Persoblogger.de gibt es bereits seit April 2013. Eine Erfolgsstory in 200 Blog-Posts. Einblicke in Highlights und Lowlights der letzten Jahre, Glückwünsche zum Jubiläum aus der HR-Szene und ein Gewinnspiel für echte Fans.
Stefan Scheller im Interview auf Persoblogger.de
Zuerst gibt´s ein hoffentlich unterhaltsames Interview auf traditionelle Weise, dann das Gewinnspiel.
Ist dieser Blogbeitrag echt erst Deine Nummer 200?
Ja, wobei 200 Blogbeiträge erstmal gar nicht nach sooo viel klingt. Allerdings würde es selbst bei wöchentlicher Veröffentlichung eines Posts schon knapp vier Jahre dauern. Doch von diesem anfänglich geplanten Takt, habe ich mich schnell wieder verabschiedet. Wenn ich Wert auf eine besonders hohe Qualität meiner Beiträge lege, kann ich nicht auf Teufel-komm-raus publizieren und glauben, dass jeder Beitrag rockt. Daher schreibe ich jetzt nur noch dann, wenn ich wirklich etwas zu sagen habe. Ansonsten schweige ich auch mal einige Wochen. Wobei meine Ideen-Kiste gerade mehr als prall gefüllt ist.
Wie bist Du 2013 eigentlich zum Bloggen gekommen?
Eher durch Zufall. Ich wollte damals auf dem Karriereblog meines Arbeitgebers etwas Kritisches über Arbeitgeberrankings schreiben. Aufklärung betreiben quasi. Der damalige Personalleiter, zu dem ich insgesamt ein sehr gutes Verhältnis hatte, riet mir jedoch ab mit dem Satz „Aber Sie können das gerne privat machen!“. Zuerst fand ich den Gedanken total abwegig. Doch dann dachte ich mir „Warum eigentlich nicht?!“. Einfach mal machen. Und siehe da, die HR-Szene hatte mich sofort ins Herz geschlossen.
Gab es auch Momente in Deiner Blogger-Laufbahn, an die Du Dich nicht so gerne zurückerinnerst?
Leider ja. Ich erinnere mich an einige echt nervenaufreibende Ereignisse. Situationen, an denen mir das Herz echt in die Hose gerutscht ist.
Das klingt spannend. Erzähl!
Am 01.04.2014 behauptete ich im Rahmen eines Aprilscherz-Beitrags, dass Facebook nach dem Kauf von Whatsapp mit dieser App in den mobilen Job-Markt einsteigt. Als ich dann spät abends meine Aufruf-Statistiken gecheckt habe, registrierte ich extrem ungewöhnlich hohe Klickzahlen aus den USA. Diese schossen im Hunderter-Bereich immer weiter in die Höhe. Mein erster Gedanke damals: Hoffentlich nimmt man meinen Beitrag dort nicht zu ernst! Nicht, dass ich unwillentlich den Aktienkurs beeinflusse und man mir dann einen Strick aus der „Falschmeldung“ dreht.
Jetzt nimmst Du Dich aber etwas zu wichtig, oder?
So ganz unrealistisch ist das nicht. Als ich mit meinem Beitrag zum Markteintritt von glassdoor in Deutschland deren Vorgehen massiv kritisiert habe, verbreitete sich mein „Alarm-Schrei“ wie ein Lauffeuer durch alle HR-Magazine, Blogs und Social Media-Gruppen. Wenige Stunden später erhielt ich einen Anruf aus London. Die Verantwortliche für die Markteinführung bat mich um eine Telefonkonferenz mit dem Produktmanagement von glassdoor in den USA. Diese sollte schon am Nachmittag stattfinden. Mit klopfendem Herzen fürchtete ich, dass amerikanische Lawfirms mich „in der hohlen Hand zerquetschen“ würden. Immerhin habe ich die Wahrnehmung des Markteintritts in der deutschen HR-Szene mit meinem Beitrag deutlich beeinflusst. Auch der damalige Kooperationspartner von glassdoor, die arca24.com wurde bereits im Tagesverlauf nach meiner harschen Kritik vom Netz genommen.
