Der HR ROOKIES e.V. bringt Personalerinnen und Personalern, die neu im Berufsfeld HR arbeiten, zum gemeinsamen Lernen und Wachsen als Community zusammen. Im Interview mit mir geben die Vorstände Lindi Utter, Curley Fiedler sowie Timo Riedle weitere Einblicke in die Aktivitäten des Vereins.
Die nächste HR-Generation
Die HR ROOKIES verstehen sich als die nächste HR-Generation. Ihr bezeichnet Euch und Eure Mitglieder als die „Ideenreichen“, „Lernenden“ und „Wissbegierigen“. Was genau ist denn Eure Mission?
Kurz gesagt, streben wir als gemeinnütziger Verein die Förderung der Berufsgruppe der Personaler*innen an. Wir möchten HR besser machen. Was meinen wir damit? Es gibt bereits eine großes Spektrum an fachlicher wie persönlicher Weiterbildung auf dem Markt. Nichts desto trotz bemerken wir ein reales Vakuum, wenn es um die persönliche Unterstützung und individuelle Förderung von Nachwuchskräften geht.
Damit meinen wir nicht zwangsläufig, dass systemisch etwas fehlt, sondern, dass Menschen, die eher am Anfang ihrer Karriere stehen, viele Fragen haben. Sie streben danach, die Arbeitswelt zu verstehen, sich weiterentwickeln und wollen ihre Ideen ausleben, Dinge verändern wollen und vieles mehr. Im Gros sind diese Bedürfnisse immer die Gleichen, da wir alle Menschen sind. Aber nimmt man sich die Zeit und schaut etwas genauer hin, wirft der Personalbereich mit all seinen Facetten eigene Fragen auf. Geht man noch ein Level tiefer, gibt es Themen, die eher in KMUs auftreten oder eben in Startups oder Konzernen.
Plattform für junge HRler*innen
Betrachtet man also den Blumenstrauß an Anforderungen, die das Berufsbild der Personalerin, des Personalers mit sich bringt, sehen wir eine Mannigfaltigkeit an Aufgaben, denen sich junge HRler*innen stellen. Wir möchten eine Plattform sein, die Antworten auf deren Fragen bietet. Antworten, die sie ohne uns vielleicht auch bekommen würden, aber nicht so schnell und nicht so passgenau.
Wir wollen einen vertrauensvollen Raum schaffen, virtuell und reell, in dem wir uns unter Gleichgesinnten austauschen, Hilfe von Experten erbitten oder uns ausprobieren können. Lernen, dass es Spaß macht, Wissen auszutauschen und ein Netzwerk aufzubauen, und sich gegenseitig zu unterstützen – sich gemeinsam weiterzuentwickeln.
Weiterbildungen als ergänzende Angebote
Die Vermittlung von HR-Fachthemen übernehmen heute eine Vielzahl von Dienstleistern sowie Verbände, Verlage, Seminar-Anbieter, aber auch zahlreiche Blogger und HR-Portale der Szene. Meine Datenbank zu HR-Veranstaltungen rund um Weiterbildung und Lernen umfasst dabei mehr als 300 einzelne Events. Warum braucht es darüber hinaus noch einen Verein?
Aus unserer Sicht ergänzen wir hier das bereits bestehende Angebot. Und das für eine Zielgruppe, die leider oftmals nicht in die Kommunikation der Veranstaltungen einbezogen werden. Die HR ROOKIES stehen noch am Anfang ihres Berufslebens und erscheinen für Viele daher nicht als relevant.
Deshalb braucht es unseren Verein. Diese junge und innovative Gruppe formt künftig, wie in Deutschland gearbeitet wird. Wir bieten diesen tollen Ideen und Menschen eine Plattform zum Austausch, zur Diskussion und ergänzen diese mit Impulsen von außen. Während also viele Veranstaltungen und Formate punktuell und endlich sind, sind die ROOKIES ein stetig wachsendes Wissensforum für eine klare Zielgruppe. Hiervon profitiert aber die ganze HR-Welt.
Inhaltliche Schwerpunkte der HR ROOKIES
Welche Schwerpunkte setzt Ihr inhaltlich? Warum sind es genau diese?
Unser Schwerpunkt liegt auf dem HR-Bereich als Ganzes mit all seinen Facetten und Besonderheiten. Dadurch ermöglichen wir es unseren Mitgliedern ein breites Bild zu bekommen und sich über die eigene Spezialisierung, das eigene Unternehmen oder die eigene Branche hinaus auszutauschen und Neues für sich zu entdecken.
Schwerpunkte bei unseren Events setzen wir durch Fragen und Wünsche von unseren HR ROOKIES sowie Themen unserer Partner. Und natürlich werden diese auch durch aktuelle Situationen oder Trendthemen beeinflusst.
