Das HR-Startup Tailoryoung aus Österreich verfolgt beim Active Sourcing einen eigenen Ansatz. Statt Profile aus Social Media Plattformen zu durchsuchen, verzichtet das Unternehmen komplett darauf. Stattdessen durchsucht es alle im Internet frei verfügbaren Datenspuren und verdichtet sie zu Profilen fürs Recruiting. Gründer Thomas Leskoschek gibt Einblicke in seine Sicht auf die Zukunft der Personalsuche.
Was das Startup Tailoryoung anbietet
Hallo Herr Leskoschek, würden Sie sich und Ihr Startup Tailoryoung bitte kurz vorstellen?
Taileryoung gibt es nun seit fünf Jahren. In Graz sitzen rund 20 Personen, in Deutschland arbeiten rund 25 Personen für uns. Wir arbeiten für etwa 50 Großunternehmen auf der Welt. Heute können wir in 12 Sprachen für unsere Kunden Kandidaten ansprechen.
Woher stammt die Idee zu Tailoryoung?
Weil einfach am Markt was gefehlt hat. Auf der einen Seite gibt es Berater mit Ihren Leistungen, auf der anderen Seite Anbieter und Softwarelösungen, die hauptsächlich in sozialen Plattformen oder Datenbanken suchen. Meistens bekommen Auftraggeber aber nicht wirklich genau die Person, die sie sich wünschen. Mit dem System von Tailoryoung hingegen finden wir genau die Personen, die Unternehmen suchen und die sie sich wünschen.
Läutet Tailoryoung eine Trendwende beim Active Sourcing ein?
Die meisten Anbieter von Active Sourcing Lösungen konzentrieren sich auf die Auswertung von Social Media Plattformen wie LinkedIn, XING, Facebook und Co sowie Spezial-Plattformen und Communities wie beispielsweise StackOverflow. Sie meiden diese explizit. Warum?
Diese Frage kann ich immer nur mit Gegenfragen beantworten: Jeder kann doch selbst in sozialen Medien suchen. Für was benötige ich denn einen Dienstleister oder eine extra Software, die ich kaufen muss, die dann für mich suchen sollen?
Jeder der sich in sozialen Medien aufgehalten hat, kann und muss selbst beurteilen, ob er genügend Profile findet, die aktuell sind und genügend Informationen beinhalten. Vor allem: Finden sie tatsächlich die Kriterien und Eigenschaften, die sie suchen?
Wenn Unternehmen die schwer zu besetzenden Positionen mit Suchen in sozialen Medien besetzen können beziehungsweise genügend Kandidaten finden mit den gesuchten Kriterien, dann brauchen Sie weder uns, noch Berater oder andere am Markt angebotene Software.
Da der Kunde, also das Unternehmen, am Ende die Entscheidung trifft und sowohl Berater als auch Suchsoftware am Markt funktionieren, gehe ich davon aus, das es nicht reicht beziehungsweise soziale Medien nicht den gewünschten Output liefern.
Außerdem, wenn ich nicht direkt in sozialen Medien suche, heißt das ja nicht, das nicht immer wieder Datensätze aufscheinen und auch verwendet werden, deren Ursprung in sozialen Medien liegt. Denn ein System unterscheidet ja nicht, woher Daten kommen. Am Ende geht es doch nur darum: Wie finde ich den genau passende Kandidaten, die alle Kriterien erfüllen? Und genau diese liefert Tailoryoung.
Active Sourcing ohne Social Media
Wäre es nicht einfacher schon vorhandene (Social Media) Profile in die Datenmenge einzubeziehen, um die Qualität im Active Sourcing zu steigern?
Wir verwenden gefundene Daten nur einmal. Nur für diesen Kunden. Wir haben für alle großen Branchen pro Land maximal zwei Kunden, wenn der Kunde groß ist sogar nur einen. Nachdem der Kandidat wirklich zu 100% auf die gesuchten Kriterien passt, kommt es eigentlich nie vor, dass wir Kandidaten öfters überhaupt verwenden könnten, auch wenn wir es wollen würden.
Wie erfolgt generell die Qualitätssicherung der durch Ihre Suchalgorithmen aggregierten Datenmengen?
Unser System ist und ich hoffe, es bleibt noch lange so, eine Kombination aus der Technik, die wir verwenden und der Qualität der Mitarbeiter. Das heißt, man darf sich das nicht so vorstellen, ich gebe oben was ein und unten fallen die fertigen perfekt passenden Profile heraus.
Es ist und wird sicher noch lange eine Kombination aus Technik und dem Faktor Mensch sein und bleiben. Die Bewertung der Daten, der Qualität, richtig oder falsch und der Richtung, in die ich suche, wird am Ende immer der Mensch zu entscheiden haben. Einfach weil er es als Einziger so kann, dass wir bei Tailoryoung und der Kunde am Ende mit der Qualität zufrieden sind.
Mutiges Marketing mit Superlativen
Auf Ihrer Website wimmelt es nur so von Superlativen. Die Rede ist von der „wahrscheinlich intelligentesten und modernsten Personalsuche der Welt“, von „100% Sucherfolgsrate“, von „Moonshot Technology“, „Modernsten Suchalgorithmen“ und der „Personalberatung der Zukunft“. Ist das nicht ein wenig dick aufgetragen?
Muss Werbung denn nicht immer in einem gewissen Sinn übertreiben? Wer kauft ein schönes Auto, ein gutes Parfüm? Es muss ganz was Besonderes sein. Außerdem ist unser Zugang ja auch einmalig und nicht zu vergleichen. Ob er am Ende passt und ob die Aussagen passen, muss immer der Kunde entscheiden. Nachdem wir 40% unserer Kunden über das Weitererzählen und Weitervermitteln unserer bestehenden Kunden gewinnen, muss schon viel stimmen.
Wie sich Taileryoung weiterentwickelt
Welche weiteren Entwicklungen warten auf die Kundinnen und Kunden von Tailoryoung?
Ich glaube, von den Daten her und von der Geschwindigkeit, in der wir dem Kunden die Ergebnisse liefern, sind wir schon sehr weit. Wenn es darum geht noch mehr in die Tiefe gehen zu können, noch genauer die Profile, die sich der Kunde wünscht, zu treffen, damit werden wir nie fertig sein. Hier werden wir immer gefordert sein, das Maximum herauszuholen und uns weiter zu entwickeln.
Vielen Dank für Ihre spannenden Antworten, Herr Leskoschek und für Ihr Startup Tailoryoung alles Gute!
Über den Interviewten
Thomas Leskoscheck ist Geschäftsführer des Personaldienstleisters Tailoryoung. Das Unternehmen gibt es seit sechs Jahren. Es wächst jährlich im zweistelligen Prozentbereich. Derzeit arbeitet Tailoryoung für rund 70 Großkunden weltweit, mit einem Suchgebiet derzeit von Indien über Japan, von Amerika bis nahezu alle Länder in Europa. Als Ziel will Leskoscheck in den nächsten Monaten in mindestens fünf Ländern Vertriebsniederlassungen eröffnen, um noch näher bei den Kunden sein zu können. Die Kunden sollen dabei langfristige Partner sein.