Hat sich das Duzen in der neuen Arbeitswelt durchgesetzt? Nicht durchgängig. Doch während vor fünf Jahren noch zwei von drei Angestellten (64%) gesiezt werden wollten, legt heute nur noch knapp jeder dritte bis vierte Deutsche Wert auf das „Sie„. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Forsa-Umfrage (2023/01) im Auftrag der Jobbörse Jobware. Demnach möchten 27% aller Männer in Stellenanzeigen gesiezt werden. Bei Frauen ist der Anteil noch höher: Hier beträgt er 31%.
Siezen auch in jüngeren Generationen noch erwünscht
Man könnte meinen, im digitalen Zeitalter wäre das Siezen nur ein Phänomen der Älteren. Aber weit gefehlt. So wünschen sich 19% der 18-34-Jährigen, 28% der 35-49-Jährigen und 37% der 50-60-Jährigen eine respektvolle Ansprache mit „Sie„. Obgleich sich der Trend zum Duzen entwickelt, ist das Siezen auch in der Generation Internet immer noch gefällig. Zudem das Siezen in Stellenanzeigen auch eine klare Abgrenzung zwischen dem Unternehmen und den potenziellen Bewerbern schafft. Die professionelle Distanz verdeutlicht, dass es sich um eine geschäftliche Beziehung handelt.
Unternehmen tun sich häufig schwer, wenn es um eine sowohl zeitgemäße wie auch konsistente Ansprache von Kund:innen und Bewerbenden geht. Sie bewegen sich in einem Spannungsfeld zwischen Respekt und Modernität. In manchen Fällen werden Praktikant:innen geduzt, während Professionals gesiezt werden. Diese Mischlösung kommt allerdings eher schlecht an. Nur rund ein Drittel der Befragten finden das akzeptabel, gleichermaßen Männer und Frauen.
Trend: Was die Anrede in Stellenanzeigen über Unternehmenskultur verrät
Bewerbende haben es leichter: sie können sich daran orientieren, wie Recruiter:innen sie anreden. Im Zweifel verwenden sie das respektvollere „Sie“ im Anschreiben. Ob in der Stellenanzeige „Du“ oder „Sie“ verwendet wird, gebe laut Studienautoren Hinweise darauf, ob bei dem Unternehmen auf Augenhöhe kommuniziert wird oder eher hierarchische Strukturen herrschen – Respekt hin oder her.
Diese pauschale Ansicht würde ich gerne deutlich hinterfragen: Von einer „Sie“-Ansprache auf eine Kommunikation ohne Augenhöhe zu schließen, ist aus meiner Sicht nicht so einfach möglich. Immerhin fühlen sich Menschen (immerhin bei Frauen fast ein Drittel), die gesiezt werden wollen, doch deutlich wohler bei Arbeitgebern, die Siezen. Wenn es passt, ist Augenhöhe vorhanden. Passt die Ansprache nicht, geht Augenhöhe verloren (in beide Richtungen).
Über die Befragung
Die Forsa-Befragung wurde im Auftrag der Jobbörse Jobware im Januar 2023 durchgeführt. Per repräsentativer Zufallsauswahl wurden 1.011 erwerbstätige Angestellte mit qualifizierter Tätigkeit im Alter von 18 bis 60 Jahren befragt.
Quelle: Jobware
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