Die Plattform Anpacken.Machen will Auszubildende für die Handwerksbranche und Baubranche begeistern. Dabei stehen Aspekte der Berufsorientierung ebenso wie erleichterte Bewerbungsprozesse im Fokus. Sven Bentz treibt das Projekt als Social Media Manager und Ausbildungsberater voran, wie er mir im Interview verrät.
Wofür ist Anpacken.Machen da?
Hallo Sven, magst Du Dich und das Projekt Anpacken.Machen kurz vorstellen?
Hi, mein Name ist Sven Bentz, als Social Media Manager und Ausbildungsberater gehe ich voll meiner Passion und Mission der Berufsinformation und schließlich Berufsorientierung auf verschiedenen Wegen medialer und direkter Ansprache nach. Die Kampagne soll Interessierte für ein Praktikum, eine Ausbildung oder ein duales Studium in der Bauwirtschaft begeistern. Unternehmen, die am Sozialkassenverfahren der Berliner Baubranche teilnehmen, erhalten eine kostenfreie Plattform sich zu präsentieren. Die Kampagne befindet sich in der Umsetzungsphase, Kreation und Entwicklung sind prima geglückt, wie wir finden.
Der Antrieb zum Launch der Ausbildungs- / Jobplattform
Was hat Euch angetrieben Anpacken.Machen zu launchen?
„Gebaut wird immer!“, so oder so ähnlich könnte ein zeitloses Motiv lauten, weshalb man sich für einen Beruf in der Bauwirtschaft entschied, oder? Es geht ja nicht nur um Neubau oder Abriss. Nein Bestandserhalt, Restauration, Rekonstruktion und Sanierung stehen mit auf dem Plan, und das eben im Hoch-, Tief- und Ausbaubereich.
Wir wollen die Berufe vorstellen, informieren, Interessierte mit Bild- und Videomaterial versorgen und so die Bauberufe wieder sexy machen. Im Vordergrund unserer Bemühung steht sehr wohl der Fakt, dass sich immer weniger Schulabgänger für eine Karriere in der Bauwirtschaft entscheiden.
Auszubildende kommen teilweise auf zweitem Weg zur Bauwirtschaft. Sei es aus den Gründen in der Wunschausbildung Nummer eins eine Absage erhalten, eine Erstausbildung abgebrochen oder nicht bestanden zu haben oder sonstige Gründe, wie freiwilliger Wehrdienst oder auch persönliche Auszeit.
Azubi-Gewinnung für Handwerk & Baugewerbe ist schwierig
Aus eigenen Gesprächen mit Handwerkern habe ich erfahren, dass eine Vielzahl junger Menschen heute anscheinend nicht mehr so gerne Jobs annimmt, bei denen man sich schmutzig macht oder körperlich härter arbeiten muss. Wie ist Deine Erfahrung dazu?
Grundsätzlich teile ich Deine Erfahrung. Menschen, die sich einmal für eine Karriere in der Bauwirtschaft entschieden haben, müssen deshalb darüber reden, warum sie diesen beruflichen Weg gegangen sind.
Gerne wollen wir mit aktuellen Auszubildenden zusammen aufklären. Sie sind unsere Azubi-Botschafter oder auch Erklehrlinge! Teils liegen Herausforderungen darin, Eltern, Multiplikatoren – eben alle an der Berufs- und Studienorientierung beteiligten Personen, zu überzeugen oder einfach die Bauberufe, wie sie „heute“ ausgeübt werden, vorzustellen.
Jeder Berufs- oder Studiensuchende soll die Freiheit haben, sich selbst entscheiden zu dürfen. Praxisorientierte Informationsvermittlung, Praktika, Tage der offenen Tür, Schnuppertage und weitere Maßnahmen der Gewinnung des eigenen Talents stehen im Vordergrund aller Bemühungen. Neulich las ich auf einem T-Shirt eines Jugendlichen: „Was ich nicht mehr weiß, hab ich auch nicht gemacht!“. Ergo geht es um praxisorientierte Vermittlung!
Handwerks- und Baubranche und die Diversität
Auf den meisten Fotos auf Anpacken.Machen sind überwiegend Männer zu sehen. Hat die Handwerks- und Baubranche ein Diversitätsproblem?
Eher nein, meiner Ansicht nach. Spreche ich mit Bauunternehmern, Bauleitern oder Ausbildern, so wird gesagt, dass körperliche Anstrengungen abverlangt werden, die einfach aus deren Erfahrungen von Männern eher geleistet werden können als von Frauen. Eine Frau, die sich für einen Bauberuf entscheidet, weiß, dass sie den körperlichen Anstrengungen gewachsen ist, wo sich doch der ein oder andere Mann überschätzt.
Punkte, wie Kreativität, lösungsorientiertes Denken und Handeln, Motorik, gerade die Feinmotorik und Teamwork, der Blick für´s Ganze sind Stärken weiblicher Bewerber. Meine Erfahrungen sind, dass sich Frauen nach der Ausbildung häufiger entscheiden, Karrieren im Bauingenieurswesen oder Architektur bis hin zu Unternehmertum zu starten. Das ist toll und soll immer Mut geben!
Einfluss der Corona-Pandemie
Welchen Einfluss hat die Corona-Pandemie auf die Entwicklung Eures Projekts genommen?