Formate der HR ROOKIES
Auf welche Formate dürfen sich die Mitglieder freuen?
Wir haben diverse Formate gemeinsam mit unseren Mitgliedern geschaffen und sind sowohl online als auch offline im Austausch miteinander. Es gibt zum Einen die regionalen Gruppen, die die Häufigkeit und Gestaltung ihrer Treffen selbst gestalten. Wenn man nach Hamburg schaut, finden diese Treffen monatlich statt und sind immer im Wechsel ein informeller Austausch und eine Working Session mit inhaltlichem Fokus. Andere Regionen treffen sich dank der tollen Arbeit unserer Community Manager natürlich auch regelmäßig und haben sich Formate geschaffen.
Über diese Treffen hinaus haben wir einen starken Online-Austausch über Slack, aus dem sich immer wieder kleinere Arbeitsgruppen oder Interessierte für ein Thema finden, die sich dann austauschen. Bei Slack findet man immer direkte Hilfe bei Fragen, bekommt spannende Impulse und kann sich auf diversen Gebieten weiterbilden.
Webinar mit Inputs aus der Community selbst
Ein weiteres digitales Format sind die Webinare, die wir ebenfalls monatlich, aktuell sogar im Wochentakt, veranstalten. Dabei geht es in der Regel um Input von HR ROOKIES für HR ROOKIES.
Nicht zu vergessen sind natürlich auch unsere Social Media Accounts und unser Blog. Hier schreiben HR ROOKIES über ihre Themen, probieren sich aus und bekommen ein Gefühl dafür, wie ein Blog oder Twitter funktionieren. Oder welche Besonderheiten beispielsweise Plattformen wie LinkedIn bieten.
Wir schauen darauf, dass ein Geben und Neben stattfindet. Getreu dem Motto: Sharing is Caring! Durch das Teilen von Wissen bekommen wir alle umso mehr und können uns weiterentwickeln.
… ein prima Motto, das ja auch auf mein Portal zutrifft…
Das ist sogar eine der wichtigsten Botschaften, die wir den ROOKIES mitgeben möchten. Und um ihr Wissen auch auf den großen Bühnen der HR Szene teilen zu können, sind wir immer wieder bei Events, bei denen unsere HR ROOKIES gemeinsam Vorträge halten und sich ausprobieren können.
HR ROOKIES arbeiten mit viel Herzblut
Das klingt ja ziemlich stark nach Selbstorganisation. Woher nehmt Ihr die Motivation neben dem Alltagsgeschäft auch noch die HR ROOKIES voran zu bringen?
Die HR ROOKIES sind unser Herzensthema. Und wenn man für etwas brennt, fällt einem die ein oder andere Stunde gar nicht auf, denn man macht es gern. Unsere Motivation wird durch die vielen positiven Rückmeldungen aus den Reihen der ROOKIES und dem Andrang auf die Mitgliedschaften im Verein bestärkt.
Und am schönsten sind die Momente, in denen sich die Mitglieder gegenseitig helfen, wir Erfolgsstories aus den Umsetzungen der Tipps und Tricks des letzten Treffens hören und sehen, wie sich die einzelnen Mitglieder über die Zeit weiterentwickeln.
Alleine sind wir mit all den Aufgaben aber zum Glück nicht: Unsere Community Manager*innen, Partner und Paten unterstützen fleißig.
Den Gap zwischen Wissenschaft und HR-Praxis überwinden
Einer der Hauptgründe, die professionelle Personalarbeit verhindern, ist der Mangel an wissenschaftlich fundiertem Know-how, das gleichermaßen praxistauglich ist. So will beispielsweise auch der recruitingrebels e.V. die Personalauswahl professionalisieren und versammelt eine Vielzahl an Experten in diesem Themenfeld um sich. Wie nehmt Ihr beziehungsweise wie nehmen Eure Mitglieder diesen Gap von Wissenschaft und Praxis wahr?
Gerade bei unseren Mitgliedern stellen wir häufig eine kritische Nachfrage fest, wenn Dinge einfach nur behauptet werden. Im Sinne von „Show me the facts“ werden Quellen eingefordert und auch im internen Forum wird eine steigende Anzahl an wissenschaftlichen Studien geteilt. Ein Trend, der sich auch bei den Gründungen von HR-Startups beobachten lässt, bei welchen immer häufiger eine wissenschaftliche Erkenntnis als Grundlage für eine praxisnahe Gründung dient. Dieser Gap wird hier nach und nach geschlossen, was uns sehr erfreut.
Welche Zielgröße habt Ihr Euch für die HR ROOKIES vorgenommen? Aktuell geht der Norden Deutschlands ja deutlich voran. Wie wollt Ihr das ändern?
