Welche Chancen haben ukrainische Geflüchtete auf dem deutschen Arbeitsmarkt? Einen detaillierten Einblick in die Einschätzung von Unternehmen zu dieser Frage bietet die aktuelle Personalleiterbefragung, die Randstad mit dem ifo-Institut im 2. Quartal 2022 durchgeführt hat.
Beschäftigungspotenzial hoch, aber Hürden bei der Einstellung
Demnach haben 4 von 10 Unternehmen keine Bedenken, Geflüchtete aus der Ukraine einzustellen und sehen grundsätzlich ein hohes Beschäftigungspotenzial.
Ein mittleres bis hohes Potenzial sehen:
- 40% der Befragten bei Fachkräften
- 30% bei ungelernten Hilfskräften
- 27% bei Auszubildenden
55% der befragten Unternehmen, vor allem in der Dienstleistung, rechnen aber mit Problemen bei der Einstellung von ukrainischen Geflüchteten. Von denen wurden zuletzt mehr als 900.000 im Ausländerzentralregister in Deutschland erfasst (Juli 2022). Die Mehrheit sind Frauen und Kinder. Laut des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung verfügen 50% der Ukraine-Geflüchteten in Deutschland über einen Hochschulabschluss.
Wenn es um die Beschäftigungsfähigkeit der Ukraine-Geflüchteten geht, haben qualifizierte Fachkräfte die besten Chancen. 40% der befragten Personaler sehen bei dieser Gruppe ein mittleres bis hohes Potenzial. Ein geringes Potenzial bescheinigen ihnen 35%. Die Chancen von ungelernten Hilfskräften stufen insgesamt 30% zwischen mittel und hoch ein, bei Auszubildenden 27%.
Randstad hat seit Beginn der Flüchtlingswelle 2015 gute Erfahrungen mit der Integration von Arbeitskräften in den deutschen Arbeitsmarkt gemacht. Gerade die Zeitarbeit hat vielen Geflüchteten, etwa aus Syrien, den Einstieg in eine berufliche Tätigkeit ermöglicht.
Das gilt auch für Geflüchtete aus der Ukraine. Deren Qualifikationsniveau ist tendenziell höher als das von Geflüchteten aus anderen Ländern, allerdings stellt sich wie in vielen anderen Fällen auch die Frage, inwieweit der Berufsabschluss in Deutschland anerkannt wird. Deshalb sind die meisten ukrainischen Geflüchteten, sofern sie bereits eine Arbeit gefunden haben, fachfremd beziehungsweise unter ihrem ursprünglichen Qualifikationsniveau beschäftigt.
Sprachbarriere größtes Problem
Laut 79,9% der Unternehmen scheitert die erfolgreiche Einarbeitung vor allem an fehlenden Sprachkenntnissen. Lediglich 3,7% der befragten Unternehmen haben Bedenken bei der Qualifikation. Daher gibt es großes Potenzial für Weiterbildungsangebote, auch und vor allem bei Geringqualifizierten. Weiterbildung ist jedoch entscheidend – nicht nur bei der Verbesserung der eigenen Beschäftigungsfähigkeit. Mit Lernangeboten zu sprachlichen Fähigkeiten und berufsbezogenen Kompetenzen steigen die Chancen für den erfolgreichen Einstieg.
Quelle: Randstad