Du bist aber am Ende nochmal glimpflich davongekommen, oder?
In diesem Fall ja. Deutlich mehr Schweißausbrüche hatte ich wenige Jahre später. Da hatte ein unseriöser Marktteilnehmer gefälschte Rechnungen von vermeintlichen Stellenschaltungen auf einer gefakten Stellenbörse an Unternehmen versendet. Crosswater Job Guide und ich berichteten und klärten die Szene auf. Als Reaktion des Geschäftsführers des in den Beiträgen genannten Unternehmens, wurde ein Medienanwalt losgehetzt, der munter abmahnte. Auch übte der Geschäftsführer persönlich Druck über Anrufe auf meinem privaten Mobiltelefon am Wochenende aus.
Uh, das klingt fies!
War es auch. Leider auch sehr erfolgreich. Denn in kürzester Zeit hatte das Unternehmen Google wieder komplett „sauber“, da wir alle Beiträge und Postings in der Folge löschten. Wobei meine Sorgen in diesem Fall nicht nur finanzielle waren. Ich hatte echt Angst, vor allem als ich erfahren habe, dass da anscheinend ganz schön kriminelle Dinge abgingen. Die Schlachten schlagen jetzt angeblich die Staatsanwaltschaften weiter. Für mich ist das Thema beendet.
Klingt fast ein wenig nach Enthüllungsjournalismus.
Absolut, ja. Nach diesen wahrhaft schrecklichen Tagen und Wochen hätte ich am liebsten hingeworfen.
Zum Glück hast Du das nicht … Aber jetzt mal die Gegenfrage: Woran erinnerst Du Dich gerne?
Ohje, schwer zu sagen. Da gibt es zum Glück wesentlich mehr. Noch sehr gut im Gedächtnis sind natürlich die turbulenten Ereignisse der letzten Tage. Auf Basis von Enthüllungen der Journalistin Bärbel Schwertfeger erzeugte ich zusammen mit Blogger-Kollegen und weiteren Multiplikatoren der Szene eine Art Shitstorm in der HR-Szene.
Was heißt denn „eine Art von Shitstorm“ konkret?
Letztlich kritisierten wir die Vorgehensweise eines HR-Veranstalters bei der Auswahl seiner Keynote-Referentin.
Mit sowas beschäftigt Ihr Euch? Habt Ihr nichts Besseres zu tun?
Es erschien uns hier besonders wichtig, unsere Meinung zu sagen und lautstark unsere Stimmen zu erheben. Immerhin ist das ein Kern-Markenwert von Persoblogger.de: (M)eine kritische Meinung.
Naja, Meinungen haben heutzutage viele…
Mag sein. Allerdings haben nahezu 5.000 Seiten-Aufrufe meines Blogbeitrags in nur zwei Tagen sowie mehrere Hundert Tweets mit meiner Nennung durchaus einen Teil dazu beigetragen, dass der Veranstalter am Ende sein Programm angepasst hat. Wobei es meiner Meinung nach vor allem darum geht, jeweils andere HR-Influencer zu erreichen und dann gemeinsam noch deutlich mehr Bedeutung zu erlangen.
Bist Du ein HR-Influencer?
Kommt auf die Definition an. Das Personalmagazin kürte vor einiger Zeit die „Top 25 HR-Influencer“. Allerdings rein auf Basis der Anzahl an Followern auf LinkedIn und Twitter. Und da ich meine Kontakte tendenziell eher bei XING habe und weniger über LinkedIn publiziere, weil ich ja meinen eigenen Blog dafür nutze, hat es zahlenmäßig noch nicht ganz gereicht. Reichweite ist für einen Blogger natürlich eine besonders relevante KPI. Vor allem wenn die Zielgruppe sehr spitz ist. Trotzdem ist sie nicht alles. Wie so oft kommt es mehr auf den erzielten Effekt an, der sich aber deutlich schwieriger messen lässt.
