In den USA und Europa besteht offenbar ein hohes Maß an Stress im Arbeitsalltag. Allerdings nehmen nur wenige Maßnahmen zum Wohlbefinden am Arbeitsplatz in vollem Umfang wahr, obwohl Arbeitgeber diesen Programmen nach wie vor Priorität einräumen.
Laut der aktuellen Untersuchung International Workforce and Wellbeing Mindset Study von Alight und der Business Group on Health empfinden weltweit fast drei Viertel (73%) der Arbeitnehmer ein hohes Maß an Stress aufgrund von Faktoren wie der anhaltenden Pandemie, wirtschaftlichen Sorgen und der Angst vor sozialen Unruhen. Mehr als ein Drittel (34%) gab an, unter Burnout-Symptomen zu leiden. Ebenfalls interessant in diesem Zusammenhang: Nur einer von drei Beschäftigten weltweit gab an, dass sich sein Arbeitgeber um sein Wohlergehen kümmert.
Die Studienergebnisse
Nur 15% der Befragten in den USA und in Großbritannien geben an, über die vom Arbeitgeber gesponserten Programme zur Stressbewältigung Bescheid zu wissen. Und von denjenigen, die über diese Leistung Bescheid wissen (23%) an, sie in Anspruch zu nehmen. Dabei wünschen sich 32 % der Arbeitnehmer, dass ihr Arbeitgeber mehr Ressourcen für psychische Gesundheit anbietet.
Offenbar nehmen die Arbeitnehmer die Angebote für das Wohlbefinden am Arbeitsplatz anders wahr als die großen Arbeitgeber, die nach wie vor erhebliche Investitionen in entsprechende Leistungen und Programme tätigen.
Wie die Umfrage zeigt, gibt es jedoch Möglichkeiten, wie Unternehmen das Wohlbefinden ihrer Mitarbeiter in den Vordergrund stellen und die Akzeptanz entsprechender Angebote steigern können. Dazu gehören folgende Maßnahmen:
- Bewusstsein für verfügbare Programme zur psychischen Gesundheit fördern: Ansprechende und personalisierte Programme, die Technologie und Navigation mit Kommunikation kombinieren, schaffen ein Bewusstsein dafür, wie die Mitarbeiter verfügbare Ressourcen nutzen können.
- Finanzielle Unsicherheit als Stressfaktor abbauen: Langfristige Finanzplanung ist für viele Arbeitnehmer nach wie vor eine Herausforderung. Sie benötigen Unterstützung beim Schuldenabbau, der Einhaltung ihres Budgets sowie beim Sparen für ungeplante finanzielle Ausgaben und der Verfolgung langfristiger Sparziele. Ausgewogene Programme für finanzielles Wohlergehen, zeigen den Arbeitnehmern intelligente Schritte auf, um ihr finanzielles Wohlergehen zu verbessern und ihn als Stressfaktor im Alltag zu minimieren.
- Ausgewogenheit und Flexibilität bieten: Die Pandemie hat gezeigt, dass die Beschäftigten flexible Arbeitszeiten schätzen und zumindest zeitweise von zu Hause arbeiten wollen. Mehr als die Hälfte (59%) gab an, dass sich diese Möglichkeit positiv auf ihr Wohlbefinden auswirkt. Und fast ebenso viele (54%) sind der Ansicht, dass sich Unternehmen mit einem flexiblen Arbeitsumfeld von anderen Firmen abheben und sich auf diese Weise als attraktive Arbeitgeber positionieren können.
Von Februar bis März 2022 befragten die Marktforscher von Kantar mehr als 10.000 Arbeitnehmer in Deutschland, den USA, Großbritannien, Frankreich und den Niederlanden. Weitere Berichte über die Studie werden im Laufe dieses Jahres veröffentlicht.
Überall auf der Welt hat COVID-19 das Wohlbefinden der Arbeitnehmer beeinträchtigt. Einige haben Schwierigkeiten, immer vollen Einsatz zu zeigen. Das wirkt sich letztlich auf die Ergebnisse der Unternehmen aus. Gleichzeitig ist die Sorge um das Wohlbefinden der Mitarbeiter auch ein entscheidender Faktor, um Talente anzuwerben und zu halten.
Auf Basis der Umfrageergebnisse können Arbeitgeber die Art und Weise verbessern, wie sie ihre Belegschaft über Wellbeing-Initiativen informieren und spezifischen Bedürfnissen gerecht werden. Viele Unternehmen haben in den letzten Jahren in entsprechende Ressourcen investiert, aber wie die Umfrage zeigt, sollten sie mehr dafür tun, dass die Mitarbeiter über diese Angebote auch Bescheid wissen und sie nutzen.
