Trotz schrumpfender Wirtschaft und anhaltender Krisen zieht die Nachfrage nach Fachkräften im letzten Jahresviertel 2023 wieder leicht an. Nachdem die Zahl der Stellenausschreibungen zwei Quartale in Folge rückläufig war, scheint der Abwärtstrend nun gestoppt. Mit einem Zuwachs von acht Prozentpunkten verzeichnet der Fachkräfte-Index in Q4 wieder etwas mehr Stellengesuche. Der Wert von 117% liegt aber immer noch um elf Prozentpunkte unter dem Vorjahresquartal. Obwohl die absolute Zahl an ausgeschriebenen Stellen um knapp 5% niedriger ist als vor einem Jahr, befindet sich die Nachfrage für alle untersuchten Berufsgruppen weiterhin auf einem sehr hohen Niveau.
Nachfrage nach Finanz-Experten steigt überdurchschnittlich
Nachdem die hohe Zahl an Stellenausschreibungen im Bereich Finance zuletzt etwas nachgelassen hatte, führt die Berufsgruppe den Index mit einem überdurchschnittlichen Nachfrageplus von 17 PP in Bezug auf die Steigerungsraten nun wieder deutlich an und liegt mit 135% auf dem dritthöchsten Wert seit Beginn der Erhebung. Insbesondere Tax Manager (+ 31 PP, vergleichsweise geringere Anzahl an absoluten Stellengesuchen) sowie Finanzbuchhalter (+ 29 PP) und -berater (+ 29 PP) werden in Q4 verstärkt gesucht.
Auch an die zahlenmäßig stark vertretenen und sehr begehrten Controller richten sich wieder mehr Stellengesuche als im Vorquartal (+ 18 PP). Viele Stellen werden aktuell ins Ausland verlagert. Das ist die Ursache dafür, dass die Wichtigkeit der zentralen Funktionen wie im Finanz-Bereich zunimmt, was sich in den Stellenausschreibungen niederschlägt. Die Suchen nach Tax-Managern oder Controllern zeigen, wie unabdingbar die zentrale Steuerung in dezentralen Strukturen werden wird.
IT-Gesuche klettern wieder über 100.000-Marke
Während im dritten Quartal die Zahl der ausgeschriebenen Positionen für den Bereich IT erstmals seit 1,5 Jahren unter die Grenze von 100.000 Stellengesuchen gefallen waren, verzeichnet der Fachkräfte-Index im letzten Jahresviertel einen Zuwachs von zehn Prozentpunkten und steigt damit wieder über diese Marke (+ 136%). Der Blick auf die einzelnen Berufsgruppen zeigt eine Trendwende bei den IT-Administratoren und den IT Security-Spezialisten. Nach drastischen Rückgängen (- 48 PP und – 90 PP/Q3) zieht die Nachfrage für diese beiden Berufsgruppen mit jeweils + 25 Prozentpunkte nun wieder deutlich an. Übertroffen wird der Nachfrageschub nun noch von den SAP-Entwicklern mit + 38 Prozentpunkte.
Weiter rückläufig sind hingegen die Stellengesuche für Datenbankentwickler (- 22 PP) und IT-Architekten (- 8 PP). Wir merken, dass die Kunden wieder vermehrt bereit sind, einzustellen. Das zeigen unsere aktuellen Zahlen in Form eines leichten Anstiegs. Erfahrungsgemäß entspannt sich die Zurückhaltung aus dem letzten Jahr schon im Laufe des Januars und Kunden kommen wieder aktiver auf uns zu. Das liegt sicherlich zum großen Teil daran, dass die Unternehmen sich inzwischen mit ihren Besetzungsplänen an die veränderte Wirtschaftslage angepasst und ihre Bedarfe klarer priorisiert haben.
HR-Nachfrage nur noch leicht rückläufig
Bei den Personalerinnen und Personalern ist zumindest eine Konsolidierung auf hohem Nachfrageniveau festzustellen. Verzeichnete diese Berufsgruppe in Q3 noch einen deutlichen Rückgang von 36 Prozentpunkten, beträgt dieser im aktuellen Betrachtungszeitraum nur noch drei Prozentpunkte, die Nachfrage liegt damit bei 209%. Stellenspezifisch ergibt sich ein gemischtes Bild: Nach einer zuletzt stark gesunkenen Nachfrage nach HR-Managern (- 57 PP/Q3) werden nun wieder vermehrt Stellen in diesem Bereich ausgeschrieben (+ 34 PP). Gleiches gilt für die Personalreferenten (+ 7 PP). Leicht gesunken sind hingegen erneut die Stellengesuche für die zahlenmäßig stark vertretenen Recruiter (- 7 PP auf + 284 P) und mit einem Rückgang von 124 PP (auf + 499 P) deutlich gesunken die freien Stellen für HR-Business Partner. Bei beiden Berufsgruppen offenbart der Blick auf die Prozentwerte aber das enorm hohe Nachfrageniveau der letzten zwei Jahre.
