Trends in der Wirtschaftspolitik

Trends in der Wirtschaftspolitik: Wie flexibel ist die deutsche Wirtschaft?

Wie widerstandsfähig sind Wirtschaft, Unternehmen und HR? Und wie flexibel könnten sie sein? Dazu bietet die Randstad-ifo-Personalleiterbefragung seit 15 Jahren Einblicke. Die spannendsten Trends in der Wirtschaftspolitik diskutieren Dr. Klaus Wohlrabe vom ifo-Institut und Jan Ole Schneider, CFO bei Randstad Deutschland, im Interview. Und geben Ihnen die Möglichkeit zur Teilnahme an der Befragung.

Eine Langzeit-Studie: Die Personalleiterbefragung

Lieber Herr Wohlrabe, lieber Herr Schneider, seit 15 Jahren analysieren Sie gemeinsam den Arbeitsmarkt. Was ist die Zielsetzung der Personalleiterbefragung?Klaus Wohlrabe: Die Personalleiterbefragung ist eine Arbeitsmarktstudie, die die Bedeutung von Flexibilisierungsinstrumenten in deutschen Unternehmen über einen langen Zeitraum hinweg untersucht. Überstunden, Zeitarbeit, Mini-Jobs und andere Strategien zur Flexibilisierung werden dabei abgefragt. Auch Auswirkungen von Gesetzesänderungen oder allgemeinere Trends gehören zum Fragenkatalog. Das Ziel ist es, daraus Prognosen abzuleiten für den Arbeitsmarkt und die Konjunktur. Deswegen ist der Input der Personalverantwortlichen in diesem Format so wichtig. Das, was sie in ihrem individuellen Geschäftsfeld bewegt, macht als Teil der Studie größere Zusammenhänge und Entwicklungen sichtbar.Wie ist die Befragung aufgebaut?Klaus Wohlrabe: Das Panel der Befragung zählt rund 1.000 deutsche Personalleiter:innen. Diese werden quartalsweise befragt. Der Fragebogen umfasst Standard-Fragen, die vor allem Flexibilisierungsmaßnahmen betreffen. Außerdem werden in Sonderfragen aktuelle personalpolitische und arbeitsmarktrelevante Entwicklungen abgefragt. Die Beantwortung dauert weniger als 10 Minuten. Die Ergebnisse spiegeln mittlerweile 15 Jahre wirtschafts- und arbeitsmarktpolitische Geschichte wider. Ihre Regelmäßigkeit und der Umfang macht die Randstad-ifo-Personalleiterbefragung einzigartig in Deutschland.>> direkt zur Teilnahme an der Befragung springen!

Welche Entwicklungen gibt es in HR-Abteilungen?

Welche Entwicklungen sind das, die Sie in HR-Abteilungen abfragen?Jan Ole Schneider: Die Personalleiterbefragung hat eine große Bandbreite an Themen behandelt. Manchmal bergen sie durchaus Stoff für Kontroversen. So hat beispielsweise die Befragung aus dem 1. Quartal 2019 ermittelt, dass KI im Recruiting bis dato selten genutzt wurde. Nur 37 der damals 951 Befragten setzen auf datengesteuerte Rekrutierungsmethoden. Diese Digitalisierungslücke sorgte nicht nur branchenintern für Gesprächsstoff. Zusätzlich zu Fachthemen behandeln wir auch gesellschaftspolitische Trends wie Diversity. Dass in der Vereinbarkeit von Familie und Beruf noch Luft nach oben ist, zeigte zum Beispiel die Befragung aus dem 2. Quartal 2021: Für immerhin 40% der Unternehmen ist eine Teilzeitbeschäftigung auf einer Führungsposition denkbar. Seit Corona haben wir uns besonders auf die Folgen der Pandemie für die Personalplanung und die Berufsausbildung in Unternehmen konzentriert.

Welchen Herausforderungen stehen Unternehmen aktuell gegenüber?

