Umgang mit Tod und Trauer in Unternehmen und Organisationen

Umgang mit Tod und Trauer in Organisationen – vom Einfluss der Unternehmenskultur

Nicht nur in Pandemie- oder gar Kriegszeiten: Tod und Trauer können Menschen im beruflichen Umfeld sowie Organisationen jederzeit heimsuchen. Wie aber sollten Führungskräfte und HR darauf reagieren? Einblicke in die Praxis von Beraterinnen und Coaches Beate Grams und Doris Wiedmann.

Trauer im Unternehmen ist facettenreich

Trauer ist vielfältig. Sie kann entstehen beim Tod eines Mitglieds im Team oder der Geschäftsleitung. Aber auch der Tod von Angehörigen sowie ein Trennungsprozess bei schwerkranken Beschäftigten kann tiefe Trauer auslösen.

Sogar der Verlust einer beruflichen Position oder auch Hierarchiestufe aufgrund von Umorganisationen, Veränderungen in Chance Prozessen oder wenn sehr nahestehende Mitarbeitende die Organisation verlassen, kann Anlass für Trauer sein.

Zahlen, Daten und Fakten zu Sterben in Deutschland

In Deutschland starben im Jahr 2019 über 130.000 Menschen zwischen 15 und 65 Jahren.

Häufige Todesursachen waren dabei laut Statistischem Bundesamt (Destatis, 2022):

  • Krebs: 49.580 Fälle
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen: 39.839 Fälle
  • Schlaganfall: 3.772 Fälle
  • Suizid: 5.423 Fälle

Wenn Sie diese Zahlen und Todesursachen lesen, fallen Ihnen sicherlich ein paar Fälle in Ihrem persönlichen und beruflichen Umfeld ein? Kaum eine Organisation ist davon nicht betroffen. Deswegen ist es so wichtig, einen klar strukturierten Prozess zu beschreiben und empathisch im Umgang mit Todesfällen zu sein.

Wie kann sich ein Unternehmen auf einen Todesfall vorbereiten?

Ein Teammitglied verstirbt. Dann sollte Ihr Team schnellstmöglich informiert werden. Vielleicht fragen Sie sich nun, was dabei der richtige Weg ist. Oder ob es den richtigen Weg überhaupt gibt. Je nach Möglichkeit des Unternehmens sollte über den Trauerfall der gleiche Wissenstand herrschen. Tatsachen sollten allen Beschäftigten bekannt sein.

Oft hilft der Blick darauf, wie andere Kolleginnen und Kollegen mit dem Tod eines Teammitglieds umgehen. Manche erleben Ohnmacht, Schockstarre und wissen nicht, wie sie damit umgehen sollen.

Wir wissen: Mitarbeitende fühlen sich dem Unternehmen dann besonders verbunden, wenn starke Emotionen wie Trauer einen Raum finden und ein wertschätzender und respektvoller Umgang gezeigt wird.

Wichtig ist die Art und Weise der Kommunikation sowie das Verhalten der Führungskraft, wie die Nachricht über den Tod eines Menschen kommuniziert wird. Dies sagt viel über die Unternehmenskultur aus.

Beispiel zur Einleitung der Kommunikation eines Todesfalls

Sie als HR werden von den Angehörigen über den Tod eines Mitarbeitenden informiert. Um keine Spekulationen aufkommen zu lassen, stellen Sie ein kurzfristiges Teammeeting ein. Besprechungsgrund „Wichtige Information“.  Je nach Größe des Unternehmens senden Sie eine Mitteilung an alle Mitarbeitenden per E-Mail. Oder sie machen einen Aushang dazu. Wichtig ist in allen Fällen, dabei den Wunsch der Angehörigen über die Nennung der Todesursache beziehungsweise Hintergründe berücksichtigen. Ebenso sollten Sie Geschäftspartner informieren, bei denen Auswirkungen durch den Todesfall zu erwarten sind.

Empathie durch Führungskräfte ist gefragt bei Todesnachrichten

Wichtig ist hierbei, dass die Führungskraft das Team auf empathische und wertschätzende Art mit klaren Worten informieren.

Ein konkretes Formulierungs-Beispiel:

„Wir müssen Ihnen leider eine traurige Mitteilung überbringen: Herr X hatte einen tödlichen Unfall oder Frau Y verstarb am gestrigen Tag. Er/sie war ein geschätztes Teammitglied (…)“. Es folgen ein paar sehr persönliche Worte, die die Person beschreiben.

Und weiter: „Wir möchten den Raum für alle Emotionen schaffen. Wichtig ist dabei, dass alles gesagt und gezeigt werden kann. Diese Nachricht muss vermutlich erstmal verarbeitet werden. Was benötigen Sie dazu?“.

Sie können weiter anbieten: „Wir können uns die Zeit nehmen, um darüber in Einzel- oder Gruppengesprächen zu sprechen“. Je nach Möglichkeit können Sie Ihre Angestellten den Rest des Tages freistellen. Falls ein Teammitglied Suizid beging, kann auch ein Kriseninterventionsteam sehr hilfreich sein.

