XING? Stimmt, da war doch was! So oder ähnlich lauten derzeit die Rückmeldungen zur einstigen Vorzeige Social Media Plattform. Die New Work SE als Eigentümerin der Datenplattform verdient zwar über Recruiting Software noch gutes Geld. Die User jedoch wurden in den letzten Jahren mit neuen Features und Möglichkeiten nicht unbedingt verwöhnt. Das soll sich jetzt ändern. Erste Insights zur neuen XING-App. Spannend nicht nur für HR.
Mein besonderes Verhältnis zu XING
Schon zu Zeiten als XING noch OpenBC (für Open Business Club) hieß, fand ich die Idee spannend, mich mit Menschen aus dem DACH-Raum zu vernetzen, Inhalte zu posten und mich fachlich sowie persönlich auszutauschen. Meine ersten XING-Erfahrungen waren damals noch außerhalb der HR-Welt. Vielmehr in meiner Rolle als (nebenberuflicher) Fotograf. Einen Großteil meiner digitalen Freizeit verbrachte ich in sehr herzlichen XING-Gruppen, deren Engagement ich bis zum heutigen Zeitpunkt nirgendwo anders mehr habe finden können.
Spätestens mit meinem Wechsel in die HR-Welt gehörte dann XING auch in meinem Hauptberuf quasi zum „Daily Business“. Neben Employer Branding via kununu bietet die Plattform vor allem Möglichkeiten Recruiting-relevante Zielgruppen via Active Sourcing zu erreichen. Den XING Talentmanager als Werkzeug zur Verfügung, geht es um die proaktive Kontaktaufnahme mit den Menschen hinter den mittlerweile über 19 Millionen Profilen auf dem Netzwerk.
Auch war ich für XING und später die New Work SE auf Messen wie der Zukunft Personal als Speaker aktiv und durfte bei stylisch-gemütlichen Vor-Ort-Events „Feel@Home“ mit einer Vielzahl von XINGlerInnen sowie Gästen in den Austausch gehen.
… und dann kam LinkedIn
Meine ersten Gehversuche mit dem internationalen Pendant LinkedIn fingen erst spät an. Die Gründe sind vergleichbar mit meinem derzeitigen Wunsch komplett auf den Messenger Signal umzusteigen: Das eigene Netzwerk muss dort auch erreichbar sein. Zwischenzeitlich ist mein LinkedIn-Profil aber sehr gut gepflegt, mein XING-Profil so … naja.
Was war passiert?
Schon seit der Erstveröffentlichung meines Artikels „XING vs. LinkedIn – welches Social Media Netzwerk wofür nutzen?“ fuhr ich eine Doppelstrategie. Denn beide Plattformen hatten damals gewisse Vor- und Nachteile.
Doch in letzter Zeit habe ich XING fast nur noch als Online-Adressbuch und Geburtstagskalender genutzt. Wäre ich in meiner Rolle als Autor und Betreiber meines HR-Portals nicht auf diesen Kanal „angewiesen“ – wer weiß, ob ich mir noch ein Premium-Profil gönnen würde.
XING investierte in B2B-Geschäftsmodelle, LinkedIn in seine User
Funktional hat sich gefühlt seit vielen Jahren auf XING nicht viel getan für die Premium-User. Meist konnte ich lediglich über neue Geschäftsmodelle der New Work SE auf der XING-Plattform schreiben, z.B. im Rahmen der Zukunft Personal 2020.
Aber hat LinkedIn mit seinen Investitionen in ein funktionales Feuerwerk nicht bereits den Nutzen von XING auf ein Minimum herabgefahren?
Zugegeben, als Microsoft – ein Unternehmen, das mir so viel Lebenszeit mit Abstürzen, Neuinstallationen, Ausnahmefehlern, die eher die Regel waren und Hinweisen auf irgendwelche Systemadministratoren, die ich als Privatperson befragten sollte und nun mit einem verhassten Teams-Murks gekostet hat … – Stopp! Ich steigere mich schon wieder in die Traumata der letzten Jahrzehnte rein und den Grund, warum ich privat komplett in die Apple-Welt gewechselt bin…
Nun, als Microsoft LinkedIn gekauft hatte, war ich kurz am Überlegen, reumütig zu XING zurückzugehen.
XINGs Problem mit mangelnder Interaktion und Reichweite
Allerdings war da mittlerweile das Dilemma mit der mangelnden Reichweite und fehlenden Interaktion. Während das User-Engagement auf der US-Plattform boomte, ruhte still der See bei den Postings in meinem XING-Feed sowie diversen HR-Gruppen dort.
