ein zweischneidiges Schwert

Es ist keine Überraschung, dass ein weiterer Trend, der sich in den nächsten Jahren noch verstärken wird, der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) in Recruiting-Prozessen ist. Der Einsatz von KI-Tools hält seit Jahren langsam Einzug in die alltägliche Personalarbeit, sowohl auf Arbeitgeber- als auch auf Arbeitnehmerseite.

Allerdings wird dies nicht nur positiv bewertet: Während KI-gestützte Tools die Effizienz steigern können, betrachten viele Bewerber:innen diese Technologien mit Skepsis und denken teilweise, ihr Zugang zu Recruiter:innen werde dadurch erschwert. So hatte ein Drittel der DACH-Befragten den Eindruck, ihre Bewerbung sei schon einmal aufgrund von vorurteilsbehafteten KI-Tools oder fehlenden Qualifikationen von Anfang aus dem Verfahren ausgeschlossen worden, ohne dass sie Gelegenheit hatten, die HR-Manager:innen persönlich von sich zu überzeugen.

Umgekehrt gaben immerhin gut 30% der befragten Beschäftigten an, KI würde Bewerbungsprozesse erleichtern. Sie verwendeten entsprechende Tools besonders häufig, um relevante Stellenangebote zu finden, sich auf Vorstellungsgespräche vorzubereiten und Bewerbungsunterlagen zu erstellen. Mit Blick auf die rasante Weiterentwicklung und Verbreitung von KI-Anwendungen ist es für HR-Teams deshalb essentiell, strukturierte und faire Hiring-Prozesse zu etablieren, mit denen sie den Balanceakt zwischen Effizienz und Menschlichkeit meistern können.

Fazit: Umdenken auf Arbeitgeberseite trotz Optimismus und Mobilität nötig

Trotz dieser Herausforderungen blickt die Mehrheit der 2.900 weltweit Befragten der Studie positiv in ihre berufliche Zukunft. So gaben 69% der in Deutschland, Österreich und der Schweiz Befragten an, den aktuellen Arbeitsmarkt grundsätzlich optimistisch zu betrachten. Im Vereinigten Königreich galt dies für 67%, während die Befragten in den USA (71%) und Irland (73%) ihre nationale Situation sogar noch positiver einschätzen.

Gleichzeitig ist der DACH-Arbeitsmarkt von einer hohen Wechselbereitschaft geprägt, ziehen doch 81% der Arbeitnehmenden einen Jobwechsel innerhalb der nächsten sechs Monate in Betracht. Um diese Recruiting-Chance für sich zu nutzen, anstatt Ernüchterung und Frustration auszulösen, sollten Unternehmen ihre Einstellungspraktiken umfassend modernisieren und insgesamt fairer gestalten.

Transparente Kommunikation, eine wertschätzende Behandlung sowie eine ernsthafte Auseinandersetzung mit DE&I statt bloßer Lippenbekenntnisse sind entscheidend, um im Wettbewerb um die besten Talente zu bestehen. Nur so können Arbeitgeber eine positive Candidate Experience schaffen und langfristig erfolgreich sein.

>> Den Greenhouse Candidate Report 2024 herunterladen

Jon Stross

 

Jon Stross ist Präsident und Mitgründer von Greenhouse Software. Er ist Co-Autor des Buches „Talent Makers“, einer Schritt-für-Schritt-Anleitung für die Implementierung eines strukturierten Einstellungsprozesses, der Talente anzieht und das Hiring zu einem Wettbewerbsvorteil macht.

>> LinkedIn-Profil von Jon Stross

>> Website von Greenhouse Software

Lassen Sie uns auf LinkedIn darüber diskutieren!

  • Anzeigen:

  • Talogy Leadership Compass

  • kostenloses Whitepaper EU Recruiting

  • HR Online Manager - jetzt testen!

  • westpress macht Recruiting einfach

  • Quicklinks:

  • Beworbene Recruiting Veranstaltungen

  • Entdecken Sie weitere spannende Artikel

    Startup LUBYO
    Homeoffice

    LUBYO – Workation rechtskonform gestalten

    Workation liegt im Trend. Dabei kann das Thema durchaus risikobehaftet sein. Das Startup LUBYO will mit seiner Online-Plattform unterstützen, damit die teils komplexen Anforderungen rund

    IHRE PERSOBLOGGER CLUB MITGLIEDSCHAFT

    Nur eine Anmeldung pro Unternehmen. Grenzenloser Zugang für das gesamte HR-Team

    persoblogger club Werbung
    PERSOBLOGGER Newsletter Newsletter
    ×

    Jetzt hier zum Newsletter anmelden und auf dem Laufenden bleiben!

    Pünktlich jeden Montag um 7:15 Uhr wertvolle HR-News:

    • ✓ Aktuelle Fachartikel und Podcast-Folgen
    • ✓ Neueste HR-Studien & Infografiken
    • ✓ Zugriff auf HR-Veranstaltungen im DACH-Raum
    • ✓ Wichtige Trends und wissenswerte News

    Wir nutzen Google reCAPTCHA, um unsere Webseite vor Betrug und Missbrauch zu schützen. Mehr erfahren

    Newsletter-Anmeldung laden