Compensation Management, strategische Vergütungsplanung oder Gehaltstransparenz werden in vielen Unternehmen noch sehr stiefmütterlich behandelt. Das liegt auch daran, dass häufig Zahlen, Daten und Fakten fehlen, insbesondere im Vergleich zu Mitbewerb. Das Startup Figures will mit seinem holistischen Compensation Management Tool genau hier unterstützen. Co-Founder Virgile Raingeard stellt sich meinen Fragen im Interview.
Was bietet Figures?
Hallo Virgile, magst Du Dich und das Startup Figures bitte kurz vorstellen?
Figures wurde von den Bastien Formery und mir im Jahr 2020 gegründet. Ich selbst habe mehr als zehn Jahre in der Personalabteilung von Unternehmen unterschiedlicher Größe und Branchen gearbeitet, darunter 3 Jahre bei Criteo als HR-Direktor für die technischen Funktionen (FR/US). Während meiner letzten zwei Jahre als VP People des Post-Series-A-Start-ups comet, war ich frustriert über den Mangel an qualitativen und zuverlässigen Vergütungsmarktdaten für das Start-up-/Scale-up-Ökosystem.
Der fehlende Zugang zu zuverlässigen Marktdaten führte bei mir als Personalleiter zu Schwierigkeiten bei der Entwicklung einer fairen Vergütungspolitik. Das wiederum führte zu endlosen Diskussionen, Verhandlungen und damit zu einer Menge interner Ungleichheiten. Also habe ich mich daran gemacht, Echtzeit-Gehaltsdaten zu sammeln und eine Datenbank zu erstellen. Gemeinsam mit Bastien Formery entwickelte ich dann das erste
Vergütungs-Benchmarking-Tool.
Mittlerweile haben wir unsere Plattform um weitere Features erweitert und bieten ein holistisches Produkt, das CEOs, HR- und Finance-Profis beispielsweise auch bei der Planung von Gehaltsbändern und dem Budget unterstützt und eine Gender Equality Analyse ermöglicht. Wir bieten also eine ganzheitliche Vergütungs-Management-Lösung für jedes Unternehmen.
Welche Bedeutung haben Gehaltsbenchmarks für Arbeitgeber heute?
Auch wenn Themen wie Purpose im Diskurs sehr viel Aufmerksamkeit bekommen, spielt vor allem das gute alte Gehalt für Mitarbeitende und Bewerber:innen noch immer eine der größten Rollen. Gleichzeitig steigt der Druck auf HR-Abteilungen und Geschäftsführer, mehr Transparenz bei der Bezahlung zu schaffen LINK und der starke Wunsch nach Fairness und Gleichberechtigung für die Mitarbeitenden.
Um faire und effiziente Vergütungsentscheidungen zu treffen, brauchen Unternehmen den Vergleich mit Mitbewerbern. Figures bietet nicht nur einen Echtzeit-Vergütungsbenchmark, der in einem volatilen Umfeld relevant ist, sondern auch Funktionen für die Budgetplanung, die Erstellung von Gehaltsbändern, die Analyse der Geschlechtergleichstellung und vieles mehr. Eine holistische Vergütungs-Management-Lösung also. Unternehmen, die Fachkräfte finden und an sich binden wollen, sollten sich mit dem Thema Gehalt auf allen Ebenen auseinandersetzen.
Wie granular könnt Ihr mit Eurem Tool Auskunft liefern?
Die Figures App bietet derzeit Anfang 2023 Zugriff auf über 80.000 zuverlässige Echtzeit-Vergütungs-Benchmark-Daten von über 1.100 europäischen Unternehmen für eine breite Palette von mehr als 130 Jobfamilien und Positionen. Und der Benchmark wächst rasant.
Die Daten können mit verschiedenen Filtern angepasst werden. Hierzu zählen Kategorien wie: Jobfamilie, Position, Standort (Städte wie zum Beispiel Berlin, München, London oder Paris sowie remote), Mitarbeiterzahl, Wachstumsrate der Belegschaft, Gesamtfinanzierung, Finanzierungsrunde, Ertragsmodell oder die Branche.
Gehaltstransparenz für Arbeitgeber
Was genau können Arbeitgeber bei der Gehaltsplanung durch den Einsatz Eurer Software besser machen als vorher – auch mit Blick auf ausländische Arbeitnehmende?