Vorsichtige Trendwende für Ingenieurs-Stellen
Berufsgruppenübergreifend verzeichnet der Index für die Nachfrage nach Ingenieuren nach drei Quartalen erstmals wieder leichte Zuwächse (+ 6 PP) und klettert auf 96%, liegt damit allerdings deutlich unterhalb der Gesamtnachfrage. Gleiches gilt für die Stellengesuche nach Bauingenieuren. Mit einem Nachfrageplus von drei Prozentpunkten lässt sich nach dem zuvor rückläufigen Suchvolumen bei dieser zahlenmäßig stark vertretenen Berufsgruppen zumindest eine vorsichtige Trendwende beobachten. Stärker steigt die Zahl der offenen Positionen für Projekt- und Konstruktionsingenieure (+ 28 PP bzw. + 24 PP). Die Nachfrage nach Verfahrens- und Prozessingenieuren schwächt sich hingegen weiter ab. Wir spüren, insgesamt betrachtet, nach wie vor eine hohe Zurückhaltung bei Neueinstellungen, trotz einiger Ausreißer. Das liegt im Bereich des Engineerings daran, dass hohe Energiekosten und der unsichere politische Rahmen wenig Anlass für Personalplanung gibt. Wir beobachten das beispielsweise im Automobilmobilsektor, wo kürzlich gestrichene Subventionen in Green Tech / E-Mobility durch die fehlende Finanzierung auch die Personalsituation belastet. Gleichzeitig bemerken wir einen wachsenden Bedarf nach Hochtechnologien wie der künstlichen Intelligenz integriert in Produkte und Services. Hier sind vor allem Projekt- und Betriebsingenieure gefragt.
Digital Marketing-Spezialisten im Aufwind
Positive Signale mit einem Plus von acht Prozentpunkten vermeldet der Index auch bei der zweitgrößten Berufsgruppe, den Sales & Marketing-Spezialisten. Hier liegt das Nachfrageniveau mit 79% in Q4 ebenfalls weit unter dem Durchschnitt und zudem auf dem zweitniedrigsten Wert seit zwei Jahren. Dementsprechend unterschiedlich gestaltet sich die Nachfrage nach den verschiedenen Sales- & Marketing-Positionen. Deutliche Spitzenreiter im Nachfrageanstieg sind die Social Media Manager.
Mit einem Plus von 52 Prozentpunkten klettert die Nachfrage auf das enorm hohe Niveau von 615%. Auch Content- und Key Account-Manager werden verstärkt gesucht (+ 22 bzw. + 17 PP). Rückläufig ist hingegen die Zahl der Stellenanzeigen für Marketing- sowie Vertriebs- und Sales-Manager (- 3 bzw. – 11 PP). Im Bereich Marketing sind es vor allem die Stellen für Digital Marketing Manager, die ausgeschrieben werden, das hat ebenfalls auch mit einer höheren Messbarkeit des Wertbeitrags dieser Position zu tun. Offline, also klassisches Marketing verliert im Stellenmarkt immer mehr an Bedeutung.
Im Bereich Legal ist die Nachfrage nach Juristinnen und Juristen ebenfalls leicht um vier Prozentpunkte auf 180% gestiegen.
Deutlich weniger Stellen im öffentlichen Bereich ausgeschrieben
Bei den untersuchten Branchen zeigt sich in Q4 ein differenziertes Bild. Die Nachfrage in der öffentlichen Verwaltung ist zum zweiten Mal in Folge rückläufig. Mit – 51 Prozentpunkten ist diesmal ein deutlicher Rückgang zu beobachten, das Nachfrageniveau von 240% ist aber immer noch überdurchschnittlich hoch. Gleiches gilt für die Baubranche mit 219%, hier zieht die Anzahl der offenen Positionen allerdings deutlich an (+ 50 PP). Verstärkt gesucht werden auch Fachkräfte in der IT-Branche (+ 25 PP) und im Bereich Personaldienstleistung (+ 18 PP).
Die aktuellen Zahlen des Fachkräfte-Index unterstreichen einmal mehr die Widerstandsfähigkeit des Arbeitsmarktes. Weitgehend abgekoppelt von den anhaltenden Krisen und konjunkturellen Schwierigkeiten wurden im letzten Jahresviertel 2023 wieder deutlich mehr Stellen ausgeschrieben. Das überdurchschnittliche Nachfrageplus nach Finanz-Expertinnen und -Experten betont den erfolgskritischen Stellenwert dieser Berufsgruppe.
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Über den Hays Fachkräfte-Index
Der Hays Fachkräfte-Index basiert auf einer quartalsweisen Auswertung der index Internet und Mediaforschung GmbH für Hays. Einbezogen werden Stellenanzeigen der meistfrequentierten Online-Jobbörsen, von Tageszeitungen sowie dem Business-Netzwerk XING. Der Fachkräfte-Index zeigt die prozentuale Veränderung zum Ausgangswert vom 1. Quartal 2015 an. Sämtliche Positionsbezeichnungen gelten grundsätzlich für alle Geschlechter.
Alle Angaben in „Prozent“ beziehen sich auf den Referenzwert 0 im Jahr 2015. „Prozentpunkte“ beziehen sich auf die Veränderung zu einem anderen Erhebungsquartal.
Quelle: Pressemitteilung Hays
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