HR Blind Battle Arbeitgeberbewertunsplattformen Sinn oder Unsinn

2. Blind HR Battle: Geschäftsmodell anonymes Arbeitgeber-Bewertungsportal – Sinn oder Unsinn?

Kaum zu glauben, aber wahr: Das 1. Blind HR Battle liegt bereits einen Monat zurück. Zeit für die nächste Runde des Argumentationsduells zwischen zwei Personalexperten. Im 2. Blind HR Battle auf Persoblogger.de tritt Marcus K. Reif gegen Nikolaus Reuter von etengo an. Es geht um das kontroverse Thema nach dem Sinn oder Unsinn des Geschäftsmodells anonymer Arbeitgeberbewertungsportale.

Ein Thema, das ich auf meinem Blog mehrfach, zum Beispiel bezogen auf den Marktführer kununu oder auch auf die Plattform companize diskutiert habe. Heute buhlen die Battle-Teilnehmer um Eure Stimme im Voting!

Contra Geschäftsmodell anonymes Arbeitgeberbewertungsportal

Contra kununu und Co

Bedeutungslosigkeit der Fakten

Zunahme von Transparenz über den Arbeitgeber ist wichtig. Ich schätze Plattformen zur Arbeitgeberbewertung Transparenz ist wichtig. Soweit sind wir uns vermutlich alle einig. Was ich kritisiere bei den größeren Plattformen zur Arbeitgeberbewertung – und das allerdings mit Nachdruck – ist das Geschäftsmodell und die statistische Bedeutungslosigkeit der dargestellten Fakten.​ Somit zahlen Arbeitgeber für einseitig kritische Bewertungen auch noch die Kosten für eine Plattform, die den direkten Dialog kaum ermöglicht. Das Feedback verhallt in der Subsumierung ​von Beurteilungsskalen.

Klar einseitige Bewertungen

Die Ausprägung der Bewertungen und Feedbacks sind subjektiv. Und was nicht überrascht, tendenziös und einseitig. Das ist auch nicht besonders ungewöhnlich. Die großen Plattformen neigen dazu, auf früher komplett und heute teilweise anonyme Bewertungen mit kostenpflichtigen Maßnahmen gegenzusteuern. So lange diese Ausprägung anhält und ein konstruktiv-objektiver Dialog außen vor bleibt, stehe ich weiterhin sehr kritisch zu diesen Plattformen.

​Die Bewertungen, das kann man wunderbar beobachten, sind wenig objektiv. Das Klientel, was auf solchen Plattformen aktiv ist, gehört zu den kritischen Betrachtern. Das ist wichtig und richtig, aber weshalb sollten Arbeitgeber dafür zahlen? ​

Der Dialog bleibt außen vor

Für die Schärfung der eigenen Wahrnehmung als Arbeitgeber geben Arbeitgeberbewertungsportale wichtige „Blitzlichter“. Jede einzelne Bewertung sichten wir und prüfen, ob wir personalpolitisch darauf reagieren können und sollen. Bei fast allen Bewertungen und Kommentaren haben wir das Bedürfnis, nachzufragen und mehr Hinweise zu bekommen. Das bleibt leider ebenfalls außen vor. Hier wird unter dem Deckmantel der anonymen Meinungsfreiheit ein konstruktiver Dialog unmöglich gemacht.

Was soll man mit Hinweisen aus dem Briefkasten anfangen? In Statistiken darlegen und Unzulänglichkeiten weiterhin bestehen lassen? ​

Kapitalisierungsdruck der Portale

Altruistisch ist keiner unterwegs, jede Plattform sucht nach Möglichkeiten zur Kapitalisierung. Das Geschäftsmodell sieht Arbeitgeber als zahlend vor. Für Arbeitnehmer und Praktikanten – die „Bewerter“ – ist die Nutzung nachvollziehbarerweise kostenfrei. Die Arbeitgeber zahlen also für eine Plattform, auf der geprägtes Feedback über sie selbst erscheint. Nicht nur der Marktführer, alle Portale unterliegen dem Kapitalisierungsdruck. Dies sieht man durch allerlei Möglichkeiten, Geld auszugeben, insbesondere mit Werbemöglichkeiten. Dies geht zu Lasten der Glaubwürdigkeit und Vertrauen.

Statistisch bedeutungslos

Im Schnitt sehen wir beim Marktführer 27 Bewertungen pro Arbeitgeber (158.000 Arbeitgeber mit 579.000 Bewertungen). Und dabei glätten wir noch nicht einmal die Großkonzerne, die deutlich mehr Dynamik verzeichnen. Somit sind Arbeitgeberbewertungsplattformen statistisch irrelevant und unterrepräsentativ. Damit schmälere ich nicht die Wertigkeit jedes einzelnen ernstzunehmenden Feedbacks!

Fehlendes Korrektiv für Arbeitgeber

Extrem tendenziöse Berichte können Arbeitgeber nur kostenpflichtig gegendarstellen. Diese Barriere kritisiere ich im Geschäftsmodell, auch wenn es nur mittlere vierstellige Beträge sind. Doch die Budgets der Employer-Branding-, Marketing- und Recruiting-Einheiten sind nicht unerschöpflich. Wir Recruiter müssen sehr präzise und zielgerichtet unser Budget einsetzen.

