Die Ergebnisse einer aktuellen Umfrage unter 1.610 Studierenden und Unternehmen zu den Auswirkungen der Pandemie auf Studierende zeigen Handlungsbedarf. Neben den negativen Folgen der aktuellen Entwicklungen gibt die Umfrage aber auch Anlass zu berechtigter Hoffnung. So sind die Unternehmen fast ausnahmslos davon überzeugt, dass sie ihre HR-Aktivitäten im Vergleich zur Zeit vor der Krise teilweise oder unverändert fortsetzen werden. Auch die Studierenden beurteilen ihre Perspektive insgesamt durchaus optimistisch. Dennoch plagen sie ganz konkrete Sorgen – vor allem finanzieller Art. Das beschreibt Svenja Rausch von JobTeaser auf Basis der Studienergebnisse.
Corona-Schock mündet in Finanzierungsnot bei Studierenden
Während im bisherigen Verlauf der Pandemie einerseits die Sorge über die Gesamtsituation nachließ, wuchs sie andererseits in Bezug auf die Finanzierung des eigenen Studiums. Gab im April noch ein Viertel an, dass sie sich wirtschaftlich Sorgen machen, so ist inzwischen knapp ein Drittel der befragten Studierenden von finanziellen Sorgen geplagt.
Zu Beginn der Corona-Pandemie in Deutschland waren die Aussagen über die persönliche Wahrnehmung der Krise eindeutig. Mehr als 90 Prozent der befragten Studierenden äußerten im Frühjahr eine allgemeine Besorgnis über die kommende Entwicklung. Ohne dass ein halbes Jahr später seriöse Fortschritte hinsichtlich Impfung und Behandlung von Covid-19 zu verzeichnen sind, sowie angesichts erwarteter Infektions- und Pleitewellen gab jetzt ein knappes Drittel aller Studierenden an, sich keine besonderen Sorgen mehr über die Gesamtentwicklung zu machen.
Eine Sichtweise, die auf den ersten Blick nicht im Einklang mit der Situation auf Unternehmensseite steht. 95% der von uns zeitgleich befragten Unternehmen sind nach eigener Aussage entweder aktuell oder in absehbarer Zeit von der Krise betroffen. Mehr als ein Drittel dieser Firmen wählte sogar die Attribute „stark“ bis „sehr stark“. Bei genauerer Betrachtung lässt sich indes feststellen, dass der zunehmende Optimismus der Studierenden sich vor allem auf die Zukunft bezieht. Ganz aktuell spüren auch sie die Folgen der Pandemie ganz konkret, sei es durch Finanzierungsengpässe oder einen Rückgang an verfügbaren Jobs für Absolvent*innen.
HR oft wieder auf Einstellungskurs
45% der befragten Unternehmen gaben an, dass ihre HR-Budgets auch ein halbes Jahr nach Beginn der Corona-bedingten Krise immer noch in voller Höhe vorhanden sind.
Auch wenn der Anteil seit April leicht zurückgegangen ist, kann das als klares Zeichen gewertet werden: Selbst angesichts stagnierender bzw. rückläufiger, konkreter Rekrutierungsmaßnahmen bleiben die grundsätzlichen HR-Aktivitäten strategisch weiter wichtig.
Auch wenn HR-Budgets keinen direkten Beitrag zur Aufrechterhaltung des Geschäftsbetriebs in der aktuellen Krise leisten, sondern vor allem eine Investition in die Zukunftsfähigkeit der Unternehmen sind, an der strategischen Bedeutung hat sich kaum etwas verändert.
Den Unternehmen scheint bewusst zu sein, dass die Vernachlässigung der eigenen Arbeitgebermarke ihre Ausgangslage im Kampf um den Nachwuchs spätestens dann verschlechtert, wenn sich der Arbeitsmarkt wieder erholt.
Stellenanzeigen für Studierende weiterhin oft unverständlich
Zwar bewerten 41% der Studierenden den Informationsgehalt von Praktikums- und Stellenangeboten als klar und unmissverständlich. Aber es gaben auch 59% der Studierenden an, dass sich ihnen die Inhalte von Stellenangeboten zumindest in Teilen nicht erschließen.
Hier haben Unternehmen vergleichsweise einfache und konkrete Möglichkeiten nachzubessern, wenn sie verhindern wollen, dass ihre Stellenanzeige nicht nur der erste Kontaktpunkt zu Kandidat*innen ist – sondern unter Umständen auch der letzte.
Recruiting-Prozesse für Studierende zu lang, kompliziert und intransparent
Drei weitere Kritikpunkte stechen ebenfalls heraus: 24% der Studierenden meinen, dass Infos zu Rekrutierungsprozessen undurchsichtig sind. 31 Prozent der Studierenden geben an, dass die Rekrutierungsprozesse zu lange dauern. 22% der Studierenden bemerken, dass es zu viele Einstellungsgespräche (pro Person) gibt.
Zuversicht und Wandel prägen der Bewerbermarkt der Studierenden
Zuversicht ist das Leitmotiv in den Ergebnissen unserer Befragung. Bei 50% der teilnehmenden Studierenden prägt sie die eigene, grundsätzlich positive Perspektive für die Berufs- und Lebensgestaltung. Lediglich jede*r fünfte Studierende (21%) ist überwiegend pessimistisch eingestellt.
Die meisten Unternehmen haben ebenfalls verstanden, dass eine vorübergehende Krise sie nicht von ihren strategischen Zielen abrücken lassen darf. Das gilt zum Einen für die in vielen Fällen überfällig Digitalisierung von Recruiting-Prozessen im Sinne der Generation Z.
Zum Anderen gilt das aber auch für die Erhaltung der eigenen Arbeitgebermarke. Wer hier nachlässt, zahlt den Preis dafür – spätestens dann, wenn die Wirtschaft wieder richtig Fahrt aufnimmt.
Die gesamte Studie können Sie hier auf meinem HR-Studien-Portal kostenfrei herunterladen.