Mit den Eindämmungsverordnungen und den damit verbundenen Einschränkungen konnten die Bauunternehmen gut umgehen. Erfordernisse werden auf den Baustellen meisterhaft umgesetzt. So blicken wir auf eine gute Entwicklung, weil wir von den Ausbildungs- und Studienplatzangeboten der Bauunternehmen abhängen.
Unsere Netzwerkarbeit ist Beziehungsmanagement, die wir persönlich vor Ort leben. Dies konnten wir mit dem Weg in die digitale Zukunft sehr gut verbinden und online fortsetzend weiterentwickeln. Unser Angebot, Bauunternehmen auf unserer Webseite zu präsentieren, nahm sogar Fahrt auf und hält immer noch an. Jedoch müssen wir stets weiter daran arbeiten, mit der Zeit zu gehen und uns zu entwickeln. Vor allem die Sprache unserer Hauptzielgruppe, jugendliche Ausbildungs- und Studieninteressierte, zu sprechen. Dazu arbeiten wir zunehmend mit Schulen, anderen Projekten und Trägern der Jugendsozialarbeit zusammen.
Außerdem setzen wir künftig daran an, so zu informieren, dass Erlebnis und Coolness durch Praxiseindrücke und Erfahrung, die die Interessierten selbst machen, informieren sollen, um so Talente zu entdecken oder zu entwickeln. Damit beteiligen wir uns erfolgreich an einer zielorientierten Berufs- und Studienorientierung, vor allem gegenüber Schülerinnen und Schülern, und das eben auch digital soweit möglich.
Berufsinformationen und Schnellbewerbung
Mit Anpacken.Machen wollt Ihr den Bewerbungsprozess stark vereinfachen. Welche Bedeutung hat dabei der „Lebenslaufgenerator“ mit angeschlossener „Quick-Bewerbung“?
Absichtlich lassen wir die Userinnen und User entscheiden. Heißt, sie wählen ihren Weg über ihre eigene Journey selbst. Wir bieten die Quick-Bewerbung in einer Minute an, wobei der Lebenslaufgenerator nicht unbedingt verwendet werden muss.
Kurz und knackig Interesse an einem Praktikum, einer Ausbildung oder einem Studium zeigen und direkt mit den Bauunternehmen matchen. Klappt wunderbar. Wir müssen viele Interessenten erreichen und ihnen den Weg in ihre berufliche Zukunft in der Bauwirtschaft erleichtern. Ich glaube, dies ist auch zeitgemäß.
Der Lebenslaufgenerator soll die Bewerbung ergänzen, wenn man denn will oder wenn das Bauunternehmen einen Lebenslauf fordert. Zunehmend wird bei Berufserfahrenen auf das Anschreiben eher verzichtet als auf den Lebenslauf mit entsprechendem Nachweisen. Bei sehr jungen Bewerberinnen und Bewerbern für die Bauwirtschaft ist der Lebenslauf nicht ganz so wichtig.
Mit der Kampagne wollen wir eine große Menge ansprechen, den Weg erleichtern, Ängste und Stress nehmen sowie eine moderne zeitgemäße Kommunikation anbieten.
Wie sich Anpacken.Machen weiterentwickelt
Welche weiteren Entwicklungen habt Ihr für Anpacken.Machen geplant?
Unsere Kampagne soll der Auftakt für eine Etablierung am Ausbildungsmarkt sein. Wir sind Spezialisten für Information, Beratung und Vermittlung, wenn es um Karrieren in der Bauwirtschaft geht. Begonnen bei Schülerinnen und Schülern ab der 7. Klasse. In Berlin endet die Grundschule mit der 6. Klasse, ab der 7. Klasse besucht man als Schülerin oder Schüler eine Oberschule oder ein Gymnasium.
Damit beginnt für die Schülerinnen und Schüler die Berufs- und Studienorientierung, bei der wir gern unterstützen. Im Bereich Social Media wollen wir vor allem via Instagram mehr Jugendliche erreichen. Auch starteten wir Kanäle auf TikTok und Snapchat. Auf YouTube zeigen wir unsere Videos zur beruflichen Information und Orientierung. Bei Messen und Veranstaltungen werden wir in der Hauptstadtregion zunehmend vor Ort sein und die Kampagne vorantreiben. Auch das erste Sponsoring steht.
Vielen Dank für Deine Antworten, Sven. Ich bin gespannt, wie sich Euer Projekt Anpacken.Machen weiter entwickeln wird.
Über den Interviewten
Sven Bentz arbeitet als Social Media Manager und Ausbildungsberater. Die Kampagne ANPACKEN.MACHEN. liegt ihm sehr am Herzen. Handwerkliche Wurzeln ergänzte er mit einer Qualifizierung zum geprüften Betriebswirt.
Schwerpunktmäßig beschäftigte er sich mit den Disziplinen Dienstleistungsmanagement und Marketing, der Personalwirtschaft, der Europäischen Wettbewerbs- und Technologiepolitik und dem Enterprise-Resource-Planning. Nach einer Tätigkeit als Referent für das Baugewerbe und sozialpädagogischer Projektbetreuer fühlt er sich bei der Sozialkasse des Berliner Baugewerbes (Verein kraft staatlicher Verleihung) gut aufgehoben.