 

Pro Geschäftsmodell anonymes Arbeitgeberbewertungsportal

Argumentationsduell Blind HR Battle

Killer oder Bringer? Arbeitgeberbewertungsportale sind von zentraler Bedeutung für die Markenführung der Employer-Brand

Moderne Markenführung bedingt eine systematische Entwicklung der Arbeitgebermarke. Es gilt das eigene Arbeitsplatz- und Karriereangebot in einer für die Zielgruppe bedeutsamen Art und Weise abzuheben bzw. das eigene Unternehmen von denjenigen Wettbewerbern, mit denen man um die gleichen „Köpfe“ konkurriert, relevant zu differenzieren. Der Markenführung dienen die Bewertungsportale in zweierlei Hinsicht: Erstens als Anlaufstelle und Informationsquelle für Interessenten und zweitens als wertvolle Quelle, das eigene „Angebot“ zu optimieren und zukunftsfähig zu bleiben. Von daher klar ein „Bringer“.

Shitstorm meets Lovestorm: Warum man dennoch aus den Meinungsäußerungen an den Extremen viel lernen kann

Wer sich der Transparenz verschreibt, kann sich schon jetzt auf einiges gefasst machen. Die Spanne wird von überzogenen Liebesbekundungen bis zu vernichtenden Pauschalurteilen reichen. In jedem Fall erfährt das Unternehmen ganz neue, klar subjektive Äußerungen und Sichtweisen, die in persönlichen Feedbackgesprächen aus Gründen wie etwa Scham, Angst vor Konsequenzen etc. so meist nicht geäußert werden. Insofern sind diese Portale besonders auch für Unternehmen interessant, die mehr über ihr Fremdbild als Arbeitgeber erfahren wollen. Zahlreiche Studien belegen, dass man es en gros mit Meinungsäußerungen an den Extremen zu tun hat. Meist machen sich tatsächlich nur extrem zufriedene oder extrem unzufriedene (Ex)-Mitarbeiter die Mühe eine Bewertung zu schreiben. Aber genau diese Meinungen sind spannend. Es geht um eine Trendaussage. Repräsentative Erhebungen sind nicht der Anspruch dieser Angebote. Das erhofft sich meiner Meinung nach auch kein Arbeitgeber bzw. Besucher von diesem Informationsangebot.

Kein Feedback ist auch keine Lösung: Gäbe es Arbeitgeberportale nicht, würde vieles Unausgesprochen bleiben und Unternehmen die Chance verlieren sich zu verbessern

Liest man sich Feedbacks auf kununu und Co. durch, so sind es oft Kleinigkeiten, bzw. recht einfach zu ändernde Dinge, die sich die Leute wünschen, oder konkrete Verbesserungsvorschläge. Nimmt man das ernst und bemüht sich viele kleine Dinge im Zeitverlauf zu ändern, dann wird dies einen positiven Effekt haben. Banal gesprochen sind kununu und Co. webbasierte Kummerkästen. Mit dem schönen Nebeneffekt, dass diese Meinungen für alle zugänglich sind. Dahinter steckt ein Geschäftsmodell, aber eben auch ein Nutzen, der einen geldwerten Vorteil hat. Würden die Firmen diesen nicht sehen, wäre Ihre Zahlungsbereitschaft null. Ein Arbeitgeber muss ja schließlich auch bezahlen, wenn er ein Marktforschungsinstitut mit einer Zufriedenheitsstudie beauftragt. Ich sehe da kein Problem mit Blick auf Vertrauen und Glaubwürdigkeit. Es sind ja (hoffentlich) nicht die Arbeitgeber, die Feedbacks schreiben.

Bullshit in – Bullshit out: Der richtige Umgang und die richtige Reaktion sind entscheidend für die erfolgreiche Nutzung aus Sicht der Unternehmen

Klar sind die Äußerungen auf den Plattformen subjektiv, manchmal hat sich der Schreiber auch im Ton vergriffen und oft ist die individuelle Sichtweise beim besten Willen aus Sicht des Unternehmens nicht nachvollziehbar. In jedem Falle gilt: Bleiben Sie als antwortendes Unternehmen professionell und sachlich. Werden Sie nicht persönlich. Geben Sie nicht die beleidigte Leberwurst. Steigen Sie auch bitte nicht in einen müßigen und manchmal endlosen Contra-Battle ein. Im Internet und in Fachbüchern gibt es viele gute Tipps und Tricks zum richtigen Umgang und einer adäquaten Reaktion.

Alle Macht den Bewerbern: Arbeitgeberbewertungsportale als verlässliche und aussagekräftige Informationsquelle für Bewerber

Besonders der einleitend genannte Aspekt der Informationsquelle für Interessenten/Bewerber ist von zentraler Bedeutung. Das ist der Hauptnutzen dieser Angebote. Die Meinungen anderer zählen mit Blick auf Glaubwürdigkeit und Authentizität eben viel mehr als schöne Webseiten und bunte Imagebroschüren. Diese Informationen suchen und honorieren Bewerber. Jeder der den Paradigmenwechel von Push zu Pull-Kommunikation verstanden hat, weiß das der Content mehr und mehr von der Basis kommt. Webnutzer sind heute zudem viel aufgeklärter und durchaus in der Lage die Aussagekraft einer Meinungsäußerung für sich zu bewerten. Nur die Angsthasen verstecken sich hinter Scheinargumenten wie mangelnden Repräsentativität, Subjektivität und vielem mehr. Im Übrigen kann jeder Arbeitgeber kostenfrei eine Stellungnahme verfassen. Aus Gründen der Verifikation ist dafür aber ein Login erforderlich, den man z.B. bei kununu über den Support beantragen kann.

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Stefan Scheller

Autor und Speaker Persoblogger Stefan SchellerMein Name ist Stefan Scheller. In meiner Rolle als Persoblogger und Top HR-Influencer (Personalmagazin 05/22) betreibe ich diese Website und das gleichnamige HR Praxisportal. Vielen Dank für das Lesen meiner Beiträge und Hören meines Podcasts Klartext HR!

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