Weitere Ergebnisse
- Mentale Gesundheit schlechter als erwartet: In Deutschland beklagen dies 80% der Beschäftigten, lediglich 41 % schätzen ihre mentale Gesundheit als gut ein. In Deutschland leiden aktuell im globalen Vergleich (34%) nur 24% an Burnout. Insgesamt wird das allgemeine Wohlbefinden in den USA positiver eingeschätzt als in Europa. Mehr als die Hälfte (53%) der US-Beschäftigten bewerteten es als hoch, verglichen mit 44% in Deutschland, 40% in UK und 35% in Frankreich.
- Arbeitgeberprogramme bekannt aber ungenutzt: Im Gegensatz zu Befragten in den USA und in Großbritannien, wo lediglich 15% der Befragten über vom Arbeitgeber gesponserte Programme zur Stressbewältigung Bescheid wissen, ist mit 78% ein Großteil der deutschen Arbeitnehmer über ihr Benefits-Programm informiert, hält es jedoch für wenig attraktiv. Nur ein Drittel (34%) findet, es mache ihren Arbeitgeber attraktiver für Bewerber. Außerdem bezeugt jeder dritte Deutsche (29%), dass er nicht genug Zeit hätte, die Angebote seines Arbeitgebers zum mentalen Ausgleich wahrzunehmen.
- Mehr Unterstützung anbieten: Nur 19% der deutschen Beschäftigten gaben an, dass ihr Arbeitgeber Änderungen am Arbeitsumfeld vorgenommen hat, um die mentale und emotionale Gesundheit seiner Mitarbeiter zu fördern. Von denjenigen, die arbeitsbedingt Stress erleben, äußert sich dies bei 42% in einer mangelnden Arbeitsmoral oder Motivation. 58% leiden unter Schlafproblemen, und 23% sind krank geworden oder haben sich körperliche Verletzungen zugezogen. Diese Zahlen legen nahe, dass Arbeitgeber handeln und mehr Unterstützung anbieten müssen.
- Physische Gesundheit stärker fördern: Für 76% der Deutschen hat die eigene Fitness einen hohen Stellenwert. Und 83% betonen, dass ihnen gesunde Ernährung wichtig ist. Allerdings gab in der Studie nur jeder vierte Deutsche (26%) an, dass sein Unternehmen ihn aktiv unterstützt, um seine persönliche Gesundheit und sein Wohlbefinden zu verbessern. Arbeitgeber sollten daher entsprechende Ressourcen und Informationen zur Verfügung stellen und ausgewogene, gesunde Mahlzeiten in der Firmenkantine anbieten.
- Mehr Freiraum für mentalen Stressabbau: Die deutschen Arbeitnehmer wünschen sich mehr Ausgewogenheit in ihrem Leben, mehr Möglichkeiten zum Stressabbau und mehr Freizeit. So gab die überwiegende Mehrheit der Befragten (86%) an, dass sie gerne mehr Zeit für die Wahrnehmung eigener Interessen hätte. Arbeitgeber sollten darauf hinwirken, dass sie bei Bedarf entsprechende Maßnahmen wie flexibles Arbeiten, Ruheräume im Büro bereitstellen, um für eine bessere Work-Life-Balance zu sorgen.
- Geringes Potenzial für die Altersvorsorge: Die Umfrage ergab, dass ein Drittel der deutschen Arbeitnehmer (34%) nicht genug für den Ruhestand sparen kann, weil ihr derzeitiges Gehalt nur die kurzfristigen Ausgaben deckt. Lediglich etwas mehr als die Hälfte (54%) leistet derzeit Beiträge in die Altersvorsorge – ein wesentlich geringerer Anteil als in Frankreich und Großbritannien. Zudem hat nur jeder dritte Deutsche eigenen Angaben zufolge das Gefühl, die Kontrolle über seine finanzielle Absicherung zu haben. Unternehmen sollten ihre Mitarbeiter daher bei der Einhaltung von Budgets, beim Sparen für kurzfristige Ausgaben und beim Erreichen längerfristiger Sparziele unterstützen.
- Zusammenarbeit und soziale Beziehungen fördern: Für mehr als drei Viertel der Deutschen (77%) haben der Aufbau und die Pflege von Beziehungen im Job Priorität. Aber nur 38% fühlen sich derzeit mit ihren Mitarbeitern und Kollegen verbunden, was sich zweifellos negativ auf das soziale Wohlbefinden auswirkt. 68% erwarten, dass ihr Arbeitgeber die Zusammenarbeit und Teamwork aktiv fördert.
Über die Studie
Die Alight International Workforce and Wellbeing Mindset Study 2022 wurde bereits zum zwölften Mal gemeinsam mit der Business Group on Health durchgeführt. Sie zielt darauf ab, die Bedürfnisse, die allgemeinen Erfahrungen, die Kultur und die Gesamtentlohnung der Mitarbeiter in Erfahrung zu bringen. In diesem Jahr fand die Studie erstmals auf internationaler Ebene statt.
Quelle: Alight Solutions