Neben der Wirtschaft schwächelt nun auch der Arbeitsmarkt. Das zeigt der Indeed Arbeitsmarkt Index, der auf Millionen von Stellenanzeigen basiert und so einen Echtzeitindikator für die Arbeitskräftenachfrage in Deutschland darstellt. Im Februar 2024 stand dieser Index nur noch bei 127,4 Punkten* – und damit so tief wie seit Oktober 2021 nicht mehr. Verglichen mit dem Vorjahresmonat waren auf der Plattform 13,2% weniger Stellenanzeigen geschaltet.
Der Indeed Arbeitsmarkt Index im Februar 2024
Damit setzt sich ein Trend fort, der auch im Dezember schon zu beobachten war: Auch im letzten Monat des Jahres ist das Jobvolumen auf Indeed im Jahresvergleich um bis zu 13% gesunken. Diese Entwicklung folgt einer logischen Systematik: Wenn die Wirtschaft schrumpft, sind Unternehmen zum Sparen gezwungen. Arbeitgeber setzen hier offenbar beim Personal an. Sie besetzen Stellen nicht nach und schieben das Recruiting neuer Mitarbeitenden auf.
Anstieg nur im Einzelhandel und bei Arztberufen
Die logische Folge: Die Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt geht zurück – und das teilweise sogar sehr deutlich. Selbst die lange Zeit so händeringend gesuchten IT-Expert*innen werden seltener nachgefragt: Im Bereich Softwareentwicklung sind die Stellenanzeigen um 30% gesunken, beim IT-Support & IT-Infrastruktur liegt der Rückgang bei 21,4%. Dazwischen liegen lediglich noch die Bereiche Personalwesen (-30,9%), Marketing (-25,8%) und Projektmanagement (-22,0%).
Neben diesen rückläufigen Segmenten gibt es aber auch Lichtblicke. So ist im Einzelhandel die Nachfrage nach Arbeitskräften im Vergleich zum vergangenen Jahr um 6,5% gestiegen. Im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit hat sie sich sogar um 25% erhöht. Mit 6,2% mehr Stellenanzeigen auf Indeed sind auch Arztberufe stärker gesucht als noch vor einem Jahr. Allerdings sind diese beiden Segmente auch die einzigen, die ein Wachstum verzeichnen.
Der Arbeitsmarkt entwickelt sich insgesamt rückläufig, allerdings bewegt sich die Nachfrage nach Arbeitskräften nach wie vor auf hohem Niveau. So ist die Zahl der Stellenanzeigen auf Indeed im Vergleich zum Vorjahr zwar um etwa 20% gesunken, sie liegt jedoch noch immer 43% oberhalb des Vor-Pandemie-Levels. Grund zur Hoffnung gibt zudem die Tatsache, dass es auch in diesem Jahr einen saisonalen Januar-Anstieg gegeben hat.
Wirtschaftliche Entwicklung sehr volatil
Angesichts der wirtschaftlichen Unsicherheiten hätte man ein noch schwächeres Recruiting-Engagement der Unternehmen befürchten können. Allerdings sollte diese Entwicklung nicht überbewertet werden: Die Stärke dieses Anstiegs sollte nicht dazu verführen, in übertriebenen Optimismus zu verfallen. Dafür ist die wirtschaftliche Entwicklung zu volatil.
Mehr Geld, mehr Homeoffice: Wettbewerb um Arbeitskräfte bleibt umkämpft
Sowohl der Indeed Gehalts-Tracker als auch der Indeed Homeoffice-Tracker deuten währenddessen darauf hin, dass Unternehmen weiter mit attraktiven Konditionen und Benefits um Kandidat*innen buhlen müssen. Der Gehalts-Tracker analysiert in Stellenanzeigen genannte Gehaltsangaben. Ihm zu Folge hat sich das Lohnwachstum in der Eurozone vergangenes Jahr zwar verlangsamt, im Januar ließ dieser Rückgang allerdings nach: Deutschland erzielte mit 4,5% ein Lohnwachstum oberhalb der Inflationsrate von 2,9%. Ein Zeichen für eine positive Entwicklung des Reallohns.
Der Homeoffice-Tracker untersucht Stellenanzeigen mit Blick auf mobiles Arbeiten. Im Bereich Softwareentwicklung wird fast jede Zweite (46%) darin abgebildet. Mit guter Bezahlung und begehrten Benefits wie etwa Homeoffice können Arbeitgeber bei Jobsuchenden punkten.
Rezession, Fachkräftemangel, demografischer Wandel, neue Arbeitswelt: Der Arbeitsmarkt sieht sich gerade vielen parallel laufenden Entwicklungen ausgesetzt. Hier prallen gerade zwei Welten aufeinander. Auf der einen Seite sorgen Transformation und wirtschaftliche Unsicherheit aktuell für einen rückläufigen Arbeitsmarkt. Auf der anderen Seite erhöhen Fachkräftemangel und demografischer Wandel den Druck auf Unternehmen, weiter einzustellen. Deshalb hat sich der Arbeitsmarkt trotz der schwachen wirtschaftlichen Entwicklung eine gewisse Resilienz bewahrt. Unternehmen seien weiterhin darum bemüht, Mitarbeitende zu finden und zu binden.
Weil der Wettbewerbsdruck gerade etwas nachlässt, könnte ihre Suche sogar durchaus erfolgreich sein. In fünf bis zehn Jahren, wenn der demografische Wandel den Arbeitskräftemangel weiter verschärft hat, werden sich Arbeitgebende nach einem solchen komfortablen Arbeitsmarkt zurücksehnen.
Quelle: Pressemitteilung Indeed
zurück zur Übersicht: Weitere Meldungen im HR-Newsticker lesen!