In zahlreichen Messungen, was die Interaktionen und Reichweiten angeht, verfestigte sich immer mehr der Eindruck, dass sich der Invest in meine einstige Social Media Heimat nicht mehr lohnen würde.
Das soll sich nach dem Willen der Produktverantwortlichen bei XING jedoch endlich ändern.
Komplett-Umbau, Neustrukturierung und modernes Design
Seit einigen Monaten darf ich im Hintergrund die Arbeiten am „neuen XING“ begleiten. Das heißt, Innovationen testen und bewerten und Input leisten, um die Plattform auf die sich ändernden Nutzerbedürfnisse anzupassen.
XING betreibt im Hintergrund einen sehr großen Aufwand, um sich neu zu denken und zu erfinden. Das Ziel:
„Mitgliedern die Möglichkeit zu geben, ihr volles Potenzial im Jobleben zu entfalten. Ausgehend von der Überzeugung, dass jeder über ein Potenzial verfügt, das es zu entfalten gilt, und dass weiterhin gerade die Unterschiede der individuellen Persönlichkeiten ihre Besonderheit und Stärke ausmachen, stellt das neue XING jetzt noch konsequenter seine Mitglieder in den Mittelpunkt.“,
wie es auch die XING Vorstandsvorsitzende Petra von Strombeck kürzlich im Rahmen eines Interviews im Handelsblatt formulierte.
Die neue XING-App im A/B-Test
Getreu dem Social Media Motto mobile first will auch XING mit einer neuen App bei den Usern punkten. Und zeigen, dass diese noch einiges von der Gesamt-Strategie hin zum „neuen XING“ erwarten dürfen.
Und so freue ich mich über das minimale Lüften des Schleiers, indem bereits eine größere Gruppe XING-Anwender (m/w/d) im Rahmen eines sogenannten A/B-Tests Einblicke in den aktuellen Zwischenstand der App erhalten, an der unter Einbezug zahlreicher ExpertInnen seit Monaten im Hintergrund gearbeitet wird.
Und so sieht der aktuelle Stand aus.
Mehrere Feeds mit praktischen Filtermöglichkeiten
Die Filtermöglichkeiten des Haupt-Feeds über „Alles“, „Nachrichten“ und „Neuigkeiten“ gefallen mir gut. Und zum Verfassen von Nachrichten genügt der Klick auf das auffällige Direct-Message-Symbol links unten. Wie aus mittlerweile den meisten Social Media Apps bekannt, wird die neue XING-App ebenfalls sogenannte Stories anbieten. Auch hier schließt die Plattform erst einmal zu LinkedIn auf, siehe mein Beitrag Stories auf Linkedin.
Über den „Entdecken“-Feed sollen den Usern zukünftig sowohl Postings aus dem Netzwerk sowie weitere Empfehlungen (gegen einen zu krassen Filterblasen-Effekt) zugespielt werden.
Hinweis:
Die Screenshots wurden aus Datenschutzgründen leicht angepasst. Dennoch soll die grafische Darstellung noch zur Geltung kommen. Bei nicht anonymisierten Inhalten handelt es sich um keine vertraulichen Informationen.
Einen Algorithmus für mehr relevante Inhalt bauen
Zugegeben: Es ist nicht einfach, einem Algorithmus beizubringen, was die Menschen vor dem Smartphone tatsächlich sehen wollen. Denn im Rahmen einer Befragung zur Relevanz des eigenen Feeds konnte ich vor allem benennen, was ich nicht sehen möchte: Stellenanzeigen (da ich den Status „nicht wechselwillig“ gesetzt habe) sowie Werbung oder Sponsored Posts – zumindest nicht in Massen und am Anfang meines Feeds. Umgekehrt ist es gar nicht so leicht zu sagen, was ich stattdessen gerne von meinem XING-Netzwerk sehen möchte.
Vor allem, weil ich oftmals ja gar nicht weiß, welche „Content-Perlen“ von meinen XING-Kontakten gepostet wurden. Hier beneide ich die Softwareentwickler nicht um ihren Job, einem Algorithmus Relevanz-Erkennung anzutrainieren.
Das neue XING – schon in Sichtweite?