Was sind die neuen Herausforderungen für Unternehmen? Klaus Wohlrabe: Für die Unternehmen wird es immer schwieriger langfristig zu planen, auch weil kurzfristige Ereignisse teilweise große Auswirkungen haben. Dazu zählen aktuell die steigenden Energiepreise. Auch der Materialmangel und die Störung der weltweiten Lieferketten beeinflussen weiterhin die Konjunktur. Genau hier bietet die Personalleiterumfrage eine perfekte Ergänzung zu den allgemeinen Konjunkturumfragen mit dem ifo Geschäftsklimaindex als Kernelement.Jan Ole Schneider: Einen klaren und soliden Kurs zu halten und Sicherheit insbesondere nach innen zu vermitteln, das ist heute von Entscheider:innen gefordert. Damit rückt die Personalfrage in den Fokus. Die Situation auf dem Arbeitsmarkt hat sich verschärft, der Fachkräftemangel hat sich zu einem Arbeitskräftemangel entwickelt. Lösungen werden händeringend gesucht. Sollten Beschäftigte gar länger arbeiten, ihren Renteneintritt also hinauszögern? Für 71% ist das laut der Befragung aus dem 4. Quartal 2021 eine gar nicht bis nur bedingt geeignete Lösung. Stattdessen sieht der Großteil, nämlich 90%, großen Handlungsbedarf darin, die Attraktivität der Berufsausbildung zu fördern, also junge Menschen frühzeitig für einen Beruf und das Unternehmen zu begeistern. Das zeigt, dass der ganzheitliche Blick wichtig ist. Erfahrene Mitarbeiter:innen auch in höherem Alter einbinden, einen attraktiven Berufseinstieg bieten und in Weiterentwicklung investieren, darauf kommt es an. Letzteres übrigens vor allem auch bei Quereinsteigern und Geringqualifizierten. Potenziale in untypischen Lebensläufen zu erkennen und zur Entfaltung zu bringen, das ist aktuell eine der zentralen Aufgaben von Arbeitgebern. Genau hier setzen wir mit Randstad als Personaldienstleister einen Schwerpunkt.

Wie gut sind deutsche Unternehmen gegen Krisen aufgestellt?

Wie sind deutsche Unternehmen aufgestellt, wenn es um Herausforderungen wie die Pandemie aber auch den Ukraine-Krieg geht?Klaus Wohlrabe: Deutschland hat die Krisen der letzten Jahre solide überstanden, auch vergleichsweise besser als andere europäische Länder. Doch Corona und der Krieg in der Ukraine zeigten die Abhängigkeiten der deutschen Wirtschaft deutlich. Lieferketten wurden über Jahrzehnte aufgebaut, haben funktioniert, sich jedoch als nicht allzu robust erwiesen. Viele Unternehmen waren oder sind von einem oder wenigen Zulieferern abhängig.Jan Ole Schneider: Einseitige Abhängigkeiten sind auch in der Personalplanung problematisch. Die Personalleiterbefragung zeigt, dass Unternehmen auf die Kombination verschiedener Instrumente setzen. Das macht die deutsche Wirtschaft insgesamt sehr resilient. Die vergangenen Jahre haben das bewiesen. Allerdings bleibt weiteres Potenzial bestehen, insbesondere wenn es um die Zeitarbeit geht. Die vielen falschen Vorurteile verhindern ein besseres Verständnis für die Chancen der Flexibilisierung.

Welche Personalpolitik fahren die Unternehmen?

