Was verbindet agile Frameworks wie OKR mit Culture Software? Das Startup nuwork zeigt, wie OKR und Unternehmenskultur zusammenfinden. Mit Product Owner Tina Höch gehe ich ins Detail.
Was bietet nuwork?
Hallo Tina, magst Du Dich und das Startup nuwork bitte kurz vorstellen?
Hi, ich bin Tina. Als Product Ownerin OKR & Culture arbeite ich gemeinsam mit dem nuwork-Team an unserer Vision einer menschenzentrierten und digitalen Arbeitswelt der Zukunft. Fakt ist: Wir müssen über neue Formen von Arbeit reden. Gefühlt jeder dritte LinkedIn-Beitrag handelt davon und bei alledem wird klar: Es gibt in der Gesellschaft eine große Sehnsucht nach einer anderen Form von (Zusammen-)Arbeit.
Agile Frameworks wie OKR und innovative Software-Tools wie nuwork helfen dabei, steigende Komplexität zu strukturieren. Klar ist aber auch, dass technische Lösungen für die Bereiche Agile & HR nur dann funktionieren, wenn sie stimmig in Konzepte der nachhaltigen Personal- und Organisationsentwicklung eingebettet werden. Für diese Themenwelten schlägt mein Herz und daher bin ich glücklich, dass wir mit nuwork eine authentische Verbindung zwischen Agilität und Menschlichkeit herstellen können.
nuwork statt New Work
Der Name ist phonetisch recht geschickt gewählt. Aber müsst Ihr das nicht fortlaufend erklären und buchstabieren, was aus Sicht einer Markenbildung doch eher hinderlich ist?
New Work ist mittlerweile ein Begriff, der zu vielerlei Assoziationen führt. Mit der unkonventionellen Schreibweise unseres Produkts wollen wir auch dazu anregen, New Work für sich selbst kreativ zu interpretieren und einen eigenen Weg zu finden. Ich sage da gern: Experimentieren, wahrnehmen, anpassen. Das Feedback dahingehend ist super und führt auch regelmäßig zu spielerischen Neologismen.
nuwork will Corporate Culture digitalisieren
Ihr möchtet Arbeitskultur und Teamzusammenarbeit digitalisieren und OKR-basierte Prozesse etablieren. Wie stark seht Ihr das OKR-Framework überhaupt heute schon im Unternehmenseinsatz?
OKRs stehen ja im Ruf, eine innovative und sehr zeitgeistige Methodik zur Zielerreichung zu sein. Richtig gelebt sind sie das aus meiner Sicht noch immer, selbst wenn ein Blick auf die Historie verrät: OKR gibt’s schon seit einigen Jahrzehnten. So gesehen haben wir es mit einem bewährten Framework zu tun, das insbesondere in Zeiten zunehmender Digitalisierung große Erfolge feiert.
Das Thema Remote und Hybrid Work spielt da ebenso hinein und machte spätestens zur Pandemie deutlich: OKRs sind super, aber zum Gelingen braucht es eine entsprechende Kultur. So gesehen ist nuwork ein stimmiger Hybrid zwischen „klassischer“ OKR-Software und menschlich-verbindendem Culture-Tool für leistungsstarke Teams. Diese Entwicklung treiben wir konsequent voran und zahlen damit parallel auf HR & People-Themen ein.
Neues Denken via OKR
Häufig werden Ziele nicht unterjährig oder gar in regelmäßigen Zyklen bewertet und angepasst. Wie kann das neue Denken in Richtung OKR gelingen?
Gegenfrage: Wie sinnhaft fühlt es sich an, (Mehr-)Jahresziele zu definieren, wenn dynamische, sich schnelle verändernde Marktparameter eher die Regel als die Ausnahme darstellen? Agile Frameworks sind eine mögliche Antwort auf die Herausforderungen unserer, sorry für das Buzzword, VUCA-lastigen Welt.