Die Pläne (ohne dass ich sie an dieser Stelle schon benennten dürfte) sind groß. Und der Weg dorthin vermutlich noch recht lang. So kann ich mir beispielsweise kein „neues XING“ vorstellen, in dem es weiterhin keine Möglichkeiten gibt für
- Hashtags
- Tagging
- Foto-/Video-Content
Auch bin ich gespannt darauf, wie die Produkt- und Marketing-Verantwortlichen die NutzerInnen für die am Ende deutlich umfangreicheren Möglichkeiten gewinnen wollen. Und ganz wichtig: Wie sie den Content-Produzenten entsprechende Reichweiten verschaffen, abseits der Eigenschaft eines „XING Insider“-Konzept, was heute etwas „aus der Zeit gefallen“ anmutet.
Mein Zwischenfazit zum Projekt „neues XING“
Es tut gut zu wissen, dass die New Work SE ihre Plattform XING nicht kampflos der StudiVZ-Entwicklung überlassen möchte.
Beim Thema: Mit Blick auf LinkedIn wird in letzter Zeit immer wieder bemängelt, dass die „Facebookisierung“ zu deutlich spürbar sei. Marginalität der Inhalte, eine nahezu viral-pandemische Schwemme von Kaltakquise-Pedanten und ein Algorithmus, der Kalendersprüche und andere verknappte Visual Statements über fundierten Content und Qualitätsjournalismus stellt.
Es bleibt also spannend, wie sich das Wettrennen der beiden Business-Netzwerke entwickeln wird. Denn beide wollen umfassende Karriere-Plattformen sein.
Egal wie: Persoblogger-LeserInnen sowie Newsletter-AbonnentInnen wissen natürlich mehr…
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12 Antworten
Also ich selbst habe beide Netzwerke. LinkedIn und XING. Aus dem einfachen Grund, dass beide unterschiedlichen Nutzen für mich haben.
Bei XING kann man einfacher neue Netzwerkpartner aufgrund von ähnlichen Gruppen und Interessen finden. LinkedIn hingegen ist sowas wie das Aushängeschild für das persönlich-professionelle Auftreten. So handhabe ich das chon seitdem ich arbeite und bin damit bisher echt gut gefahren. Dass XING sich jetzt zum (aufgepasst, der kommt flach:) X-ten Mal neu erfindet, ist wohl aus der Not geboren, da sie immer mehr an Relevanz verlieren.
Hallo, mmh da war doch was- Altersvorsorge, klar man hat Versicherung und jedes Jahr die Renteninformation usw. Diese will man sich ja auch mal genauer betrachten. Fängt man an, kommt man schnell in die Gedanken: puh was genau ist damit gemeint? Möchte gerne meine Fragen beantworten lassen. Das Buch wäre eine tolle Ergänzung zur Rentenberatung.
LinkedIn = Business Insta
Weniger ist mehr!
Sich regelmäßig passende Content-Perlen servieren zu lassen, erfordert eine vorrausschauende Definition, was diese in jeweils unterschiedlichen Lebensphasen übereinstimmend charakterisiert. Der Algorithmus ist ja kein Vordenker, sondern ein Selector.
Daher würde ich einem derart übereinstimmendem Anspruch abverlangen, dass diese Content Perlen in einer aktiven Phase geteilt und gefunden werden können! Und da war die damalige Foren-Vielfalt von XING eine sehr kurzweilige, zentrale und ernsthaft motivierte Kontinuität, die durch ein verändertes Layout leider ihren dazugehörigen Raum verloren hat(te).
Sehr interessanter Beitrag. Zu Beginn meiner Arbeitszeit war XING das Nonplusultra im Bereich Business Social Networks. Aber ohne den genauen Grund dafür zu wissen, wurde XING in den letzten Jahren deutlich von LinkedIn überholt. Dabei finde ich persönlich XING noch immer User freundlicher und schöner gestaltet.
Vielleicht schafft es XING ja noch einmal, sich selbst neu zu erfinden, wie der Titel des Beitrags suggeriert. Würde es mir sehr wünschen, denn aktuell gibt es eigentlich keinen Grund mehr, neben LinkedIn noch eine zweite Business Netzwerk App installiert zu haben und zu nutzen.
Hallo Stefan,
mal wieder ein toller Beitrag, aber das sind wir ja von dir gewohnt 🙂
von meiner Seite aus kann ich sagen, dass ich eigentlich mein xing-Premium letztes Jahr kündigen wollte (vorgenommen als Aufgabe fürs WE) und dann am MI Abend doch tatsächlich eine Benachrichtigung mit einem interessanten Kontakt und Stellenmöglichkeit erhalten habe, von daher hab ich es mal als Wink genommen….
