Diskriminierendes Verhalten bleibt weitgehend bestehen – Unternehmen erkennen deutlich den Stellenwert von Diversität, Gleichberechtigung und Inklusion, räumen aber ein, dass sie mehr tun können, um inklusiver zu sein. Die Ergebnisse einer neuen Studie zeigen: Mehr als ein Viertel der deutschen Unternehmen haben Personen aufgrund ihres Alters (28%), ihrer Hautfarbe (30%), ihres Geschlechts (27%) oder ihrer Behinderung bzw. ihres Bedarfs an Barrierefreiheit (27%) nicht eingestellt oder befördert.
Zwei Drittel der Arbeitgeber werben mit Chancengleichheit
Dieser Sachverhalt ist umso bemerkenswerter, als fast zwei Drittel (61%) der befragten deutschen Personalentscheider:innen angaben, dass ihrem Unternehmen der Stellenwert von Diversität, Gleichberechtigung und Inklusion (im Englischen Diversity, Equity und Inclusion, kurz DEI) bewusst ist. Gleichzeitig gaben 61% der Befragten an, dass sie in ihren Stellenausschreibungen damit werben, ein Arbeitgeber zu sein, der Chancengleichheit fördert und Menschen, die Minderheiten angehören, ermutigt, sich zu bewerben.
Die Ergebnisse wurden im Rahmen einer neuen Umfrage ermittelt, die von der Employee Experience Plattform Culture Amp in Auftrag gegeben und im April 2023 vom Marktforschungsunternehmen Censuswide durchgeführt wurde. Sie deuten auf eine Kluft zwischen den Strategien der Unternehmen und ihrer Fähigkeit hin, Maßnahmen für Diversität, Gleichberechtigung und Inklusion wirksam umzusetzen.
Befragt wurden 5.011 Vollzeitbeschäftigte ohne Personalverantwortung in Deutschland, den Niederlanden, dem Vereinigten Königreich, USA und Kanada sowie 1.258 Personalentscheider:nnen mit mehr als sechs Jahren Erfahrung, davon 252 aus Deutschland.
Die Diskrepanz zwischen den in Aussicht gestellten DEI-Maßnahmen und den persönlichen Erfahrungen der Mitarbeitenden trägt zur anhaltenden Ungleichheit am Arbeitsplatz bei: 34% der Männer, 38% der Frauen und 33% der Personen, die sich als nicht-binär identifizieren, erleben Diskriminierung am Arbeitsplatz.
Betroffene sollen sich laut Entscheider:nnen selbst gegen Diskriminierung einsetzen
Aufschlussreich ist auch die Erkenntnis, dass die meisten Personalentscheider:innen der Meinung sind, dass sich diese Minderheiten mehr für die Bewältigung der angesprochenen Herausforderungen engagieren sollten. Die Hälfte der Personalentscheider:innen (50%) ist der Ansicht, dass diese Mitarbeitenden eine aktivere Rolle bei der Umsetzung von DEI-Programmen spielen sollten.
Im Zusammenhang mit dieser Forderung nach einer stärkeren Beteiligung von unterrepräsentierten Gruppen an der Gestaltung der DEI-Richtlinien haben nur 27% der Unternehmen ein Forum eingerichtet, in dem sie sich bezüglich ihres persönlichen Hintergrunds mitteilen können.
Die Studie zeigt deutlich, dass Personalabteilungen mit veränderten Erwartungen am Arbeitsplatz zu kämpfen haben. Gleichzeitig führen auch anhaltende finanzielle Engpässe dazu, dass praktische DEI-Strategien in deutschen Unternehmen in der Prioritätenliste weiter nach unten rutschen.
Ein Drittel der Personalverantwortlichen (33%) gab an, dass hybride Arbeitsformen bzw. Fernarbeit diese DEI-Initiativen verlangsamen, während 42% das derzeitige Wirtschaftsklima dafür verantwortlich machten.
Oft keine Messung der DEI
Zudem gaben 40% der Befragten an, dass ihr Unternehmen noch keine Tools zur Messung von DEI einsetzt. Die Hauptgründe dafür sind nach Angaben der HR-Verantwortlichen die aktuelle Wirtschaftslage (26%) und Budgeteinschränkungen (24%). Auch mangelndes Engagement der Führungsebene (24%) wird als Grund angegeben – ein auffallend hohes Ergebnis im Vergleich zu anderen Ländern, wie dem Vereinigten Königreich (13%) und den Niederlanden (8%).
Weitere Herausforderungen für eine erfolgreiche Umsetzung von DEI-Maßnahmen sind nach Ansicht der HR-Teams:
- Schwierigkeiten der Mitarbeitenden, sich im Alltag an die DEI-Richtlinien zu halten (38%)
- Führungskräfte, die DEI-Pläne nicht umsetzen (42%)
- Unzureichende Unterstützung durch das Management (35%)
Trotz dieser Herausforderungen lohnt sich die Investition in DEI: Die Umfrage zeigt auch, dass 80% der Mitarbeitenden in Deutschland, die der Meinung sind, dass ihr Unternehmen Wert auf Vielfalt legt, ihren Arbeitgeber weiterempfehlen würden.
Die Ergebnisse dieser Umfrage sind enttäuschend, aber leider wenig überraschend. Unternehmen sollten diese Erkenntnisse zum Anlass nehmen, ihre eigenen Ziele anzupassen sowie ihre Bemühungen und Ressourcen verstärkt für Vielfalt, Gleichberechtigung und Inklusion einsetzen.
Quelle: Pressemitteilung Culture Amp
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