Manch einer könnte jetzt anführen, dass Agilität etwas Planlos-Instabiles anhaftet, man sein sprichwörtliches Fähnchen nach dem Wind richtet, aber eigentlich ohne Kompass segelt. Das habe ich als OKR Masterin auch schon erlebt. Ein gemeinsames Commitment auf Vision, Mission und Co. wirkt dem entgegen.
Indem zyklische OKRs sich stets am großen Ganzen ausrichten, worauf OKR-Prozessbegleiter auch unbedingt achten sollten, wird ein roter Faden erkennbar und Unternehmen behalten gleichermaßen ihre flexible Handlungsfähigkeit.
Wir bei nuwork bieten unseren Nutzer:innen zudem die Möglichkeit, mit Mid-Term-Goals (Moals) zu arbeiten, um bei Bedarf noch eine zusätzliche Orientierungsebene einzuziehen. Das gibt gerade Neueinsteigern Sicherheit. Damit die Einführung gelingt und OKRs langfristig in der eigenen DNA verankert werden, bieten wir zusätzlich zur nuwork-Software prozessbegleitendes nuConsulting und kulturbezogenes nuCoaching an.
OKR und Unternehmenskultur zusammenbringen
Ihr wollt eine perfekte Fusion von OKR und Unternehmenskultur schaffen. Was bedeutet das konkret für Euch und wie macht sich das in Eurer Software bemerkbar?
Stell dir vor, es herrscht OKR und keiner macht mit. Und jetzt frage Dich durch die C-Levels diverser Unternehmen und Du stellst fest: Das ist gar keine Seltenheit. Viele Entscheider:innen aus den Bereichen Führung, Agile oder HR springen im besten Wissen und Gewissen auf den OKR-Zug auf und kommen doch nicht am gewünschten Reiseziel an. Das ist ein Problem, wenn man sich allein die Ressourcen verdeutlicht, die mit einer OKR-Einführung einhergehen. Vom immateriellen Schaden, der bei den einzelnen Mitarbeitenden entsteht, wenn OKRs irgendwann scheitern, wollen wir mal gar nicht sprechen.
Aus unserer Erfahrung sind es diese fünf Aspekte, weshalb OKR früher oder später wieder abgeschafft und/oder durch Scrum und Co. ersetzt wird:
- Fehlende Klarheit über den strategischen Kurs
- mangelndes Empowerment der Mitarbeitenden
- mangelnde Wertschätzung in der Kommunikation untereinander
- Führungskräfte, die OKRs als Kontrollinstrument der alten Schule sehen und
- ungenügende kulturelle Verankerung der agilen Werte im täglichen Tun.
Für diese Probleme bietet nuwork Lösungen an, indem wir beispielsweise einzelne OKR-Sets immer wieder in Bezug zum Big Picture setzen. So zeigt die übersichtliche Alignment-View die Verbindung zwischen Vision, Mission und OKRs an, auch die Unternehmenswerte bilden wir präsent ab.
Hat ein Teammitglied einem anderen weitergeholfen oder möchte man einfach mal Wertschätzung ausdrücken, eignet sich die Praise-Funktion. Das ist vergleichbar mit einem platonischen digitalen „Liebesbrief“, der namentlich oder anonym ins Postfach des Empfängers flattert. Zusätzlich können wir untereinander Hot Skills verteilen, also individuelle Stärken der Kolleg:innen loben und sichtbar machen. Durch unser begleitendes Coaching- und Consultingangebot schaffen wir zusätzlich den Rahmen für nachhaltig erfolgreiche OKR-Arbeit.
Stimmungsbarometer – ein Boom an Tools
Das regelmäßige und niedrigschwellige Messen der Mitarbeitendenzufriedenheit ist ein echtes Trend-Thema geworden; entsprechende Softwarelösungen boomen. Was unterscheidet Euch hier von den anderen?