Wir haben gelernt, dass den HR ROOKIES persönlicher Kontakt mit anderen ROOKIES sehr wichtig ist und dass egal wie digital wir aufgestellt sind, unsere Informations-Austausch-Tools den direkten Kontakt nicht ersetzen. Um ein regional stabiles Netzwerk aufzubauen, benötigen wir einfach eine kritische Masse an Menschen. Diese haben wir in Hamburg, Köln, Frankfurt bereits erreicht und wachsen fröhlich – auch durch bestehende HR ROOKIES, die wiederum neue ROOKIES ins Netzwerk bringen.
Die HR ROOKIES auf Wachstumskurs
Wir sind nun 300 Mitglieder, die in ganz Deutschland verteilt und sind. In Österreich gibt es rund um Wien auch einige HR ROOKIES.
Für dieses Jahr planen wir in Richtung 400-500 Personen zu wachsen, so dass wir in ganz Deutschland regelmäßige Treffen ermöglichen können. Gleichzeitig haben wir aus der jetzigen Situation bereits gelernt und unser Angebot an Webinaren erhöht. Zudem werden die ersten Regionaltreffen digital gehalten und wir arbeiten an Themenabenden, die aktuelle Herausforderungen, Trends und Austausch zu spezifischen Themen ermöglichen. Etwas was wir auch in Zukunft beibehalten wollen und womit wir alle HR ROOKIES gleichmäßig abholen können.
Folgeformate für „Ex-ROOKIES“
Zusätzlich arbeiten wir gerade an einer 2.0 Version der HR ROOKIES, denn die ersten ROOKIES sind mittlerweile keine „ROOKIES“ mehr. Hier werden wir ein Konzept erstellen, das neben Paten und Partner, auch Alumni einen Platz im Netzwerk bietet. Damit können wir hoffentlich weiterhin wachsen und das Wohlbefinden der Mitglieder steigern.
Wie HR ROOKIE werden?
Wie können Interessierte bei den HR ROOKIES Mitglied werden? Gibt es irgendwelche Altersbeschränkungen? „Rookie“ klingt ja irgendwie recht nach „jung“, zumal Ihr Euch ja als „Nachwuchs“ bezeichnet.
Genau: Wir richten uns gezielt an den HR Nachwuchs und bei uns ist jeder willkommen, die oder der bereits erste Erfahrungen im HR Bereich gesammelt hat. Die Grenze haben wir für uns grob bei fünf Jahren Berufserfahrung gesetzt, weil man unserer Meinung nach ab dieser Zeit gefestigt im Job steht.
>> Mitglied bei den HR ROOKIES werden
Das bedeutet aber nicht das Aus der Mitgliedschaft. Wie eben erläutert, arbeiten wir gerade an einem geeigneten Alumni-Format, um unseren Mitgliedern auch darüber hinaus einen Mehrwert bieten zu können. Damit wollen wir auch den Austausch zwischen erfahrenen und unerfahreneren HRlern stärken.
Mit aktiver Unterstützung ein leichterer Weg
Wie finanziert Ihr Euch eigentlich?
Wir haben echt tolle Partner wie TERRITORY EMBRACE, LA CONCEPT, Kanzlei Jacobsen + Confurius, LEADING EMPLOYERS, die uns finanziell und mit ihrem Know-how unterstützen. Andere großartige Unternehmen stellen uns zum Beispiel immer wieder Räumlichkeiten zur Verfügung oder unterstützen mit ihrem Wissen.
Eine wiederkehrende Überlegung ist die Erhebung eines Mitgliedsbeitrages. Bisher konnten wir es vermeiden einen Beitrag zu erheben. Allerdings merken auch wir hier die Auswirkungen von Corona und die finanzielle Förderung durch Unternehmen zeigt sich verständlicherweise aktuell schwieriger als noch vor sechs Monaten.
Die Planungen für 2020
Was sind Eure nächsten Schritte in 2020? Und was wünscht Ihr Euch in dieser Hinsicht von mir in meiner Rolle als PERSOBLOGGER?
Unsere Schritte für dieses Jahr sind neben dem Wachstum und dem Aufbau eines Alumni-Netzwerks das Stärken des digitalen Austauschs und der Aufbau weiterer regionaler Netzwerke, damit irgendwann jedes Mitglied reale Treffen besuchen kann. Zudem möchten wir unsere tolle HR ROOKIES Give & Grow Conference nachholen, die wir im April aufgrund der Corona-Situation schweren Herzens absagen mussten.
Von Dir, lieber Stefan, aber auch von allen anderen Kolleg*innen, wünschen wir uns, dass den jungen, neuen Gesichtern und Ideengebern in der HR-Welt eine Bühne gegeben wird, sie unterstützt werden bzw. man sich gegenseitig unterstützt.
Denn: Sharing is Caring sowie Give & Grow!
Ein schönes Schlusswort. Habt vielen Dank für das Interview, Curley, Timo und Lindi!