Ist der Begriff Einfluss ausüben nicht sogar eher negativ belegt?
Influencer zu sein hat in meinen Augen viel mit Verantwortung zu tun. Wenn man weiß, dass Tausende Personaler einen Beitrag lesen und nochmals mehrere Hundert in Vorträgen mit meinen Ansichten im Rahmen von Veröffentlichungen oder bei Vorträgen konfrontiert werden, muss man dabei auch sensibel sein.
Ich verstehe noch nicht ganz, was Du aussagen willst?
Dann versuche ich es mal so: Früher dachte ich, dass es ausreicht, maximal provokativ zu sein. Dass die Menschen dann einen Blog-Beitrag lesen, wenn es ordentlich kracht und irgendwer sein Fett abkriegt. Zum Beispiel ein HR-Dienstleister oder eine Personaler-Plattform. Heute bin ich der Überzeugung, dass ich in erster Linie einen Mehrwert für meine Leser liefern muss. Unterhaltsamkeit ist gut, aber wenn jemand was Witziges lesen möchte, dann kann er genauso gut in einem Tommy Jaud Roman schmökern. Dafür braucht es meinen Blog nicht.
Hm, so langsam weiß ich, was Du meinst. Und wie lieferst Du dann diesen besagten Mehrwert?
Genau diese Frage hat mich über den letzten Jahreswechsel sehr beschäftigt. Ich wollte meinen Blog sinnvoll erweitern und einen würdigen Ersatz für das im Rahmen des Relaunchs eingestellte Blind HR Battle finden.
Und dann…?
… habe ich im Januar 2018 das HR-Studien Download Portal ins Leben gerufen.
Ah, gutes Stichwort! Wie läuft das denn?
Ich bin mit dem langsamen aber stetigen Wachstum ganz zufrieden. Derzeit stehen über 230 Inhalte bereit, die rund 20.000 Mal heruntergeladen wurden. Und das Feedback ist super!
Sind die Anbieter tatsächlich bereit, den Content einfach so bei Dir im Portal für jedermann bereit zu stellen?
Die Reaktionen auf meine Anfragen sind recht unterschiedlich. Einige Autoren von Studien wollen den Traffic unbedingt auf ihrer Seite haben. Für diese habe ich übrigens kurz darauf den sogenannten Premium-Download eingeführt. Den meisten Anbietern liegt aber vor allem am Herzen, dass sich ihr Content möglichst weit im Netz verbreitet. Daher senden mir viele PR-Agenturen mittlerweile von sich aus massenhaft Material zu.
Ist denn alles gleichermaßen gut?
Absolut nicht. Viele Studien und Infografiken sind wenig hilfreich und einzig zu Vertriebszwecken entworfen worden. Die ignoriere ich. Aber es gibt schon echt tollen Content.
Willst Du nicht selbst auch mal eine Studie machen?
Du wirst lachen, ich bin tatsächlich gerade zusammen mit der Universität Bayreuth an einer großangelegten Studie dran.
Wie jetzt? Du als Persoblogger?
Ja, genau. Es ist irgendwie doch naheliegend, dass ich als Betreiber des HR-Studien Download Portals auch selbst eine Studie durchführe. Außerdem beschäftigt mich die Forschungsfrage persönlich schon lange.
Um was geht es denn inhaltlich?
Derzeit läuft die Befragung von HR-Experten im Rahmen einer Vorstudie. Basierend auf den Antworten konzipieren wir eine breit angelegte Online-Befragung und ergänzen diese in einer dritten Stufe mit Einzelinterviews auf Veranstaltungen. Die Zielgruppe der Hauptstudie sind Studenten, von denen wir wissen wollen, wie digital sie wirklich rekrutiert werden wollen. Denn manchmal glaube ich, dass viele digitalen Hypes noch lange nicht bei den Studis angekommen sind und vielleicht nie richtig ankommen werden. Dieses Bauchgefühl stellen wir jetzt wissenschaftlich auf den Prüfstand.