Glückliche Mitarbeitende sind bekanntlich die besten Markenbotschafter:innen. Zur digitalen Erhebung von Stimmungsbildern haben wir das Teamvibes-Feature entwickelt. Mit dieser Umfragefunktion lassen sich einmalig oder systematisch Stimmungsbilder erheben oder auch anderweitige Abstimmungen vornehmen. Dieses Feature kann unterstützend zu Retrospektiven eingesetzt werden, um zeitnah gegensteuern zu können.
Unsere Besonderheit bei nuwork ist, dass wir eine Software anbieten, die alles in sich vereint. Somit entfällt die Notwendigkeit, für jedes Bedürfnis ein separates Tool haben zu müssen, was wiederum mehr Fokus bedeutet und damit auf agile Kernwerte abzielt.
Lob und Anerkennung
Eure Plattform hat auch Funktionen für das systematische Loben und Anerkennung-Verteilen sowie eine Erinnerungsfunktion dafür. Wird dieses Führungsinstrument nicht durch die damit einhergehende digitale Operationalisierung gar komplett entwertet?
Die Praise-Funktion mit der Möglichkeit zur Vergabe von Hot Skills habe ich bereits erwähnt. Als ich neu ins Unternehmen kam und nuwork initial kennenlernte, habe ich dieses Feature direkt zu meinem Lieblingsfeature auserkoren. Neben dem digitalen Konfetti natürlich, da ich eine Leidenschaft für verspielte Begeisterungsfunktionen habe, aber das wäre eine andere Geschichte.
Als „Führungsinstrument“ sehen wir Praise und Co. jedenfalls nicht. Praise ist ein beliebtes Kulturfeature, wobei wir Kultur als den emotionalen Klebstoff betrachten, der das Faktisch-Strategische sinnhaft zusammenhält. Das eine braucht das andere. Da Kultur nicht „verordnet“ werden kann, sondern in gesunden Systemen aus sich selbst heraus entsteht, sehe ich auch keine Gefahr einer Entwertung durch digitale Operationalisierung. Wir messen einfach, was da ist. Und wenn wir etwas messen, das uns nicht gefällt, werden wir Gegenmaßnahmen ergreifen. Simple as that.
Wie sich nuwork weiterentwickelt
Welche Weiterentwicklungen habt Ihr für nuwork geplant?
Um unsere Vision vom menschenzentrierten Arbeiten im digitalen Umfeld zu leben, werden wir unsere OKR-Features perspektivisch noch stärker an der Dimension Teamkultur ausrichten. Die Art, wie wir miteinander arbeiten, wird in Zukunft mehr denn je über gemeinsamen Erfolg oder Misserfolg entscheiden.
Ein starkes Team gibt Sicherheit und Stabilität und wirkt damit intrinsisch gegen typische HR-Pains unserer Zeit. Ob Fluktuation, Burn- oder Boreout: Wo Menschen sich wohlfühlen und gemeinsame Wirksamkeit erleben, fühlen sie sich wohl. So gesehen ist nuwork auf den ersten Blick zwar eine OKR-Software; auf den zweiten Blick jedoch eine große Chance zur nachhaltigen Mitarbeiterbindung und -Zufriedenheit in gesellschaftlich herausfordernden Zeiten.
Vielen Dank für Deine Antworten, Tina. Für Euer Startup nuwork drücke ich Euch alle Daumen!
Über die Interviewte
Tina Höch ist Product Ownerin OKR & Culture des zur VEDA GmbH gehörenden Startups „nuwork“. Nach ihrem kommunikations- und medienwissenschaftlichen Studium in Leipzig sammelte sie zunächst Erfahrungen im Bereich PR & Brand Marketing einer agil arbeitenden Online-Dating-Community.
Nach Weiterbildungen zur OKR Masterin, Systemischen Coachin und Personalentwicklerin macht Tina sich mit dem nuwork-Team stark für eine digitale und menschliche Arbeitswelt der Zukunft.