Und personell?Klaus Wohlrabe: Im Rahmen der Pandemie nahm die Zahl der Arbeitslosen nach längerer Senke wieder zu, auf zwischenzeitlich 6,3%. Der Anstieg war jedoch nicht so gravierend, wie dies bei dem Einbruch der Wirtschaftsleistung vielleicht zu erwarten gewesen wäre. Ein Grund war der massive Einsatz des Instruments der Kurzarbeit, was es den Unternehmen erlaubte, einen Großteil ihrer Mitarbeitenden in wirtschaftlich schwierigen Zeiten zu behalten.Jan Ole Schneider: Genau solche Anpassungsprozesse auf Personalebene veranschaulicht die Personalleiterbefragung. Im Verlauf der vergangenen 15 Jahre bietet sie Einblicke, wie Unternehmen in ihrer Personalplanung auf Veränderungen reagieren – und welche Flexibilisierungsinstrumente wie der Einsatz von Zeitarbeit dabei wichtig sind.Bedeutung von Arbeitsmarkt Flexibilisierungsinstrumenten

Welche Rolle spielen Flexibilisierungen wie Zeitarbeit

Welche Rolle spielen Flexibilisierungsinstrumente wie die Zeitarbeit, um solche kurzfristigen globalen wie lokalen Herausforderungen zu meistern?Jan Ole Schneider: Die Zeitarbeit hat sich insbesondere in der Pandemie als wichtiges Mittel zur Flexibilisierung bewährt. Das hat auch die Ampel-Koalition erkannt und stuft sie als notwendiges Instrument ein. Unternehmen bietet sie individuelle personelle Unterstützung. Dies insbesondere in Phasen der kurzfristigen konjunkturellen Veränderungen. Doch auch arbeitnehmerseitig sind ihre Vorteile evident. Für Menschen mit geringer Qualifizierung oder Migrationshintergrund schafft sie eine Brücke in den ersten Arbeitsmarkt. Damit hat sie eine wichtige Funktion als Bestandteil des wirtschaftlichen Gesamtgefüges.

Der Kurs der Ampel-Regierung

Wie beurteilen Sie die wirtschaftspolitische Agenda der Ampel-Koalition?Klaus Wohlrabe: Die Ampel-Regierung sah bei Amtsantritt den Kampf gegen den Klimawandel als eines ihrer wichtigsten Projekte an. Vor dem Hintergrund des Ukraine-Krieges ist nun die Sicherung der Energieversorgung in Deutschland an die erste Stelle gerückt. Die zweite Herausforderung ist die deutlich gestiegene Inflation. Generell ist die Politik gerade vor allem durch die weltweiten Herausforderungen kurzfristig geprägt, der große Wurf steht noch aus.

Ihre Teilnahme an der Personalleiterbefragung

Interessierte Unternehmen melden sich über den Registrierungslink an. Teilnehmende erhalten einen detaillierten Ergebnisbericht je Umfrage gratis zur Verfügung gestellt.

Weitere Informationen und Unterstützung erhalten die Teilnehmenden per Mail an das ifo-Zentrum.

Sie sind im HR-Bereich tätig? Ihre Antworten machen die wirtschaftspolitische Entwicklung Deutschlands analysierbar. Jetzt anmelden und an der Personalleiterbefragung teilnehmen!

Hier können Sie sich für die Teilnahme an der Personalleiterbefragung anmelden!

Über die Interviewten

Dr. Klaus Wohlrabe

Dr. Klaus Wohlrabe ist stellvertretender Leiter des ifo Zentrum für Makroökonomik und Befragungen. Dort verantwortet er die Durchführung der Randstad-ifo-Personalleiterbefragung.

>> zur ifo-Website

Jan Ole Schneider

Jan Ole Schneider ist seit 2009 CFO der Randstad Gruppe Deutschland. Er repräsentiert die Unternehmensgruppe im Branchenverband BAP, dessen Vizepräsident er ist.

>> zum LinkedIn-Profil von Jan Ole Schneider

Stefan Scheller

Autor und Speaker Persoblogger Stefan SchellerMein Name ist Stefan Scheller. In meiner Rolle als Persoblogger und Top HR-Influencer (Personalmagazin 05/22) betreibe ich diese Website und das gleichnamige HR Praxisportal. Vielen Dank für das Lesen meiner Beiträge und Hören meines Podcasts Klartext HR!

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