Ein Todesfall im Unternehmen wirft viele Folgefragen auf

Ein Todesfall in Ihrer Organisation führt in der Regel zu einer Vielzahl von Folgefragen und -themen. Einige davon sind:

  • Welche weiteren Schritte sind zu tun?
  • Wer ist mit den Angehörigen in Kontakt?
  • Gibt es eine Person zur Trauer-Koordination?
  • Bei den Angehörigen nachfragen, wann bzw. ob eine Trauerfeier geplant ist.
  • Ist die Teilnahme des Teams oder anderer Unternehmensvertreter gewünscht?
  • Ist es gewollt, dass die Führungskraft eine Rede hält?
  • Sind Blumen am Grab erwünscht?
  • Wer vom Team möchte an der Trauerfeier teilnehmen?
  • Möglicherweise organisieren Sie ein gemeinsames Abschiedsritual für die verstorbene Person am Arbeitsplatz.

Einen Menschen durch Tod zu verlieren ist einer der stärksten Formen Trauer zu erleben. Von daher ist es so wichtig, im Unternehmenskontext der Trauer Raum zu geben. Einen Raum für Austausch und Verarbeitung zu schaffen. Dadurch kann eine stärkere Verbundenheit zwischen den Teammitglieder sowie zum Unternehmen entstehen.

Wenn ein Trauerprozess umgekehrt nicht ausgelebt wird, kann er sich zum Teil Jahrzehnte im Körper verankern und daraus psychosomatische und psychische Krankheiten entstehen.

Weitere Gründe für Trauer

Sehr oft wird in Unternehmen umorganisiert. Viele Führungskräfte verlieren nach einer Reorganisation die Leitung ihres Teams. Welche Gefühle löst es aus, wenn sie plötzlich keine Personalverantwortung mehr innehaben?

Viele Führungskräfte erleben Trauer, doch sie glauben, diese zu zeigen wäre fatal. Kennen Sie nicht selbst den Satz “Führungskräfte müssen stark sein und dürfen keine Emotionen zeigen“? Auch hier können durch unterdrückte Trauer Schlafstörungen, Darmerkrankungen, psychosomatische Schmerzen bis hin zu schweren psychischen Erkrankungen entstehen.

Nichts ist so stetig wie der Wandel. Aber wie viele Menschen können mit Veränderungen nicht so gut umgehen? In Unternehmen finden Change-Prozesse statt. Welchen Raum beziehungsweise welche Beachtung schenken Sie dabei dem Wertesystem? Wie gehen Sie dabei auf die Bedürfnisse der Mitarbeitenden ein? Mitarbeitende spüren Trauer und kehren in sich. Ihre Motivation verändert sich. Und letztlich leidet die gesamte Arbeit darunter.

All die Beispiele zeigen eines ganz deutlich: Emotionen müssen im Arbeitskontext gezeigt werden dürfen. Und es sollte auch darüber offen gesprochen werden können. Emotionen zeigen sollte immer als Stärke angesehen werden.

Denn das ist die Voraussetzung für Authentizität, gesunde Unternehmenskultur, einen offenen Umgang, wertschätzende Kommunikationen und eine präventive Reduzierung der Krankenquote.

Umgang mit Trauer ist individuell

Jeder Mensch reagiert auf eine Lebenskrise, einen Trauerfall oder herausfordernde Situation anders. Manche kehren in sich und verschließen sich. Andere Menschen brauchen den Austausch und können nicht allein sein. Hierbei ist die Haltung der Führungskraft außerordentlich wichtig, um einen angemessenen Umgang zu finden.

Es muss nicht jede Führungskraft eine Ausbildung zur Trauerbegleitung machen. Gleichwohl ist es für eine Führungskraft empfehlenswert, sich im Umgang mit Emotionen vertraut zu machen und Anteilnahme zu zeigen.

Fazit zum Umgang mit Trauerfällen im Unternehmen

Nicht nur rechtliche Themen sind bei einem Trauerfall zu berücksichtigen. Gerade für eine gesunde Unternehmenskultur ist das Einbeziehen der Emotionslandschaft von großer Bedeutung. Sinnvoll ist es, schon vor dem Eintreten eines Todesfalls einen fertig erstellten Leitfaden für den Umgang zur Verfügung zu haben. Führungskräfte, die sich in solchen Fällen Hilfe von Expertinnen und Experten holen, zeigen Stärke.

Ein wertschätzender Umgang mit Emotionen, insbesondere mit Trauer, kann einen Beitrag zum Employer Branding leisten. Überstandene Krisenzeiten können Menschen nachhaltig zusammenschweißen. Durch menschliche und professionelle Begleitung schaffen Sie eine Grundlage und erhalten die Arbeitsfähigkeit Ihrer Mitarbeitenden langfristig.

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Beate Grams und Doris Wiedemann

Beate Grams als Gastautorin auf PERSOBLOGGER.DE

 

Beate Grams ist freiberufliche Beraterin und Coach. Sie unterstützt Organisationen bei Veränderungsprozessen und Führungskräfte, Mitarbeitende und Teams mit den Schwerpunktthemen Sinnhaftigkeit des Tuns, authentisch Führen, Persönlichkeitsentfaltung und Umgang mit Stress. Ihr Motto ist „mit Klarheit zum Ziel”. Sie ist ein Fan des lebenslangen Lernens und interessiert sich für Spiritualität im Business.

>> Zur Website von Beate Grams

 

 

 

 

Doris Wiedemann als Gastautorin auf PERSOBLOGGER.DE

 

Doris Wiedemann ist Systemischer und Stärken Coach. Sie begleitet Menschen, sich Ihrer Stärken bewusst zu werden und sie entsprechend einzubringen. Im Umgang mit Coachees ist ihr ein wertschätzender, herzlicher und vertrauensvoller Umgang wichtig. Ihr Motto ist #LebensLangesLernen und das Wissen der Positiven Psychologie weiterzugeben. Sie liebt es Menschen zu motivieren.

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