Die Echtzeit-Daten von Figures bieten eine verlässliche Quelle und Benchmarks für Gehälter, Analysen und Einblicke, sodass Unternehmen qualitativ hochwertige, fundierte Entscheidungen über Ihre Vergütungen treffen können. Und das aufgrund einer breiten Datenbasis von über 1.100 europäischen Unternehmen. Dagegen ist das Vergütungsmanagement bis jetzt eher in der Steinzeit stecken geblieben, da HR,
Finanzabteilungen und C-Level meist noch mit Excel-Tabellen arbeiten, und zwar ohne den Vergleich zu Mitbewerbern parat zu haben.
Gehaltstransparenz für Mitarbeitende
Mittlerweile bieten eine Vielzahl von Plattformen Gehaltsprognosen für Jobsuchende an. Wie können Arbeitgeber Eure Lösung auch in Richtung Mitarbeitende einsetzen?
Die Gehaltsdaten, die Jobsuchende dort bekommen, sind mit Vorsicht zu genießen. Schließlich werden sie von den Plattformen ungeprüft übernommen. Zudem ist gar nicht klar, wie aktuell diese Daten wirklich sind. Insofern sollten sich HR-Profis nicht auf diese verlassen.
Aber klar, die Daten können eine Erwartungshaltung bei Bewerber:innen erzeugen. Gerade deshalb sollten auch Arbeitgeber auf transparente, aber eben verlässliche Datenquellen zurückgreifen. Die bekommen sie bei Figures. Denn das Tool ist mit HR-Systemen wie Personio verbunden und bezieht die täglich aktualisierten Daten aus einer verlässlichen Quelle. Wenn also datengestützte Entscheidungen getroffen werden sollen, ist das der richtige Weg. Auch als Basis für Gehaltsgespräche mit Mitarbeitenden und Bewerbern.
Zudem ist es natürlich auch denkbar, gegenüber Mitarbeitenden die Daten aus Figures offenzulegen und damit volle Gehaltstransparenz zu bieten. Ein Vorteil: Mehr Transparenz führt zu mehr Verantwortlichkeit, was wiederum zu mehr Fairness führt. Dazu gehört auch die Verringerung des Gender Pay Gaps. Und nicht zuletzt schafft Transparenz Vertrauen.
Strategische Gehaltsplanung
In Unternehmen häufig verbreitet sind entweder sehr starre Vergütungssysteme oder extrem flexible, denen es dann an Struktur fehlt. Eine strategische Gehaltsplanung macht allerdings in vielerlei Hinsicht Sinn. Welche Faktoren lassen sich mittels Eurer Daten steuern?
Figures bietet nicht nur einen Echtzeit-Vergütungsbenchmark, der in einem volatilen Umfeld relevant ist, sondern auch Funktionen für die Budgetplanung, die Erstellung von Gehaltsbändern, die Analyse der Geschlechtergleichstellung und vieles mehr. Ein holistisches Vergütungs-Tool für ein effizientes und faires Vergütungs-Management.
Gender Pay Gap und Equality
Wie wichtig nehmen Arbeitgeber heute Themen wie Thema Gender Pay Gap beziehungsweise Gender Equality? Lässt sich das ebenfalls strategisch bearbeiten?
Lohngleichheit ist sicherlich ein wichtiges Thema. Und glücklicherweise bekommt es immer mehr Aufmerksamkeit. Um gegen das Problem der ungerechten Entlohnung von Frauen vorzugehen, ist Transparenz ein ernstzunehmender Faktor. In einer kürzlich durchgeführten Studie haben wir zum Beispiel herausgefunden, dass Lohntransparenz mit einem geringeren bereinigten und unbereinigten geschlechtsspezifischen Lohngefälle korreliert. Unternehmen mit vollständiger Lohntransparenz hatten überhaupt kein bereinigtes geschlechtsspezifisches Lohngefälle. Dies war mehr als dreimal niedriger als bei den Unternehmen ohne Transparenz.
Wie sich Figures weiterentwickelt
Welche Weiterentwicklungen habt Ihr für Figures geplant?
Wir wollen unser schnelles Wachstum fortsetzen und unsere europäische Führungsposition im Gehaltsbenchmarking festigen. Außerdem planen wir, die Expansion in weitere Länder in diesem Jahr deutlich zu beschleunigen: Spanien und Portugal, die Niederlande sowie weitere europäische Länder. Darüber hinaus soll das Angebot konsequent ausgebaut werden, um Unternehmen umfassend bei der Gestaltung und Umsetzung ihrer Gehaltsstrategie zu unterstützen – vom Benchmarking über die Erstellung von Gehaltsbändern bis hin zur Budget-Planung.
Über den Interviewten
>> LinkedIn-Profil von Virgile Raingeard