Das HR-Startup GuudCard bietet eine Corporate Benefit Lösung auf Basis einer 44-Euro Sachbezugskarte. Das Besondere daran: Es werden nur nachhaltige Shops zur Einlösung des Mitarbeiter-Guthabens angeboten. Gründerin Alina Friedrichs gibt Einblicke in das moderne Employer Branding und Retention-Tool.
Was bietet GuudCard?
Hallo Alina, magst Du Dich und Euer Startup GuudCard bitte kurz vorstellen?
GuudCard verbindet Benefits für das Team mit dem Engagement von Unternehmen für unsere Umwelt und seinen Standort. Erstes Produkt ist eine Sachbezugskarte in Kooperation mit MasterCard. Diese kann jeden Monat bis zu dem Freibetrag von 44 Euro aufgeladen werden. Und damit können Beschäftigte dann im nachhaltigen Einzelhandel einkaufen gehen. Dies sind zum Beispiel Bio-Supermärkte, Second Hand- und Fair Fashion Shops oder Fahrradreparaturwerkstätten.
Diese „nachhaltigen Orte“, die von uns basierend auf über 30 Nachhaltigkeitskriterien geprüft werden, können sie über unsere Online-Karte einfach finden. Damit wollen wir Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die Möglichkeit geben, unkompliziert neue nachhaltige Orte zu finden und auszuprobieren. Für Unternehmen bietet GuudCard eine niederschwellige, effektive und sichtbare Möglichkeit, sich für die Umwelt und unsere Städte zu engagieren. Das heißt: Impact über den Arbeitsplatz hinaus, mit jedem einzelnen im Team.
Der Unterschied zu anderen Benefit-Plattformen
Wie unterscheidet Ihr Euch von anderen Plattformen?
Der größte Unterschied ist wohl unsere Motivation: Während andere Anbieter sich meistens nur auf die Steuerersparnis und den vergünstigten Konsum fokussieren, ist es unsere Vision, nachhaltige Konsumentscheidungen zur Normalität zu machen. Wir sehen Corporate Benefits als sehr guten Hebel, um dies zu erreichen, indem sie nachhaltigen Konsum für Beschäftigte einfacher und erschwinglicher machen. Gleichzeitig sind sie natürlich auch ein super Werkzeug für die HR-Abteilung, um Nachhaltigkeitsstrategien und -themen im Unternehmen effektiv umzusetzen. Nicht zu vergessen als Employer Branding Instrument oder Teil einer Retention-Strategie.
Den 44-Euro Sachbezug nutzen
Rund um den für Arbeitnehmer und Arbeitgeber günstigen steuerfreien 44-Euro Sachbezug gab es in den letzten Jahren viel Aufruhr. Hat sich dieser nunmehr dauerhaft gelegt?
Das Schreiben des Bundesfinanzministeriums vom Frühjahr 2021 hat viele Fragen beantwortet, aber einige Details müssen noch geklärt werden. Die Hoffnung ist, dass ab 2022 ein bisschen Ruhe einkehrt. Wir haben uns bei der Konzeption der GuudCard eng an das Schreiben des BMF orientiert und stehen im ständigen Austausch mit Behörden und dem Finanzamt. Die GuudCard ist damit konform mit allen Regelungen – auch ab 2022. Das können wir sicher sagen. Zudem bringen die Einschränkungen tatsächlich auch einen Wettbewerbsvorteil für uns – alle anderen Anbieter müssen sich nun auch fokussieren, und wir haben diesen Fokus bereits by design.
Was wenn die neue Regierung hier wieder an eine Streichung denkt?
Eine Streichung halte ich für sehr unwahrscheinlich. Dagegen spricht auch die Erhöhung der Freigrenze von 44 auf 50 Euro ab 2022. Die Einschränkungen, die das BMF im Frühjahr ausgegeben hat, sind sinnvoll und geben nun einen klaren Rahmen vor. Es handelt sich um Sachbezüge und da muss sichergestellt werden, dass die Beträge nicht einfach wie Bargeld überall ausgegeben werden können. Man kann nie genau voraussagen, was eine neue Regierung entscheidet, aber mit einer Streichung hätte niemand gewonnen und man würde einen sinnvoll gesteckten Rahmen wieder über den Haufen werfen. Ich halte es für sehr unwahrscheinlich, dass das passiert.
Nachhaltigkeit sichern – mehr als nur ein Werbeargument?
Wie sichert Ihr Euer Versprechen, nur nachhaltig agierende Geschäftspartner aufzunehmen?