Klingt sehr spannend. Wann lesen wir denn hier Ergebnisse?
Wahrscheinlich erst Anfang kommenden Jahres. Der Aufwand ist in Summe doch um einiges größer als gedacht. Aber wir schaffen das. Ich vertraue da meinen wissenschaftlichen Partnern an der Hochschule.
In den Glückwünschen aus der Szene steht ja verdammt viel Positives. Gibt es denn gar nichts, was an Dir und Deinem Blog kritisiert wird?
Aber klar gibt es das. Wobei ich Kritik erst einmal als Anlass zum Reflektieren sehe. So hatte mich Blogger-Kollege Henner Knabenreich beispielsweise kürzlich gemahnt, den Charakter meines Blogs nicht zu verlieren durch das Veröffentlichen von Gastbeiträgen dritter Autoren.
Und?
Das Verhältnis zwischen eigenen Beiträgen und Gastbeiträgen in den letzten sechs Jahren beträgt 200:3. Ich kann darin nicht erkennen, dass es steil bergab geht. Zumal auch die Gastbeiträge einen Mehrwert für die Leser stiften müssen und das Verhältnis die Grenze 10:1 zugunsten eigener Beiträge auf Dauer nicht übersteigen soll. Wahrscheinlich schwebte ihm bei der Aussage ein ehemals recht szeniger HR-Blog vor Augen, der aktuell fast nur noch Interviews von Dienstleistern am Fließband bringt. Nö, das ist kein erstrebenswertes Ziel. Persoblogger.de ist mein Baby – noch viele weitere 200 Beiträge lang.
Gutes Stichwort. Wir quatschen eh schon zu lange. Du wolltest doch noch was an echte Fans Deines Blogs verlosen.
Klar, hab ich nicht vergessen!
Verlosung zum Jubiläum für echte Persoblogger-Fans
Unter allen Glückwünschen und Rückmeldungen zu meinem Blog-Jubiläum in den Kommentaren unten, verlose ich insgesamt 5 coole Filz-Schlüsselanhänger „Held des Tages“. Natürlich nur, wenn aus den Kommentaren hervorgeht, dass Ihr Euch über einen solchen Schlüsselanhänger tatsächlich freuen würdet. Soll ja für echte Fans sein. Von dieser Variante gibt es übrigens nur eine stark limitierte Anzahl, weil auf der anderen Seite das Persoblogger-Logo prangt.
Hm, „Held des Tages“ ist aber so gar nicht korrekt gegendert!
Das stimmt leider. Aber meine ebenfalls angedachte Bestellung „Heldin des Alltags“ gab es beim Anbieter nur in pink und war zum Bestellzeitpunkt aus. Daher bislang nur in Persoblogger-Blau und der männlichen Variante. Wobei sich die große Frage stellt, ob es nicht zukünftig sogar drei verschiedene Varianten bräuchte. Jetzt wo die Bundesregierung den Gesetzesentwurf zum dritten Geschlecht auf den Weg gebracht hat. Aber sei es drum.
Die Teilnahme ist übrigens bis zum 08.09. möglich – dann bin ich aus dem Urlaub zurück und nehme die Versendungen vor.
Rechtlicher Hinweis: Die jeweilige Versandadresse frage ich im September via E-Mail ab und speichere die Daten nur so lange, bis der Schlüsselanhänger bei Euch angekommen ist. Versprochen.
Viel Erfolg allen Teilnehmern!
Das wünsche ich auch und Dir ein herzliches Dankeschön für das Interview und einen schönen, langen und erholsamen Urlaub!
Gerne. Hat auch mir wieder Spaß gemacht.