Mittlerweile ist es bei mir aber – auch durch meine Arbeit im ÖD – wieder mehr in den Vordergrund gerückt und auch so wie du beschrieben hast. Der Großteil meines Netzwerkes ist bei Xing, also werde ich auch erstmal bleiben….umso erfreulicher, wenn sich daran (bald?) ein paar Dinge ändern und die UX doch besser wird
Ich würde mich über das Buch sowohl privat als auch beruflich freuen, hoffe neue Tipps für mich zu finden, da sich unsere finanzielle Ausgangssituation bestimmt in absehbarer Zeit ändern wird und dem ein oder anderen auch außerhalb meines Beratungsgeschäfts zumindest Ideen geben zu können, was vll möglich ist
Hallo, vielen Dank für den ausfühlichen Test zum „neuen“ Design.
Mir als Otto-Normal Nutzer, also kein Blogger, Vlogger auch kein Recruiter oder sonstiges,
erschließt sich der Unterschied der beiden Portale kaum.
Bzw. dem Leserbrief, Kommentar oder Statement von Marc schließe ich mich an. Wer es internationaler mag und arbeitet, für den ist aktuell sicherlich LinkedIn interessanter.
Dafür wird man auf LinkedIn eben auch mehr international angespamt.
Einen Job habe ich durch beide Plattformen nicht im Ansatz gefunden. Das ging besser über die Steintreppe.
Als Premium-Kunde bin ich dennoch gespannt was mich erwartet. 1 Testmonat für eine Sprachlern-App locken niemand vor dem Ofen vor.
Ich bin seit mehreren Monaten auf Job suche und nutze beide Portale
Die Job Vorschläge sind links wie rechts meistens brauchbar- aber LinkedIn hat mehr davon
Und die Beiträge von den Nutzern extrem vielfältig
Da hinkt XING
Ich nutze Xing seit Jahren im Grunde auch nur noch als Adressbuch und Geburtstagskalender. Die Funktionen für Basis-Mitglieder wurden über die Jahre immer mehr zurückgeschnitten, so dass Xing für Basis-Mitglieder im Grunde so gut wie keinen Nutzen mehr bietet. Die Kontaktverwaltung war früher mal richtig gut, jetzt kann man sie im Grunde nicht mehr gebrauchen. Dabei sind die Masse an Basis-Mitgliedern ja das, was Xing für zahlende Premium-Mitglieder interessant macht. Die „Facebookisierung“ des Look&Feels über die Jahre hinweg nervt mich eher.
Ich nutze fast nur noch LinkedIn.
Hallo Stefan,
ich würde das Buch gerne gewinnen, weil ich mich schon länger mit dem Thema Finanzen auseinander setze und ich mal wieder neuen Input brauche.
Lieber Stefan, mir ist das Herz ganz warm geworden und ich habe mich an mein Alter erinnert, als du tatsächlich von „OpenBC“ geschrieben hast. Wundervoll!
Leider zeigt sich an XING bzw. New Work SE aber ein sehr aktuelles, deutsches Problem. Es wird vom Markt her zu klein gedacht und man ist vermutlich zu spät dran.
Die größte Stärke von LinkedIn ist in meinen Augen die sehr gute Übersetzungsfunktion in faktisch jeder Textbox oder Kommentierung.
Dadurch kann ich mich jederzeit mit asiatischen, arabischen und/oder allen anderen internationalen Menschen ohne Sprachbarriere austauschen. Dabei kann jeder seiner Heimatsprache treu bleiben. Großartig!
Und für mich irrelevante Artikel oder Facebook-Postings oder User kann ich jederzeit über ein einfaches Kontextmenü ausblenden, melden oder blockieren.
Die schiere Menge an Menschen oder neudeutsch auch Opportunities zum Vernetzen ist aber geschäftlich nunmal der Treiber überhaupt. Als Sales- & Recruiting-Coach sage ich ja immer das gleiche: es ist Menschenarbeit bzw. People Business. 😉
Ich würde dieses Buch gerne unseren Mitarbeiter*innen zur Verfügung stellen, vor allem Altersvorsorge ist ein großes Thema.
Zum Beitrag:
Ich selbst bin überzeugte XING-Nutzerin, mit LinkedIn werde ich einfach nicht „warm“ und deshalb freue ich mich sehr auf die anstehenden Veränderungen 🙂