Die Kriterien der Nachhaltigkeit ist ein sehr wichtiges Thema für uns. Deshalb arbeiten wir hier nicht allein, sondern eng mit der Future Cooperative zusammen, bei der ich seit einiger Zeit ehrenamtlich aktiv bin. Die Future Cooperative hat gemeinsam mit vielen Parteien und viel Abstimmung 31 Kriterien für nachhaltiges Handeln von Geschäften, Restaurants und anderen Unternehmungen entwickelt.
Jeder Ort, der bei uns auf der Map erscheint, wurde vorab mit diesen Kriterien geprüft und nochmal mit einer weiteren Person aus dem Team gespiegelt. Auch wenn wir hier sehr strenge Kriterien anlegen, kann man an über 200 Orten alleine in München mit der GuudCard bezahlen. Es gibt einfach schon echt viele tolle Unternehmen und Initiativen da draußen.
Welche Anforderungen genau müssen eingehalten werden?
Die Kriterien beinhalten ökologische und soziale Gesichtspunkte, aber auch die Aspekte, die die Unternehmensstruktur betreffen. Auch wenn allgemein anerkannte Nachhaltigkeitsstandards eingehalten werden, berücksichtigen wir das. Beispielsweise schauen wir uns die Herkunft der verwendeten Ressourcen an, die Auswirkungen auf Stakeholder des Unternehmens, aber auch ob das Unternehmen verkäuflich ist und was mit den Gewinnen passiert. Wenn sich das durch Recherche nicht überprüfen lässt, sprechen wir auch mit den Inhaberinnen oder Inhabern.
Den Purpose in den Mittelpunkt stellen
Das Thema Purpose wird derzeit fast schon buzzwordartig genutzt, um Individual-Motivation zu steigern, Verkaufszahlen zu treiben und auch Gründe zu finden, warum etwas ist, wie es ist. Nehmen die Konsumenten den Kern des Purpose trotzdem noch wahr und vor allem ernst?
Ich finde es total gut, dass das Thema Purpose und Impact haben in den aktuellen Debatten so präsent ist und Unternehmen sich überlegen müssen, was das für sie heißt. Klar, wird hier viel Greenwashing betrieben. Allerdings hoffe ich, dass Konsumentinnen und Konsumenten mit mehr und mehr Aufklärung Unterschiede erkennen. Der Trend geht in die richtige Richtung und mit wachsender Beschäftigung mit dem Thema werden sowohl Unternehmen als auch Verbraucher hier differenzierter auf Begrifflichkeiten und Angebote blicken.
Vor allem gewinnt das Thema aber auch im Kontext Employer Branding stetig an Bedeutung. Denn viele Talente und Mitarbeitende fordern von ihren Arbeitgebern mehr nachhaltiges Engagement. Mit GuudCard bieten wir eine Möglichkeit für Unternehmen, Mitarbeitende Teil der Lösung zu machen.
Wie sich GuudCard weiterentwickelt
Welche weiteren Entwicklungen habt Ihr für GuudCard geplant?
Die Sachbezugskarte ist für uns der erste Schritt, bzw. das erste Produkt, mit dem wir auch testen wollen, wie gut das Thema bei Unternehmen angenommen wird, auf welche Bedenken wir stoßen und wer vor allem unsere Zielgruppe ist.
Daneben bieten wir bereits jetzt Workshops und Teamevents rund um die Themen Nachhaltigkeit im Büroalltag, nachhaltiger Konsum und bewusster Lifestyle. Darüber hinaus arbeiten wir an weiteren Benefits Produkten, die die Themen Lunch, Mobilität und Erholungsurlaub abdecken. Ziel ist hier ein holistisches Angebot zu bieten, um für Unternehmen die zentrale Anlaufstelle für das Thema nachhaltige Benefits zu sein.
Vielen Dank für Deine Antworten, Alina. Ich bin gespannt, wie sich Euer Startup GuudCard weiter entwickeln wird.
Über die Interviewte
Alina Friedrichs ist Mitgründerin und Geschäftsführerin bei GuudCard. Sie ist zudem als Gründungsberaterin an der TU München tätig und hat zuvor das Medienunternehmen Mynd mit aufgebaut und die ECommerce Plattform jesango mitgegründet. Seit 2019 beschäftigt sie sich mit den Themen nachhaltiger Konsum und enkeltaugliches Wirtschaften und arbeitet mit GuudCard und der Future Cooperative zusammen an der Vision vielfältiger und lebenswerter Städte.