Arbeitnehmer mit Migrationshintergrund haben besondere Nachteile auf dem Arbeitsmarkt, wenn sie in Deutschland in einer ethnischen Enklave leben. Nach einer Entlassung finden diese Menschen im Vergleich zu ihren deutschen Kollegen deutlich seltener eine neue Stelle: In einem Zeitraum von fünf Jahren nach dem Jobverlust ist die Beschäftigungswahrscheinlichkeit durchschnittlich 5,2 Prozentpunkte niedriger. Diese Forschungsergebnisse veröffentlicht das EPoS Economic Research Center der Universitäten Bonn und Mannheim im Diskussionspapier „Job Displacement and Migrant Labor Market Assimilation“.
Menschen aus ethnischen Enklaven finden schwerer neuen Job
Menschen, die in ethnischen Enklaven leben, haben nach einem Jobverlust deutlich schlechtere Chancen. Ein Grund hierfür könnten geringere Anreize sein, in für den deutschen Arbeitsmarkt relevantes Humankapital, wie Sprachkenntnisse, zu investieren. Eine andere Erklärung ist, dass ethnische Enklaven insgesamt weniger Jobmöglichkeiten bieten.
Vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels in Deutschland empfiehlt das EPoS Economic Research Center daher, die Mobilität von Zuwanderern, die bereits in Deutschland erwerbstätig waren, zu fördern. Diese Gruppe könnte stark profitieren, wenn sie nach einem Jobverlust in Regionen mit besseren Arbeitsmarktbedingungen umzieht.
Unterschiedliche Einkommensentwicklung nach Jobverlust
Die Schwierigkeiten von Migranten auf dem Arbeitsmarkt zeigen sich gleichzeitig bei der Lohnentwicklung: Innerhalb von fünf Jahren nach dem Jobverlust sind die Löhne von Menschen, die in ethnischen Enklaven leben, im Vergleich zu deutschen Kollegen durchschnittlich 10% niedriger. Migranten außerhalb einer ethnischen Enklave verdienen im Vergleich 3,1% weniger.
Positive Einkommenslücke nach fünf Jahren
Finden Menschen mit Migrationshintergrund allerdings einen Anschlussjob, kann sich ihr Erwerbsleben in Deutschland sehr positiv entwickeln, wie die aktuelle Untersuchung belegt. Denn fünf Jahre nach einer Entlassung verbessern sich die Löhne im Durchschnitt sogar schneller als bei einheimischen Kollegen. Diese Entwicklung wird offenbar durch den Wechsel des Arbeitgebers begünstigt. Eine mögliche Erklärung ist, dass Migrantinnen und Migranten durch die Entlassung quasi gezwungen werden, sich um neue Karriere-Chancen zu bemühen und es dadurch häufiger gelingt, eine besser bezahlte Stelle anzunehmen.
Fachkräftemangel in Deutschland
Aktuell bleiben viele Stellen in Deutschland unbesetzt, etwa in der Pflege, an Schulen oder im Handwerk. Laut Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung erreichte die Zahl der offenen Stellen Ende 2022 ein neues Allzeithoch von 2 Millionen. Mit dem neuen Gesetz zur Fachkräfteeinwanderung sollen ausländische Fachkräfte deshalb künftig leichter nach Deutschland kommen können.
Um Ausländern die Integration in den deutschen Arbeitsmarkt zu ermöglichen, sollte die Politik gezielt helfen. Das gilt etwa für die Jobsuche oder einen berufsbedingten Umzug. Davon profitieren beide Seiten.
IAB-Daten nach Massenentlassungen untersucht
Die Ökonominnen vergleichen die Entwicklung von Einkommen und Beschäftigung bei Personen mit und ohne deutsche Staatsangehörigkeit nach Massenentlassungen zwischen 2001 und 2011. Dazu wurden die Sozialversicherungsdaten des IAB (Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung) von etwa 146 000 Personen im Zeitraum zwischen 1997 und 2016 untersucht, die vor ihrer Entlassung mehr als drei Jahre in einem Arbeitsverhältnis standen. Ein Gebiet wird als „ethnische Enklave“ bezeichnet, wenn der Anteil an Personen der jeweiligen Herkunftsgruppe überdurchschnittlich hoch ist im Vergleich zu den übrigen Gebieten in Deutschland.
Quelle: Pressemitteilung EPoS Economic Research Center
zurück zur Übersicht: Weitere Meldungen im HR-Newsticker lesen!