Nachdem das kleine Schwesterunternehmen kununu bereits Anfang Februar erneuert online ging, erstrahlt seit heute auch Deutschlands größtes Businessnetzwerk XING in neuem Look. Auffällig, aber alles andere als unerwartet, erneuert sich insbesondere die Oberfläche beim XING Employer Branding Profil und gleicht sich damit der Optik an, die bereits aus dem Ende 2013 zum 10-Jährigen gestarteten neuen XING Premium-Profil bzw. von kununu bekannt ist.
Die Produktfamilie rückt näher zusammen
Das neue XING Employer Branding Profil heißt nicht nur zufällig genauso, wie sein kununu-Pendant. Dahinter liegt das gleiche vertriebliche Produkt „Employer Branding Profil“ getreu dem Motto „Buy one, get two“. Zumindest scheint es auf den ersten Blick so.
Das Kacheldesign im individuellen Baukasten-Stil regt zum munteren Bestücken ein, denn die einzelnen Elemente wollen mit Inhalten gefüllt werden. Und Selbiges muss dann der für die Pflege des XING Unternehmensprofils Verantwortliche auch selbst vornehmen. Denn eine automatische Migration wie beim kununu-Relaunch gibt es hier nicht. Die Basisinformationen und Medien sind natürlich alle vorhanden, aber die neuen Designmöglichkeiten bedürfen eines manuellen Finish.
TRICKY: Also nicht wundern, wenn das Unternehmensprofil seit heute so aussieht:
Es ist also Handlungsbedarf angesagt.
Unternehmensprofil oder Arbeitgeberprofil?
Und dieser Handlungsbedarf setzt schon viel früher an: Denn das neue Doppel-Produkt von XING und kununu heißt zwar Employer Branding Profil, muss aber nicht zwangsläufig ein solches sein. Klingt kompliziert? Ist es für das eine oder andere Unternehmen auch.
Denn technisch gesehen bleiben das Employer Branding Profil auf kununu und das Unternehmensprofil auf XING getrennt. Was zwar doppelten Pflegeaufwand bedeutet, aber sinnvoll ist. Immerhin wurden viele XING Unternehmensprofile klassischerweise dazu genutzt, das Unternehmen für Kunden, Partner und die breite Öffentlichkeit darzustellen. Dies drückte sich optisch auch oftmals darin aus, dass die verwendeten Bildwelten produkt- bzw. kundennah waren.
TRICKY: Jetzt heißt Raider auf einmal Twix … – Aber wird dann aus einem solchen Unternehmensprofil automatisch mit dem Relaunch ein Employer Branding Profil, also eine Darstellung, die optimiert ist auf die gezielte Ansprache von potenziellen Mitarbeitern? Sicher nicht!
TIPP: Bevor die einzelnen Bausteine des neuen Profils nun panikartig bestückt werden, zuerst die Entscheidung darüber treffen, wer zukünftig die Zielgruppe dafür sein soll.
Gesegnet sind die Unternehmen, deren Corporate Brand und Employer Brand nahe beieinander liegen. Für alle, bei denen das nicht der Fall ist oder die sich hierüber noch keine Gedanken gemacht haben, ist jetzt ein guter Zeitpunkt.
Die kununu-Bewertungen erhalten noch mehr Gewicht
Beim Thema „guter Zeitpunkt“: Im neuen Employer Branding Profil auf XING erhalten die Bewertungen der Plattform kununu noch mehr Sichtbarkeit und Gewicht als bisher:
TRICKY: Mussten Profil-Besucher bisher auf den Tab „Bewertungen“ klicken, um die blauen kununu Bewertungssterne zu sehen, so prangen diese jetzt unmittelbar unterhalb der Unternehmensbezeichnung. Ein Überfahren mit der Maus blendet zusätzlich den Durchschnittswert der jeweiligen Branche ein.
Na wenn das kein ungewollter Branding-Effekt ist! Die einen werden fluchen, die anderen freuen sich.
Und wieder wird die spannende Frage zuhauf im Netz diskutiert werden, ob das XING und vor allem kununu weiteren Zulauf bringen wird, oder ob das gegebenenfalls sogar ein Grund ist, das XING Unternehmensprofil ganz zu meiden.
Allerdings ist dieser „Flucht“-Reflex im Zeitalter von Web 2.0 nur noch sehr sehr schwierig, wenn überhaupt möglich.
Rollt jetzt die kununu Fake-Welle endgültig an?
Eine Frage, die man sicher noch viel häufiger als bisher hören wird. Denn wenn die harte Verdrahtung der beiden Plattformen die kununu Sterne so offensichtlich nach XING spült, mag sich der eine oder andere dann doch dazu bewogen fühlen, aktiv zu werden. Zumindest ist das nach dem kununu Update nicht mehr so leicht via Expressbewertung möglich wie früher. Nun muss aus den jeweiligen Bewertungsgruppen zumindest je eine Kategorie ausgefüllt bzw. bewertet werden.
TRICKY: Trotzdem können bereits sehr wenige (einzelne?) kununu-Bewertungen das XING-Profil zerstör…, äh, verbess…, also beeinflussen.
Die Mitarbeiter im Zentrum
Was wie ein allgemeiner Trend im Employer Branding klingt, gilt jetzt auch für die Darstellung der im Unternehmen beschäftigten Mitarbeiter mit XING-Profil. Diese werden nun auszugsweise (es ist nun mal schwierig 1.555 von 6.500 Mitarbeitern mit Profilfoto anzuzeigen) auch bildlich hervorgehoben. An dieser Stelle herzlichen Dank an die XING Produktmanager, dass sie die ursprüngliche Idee, stattdessen die Fotos von Abonnenten anzuzeigen, haben fallen lassen.
Der Mehrwert eines echten Employer Branding Profils erschließt sich ja gerade dann, wenn ich als Interessent und potenzieller Bewerber die Chance habe, mir gegebenenfalls eine echte Mitarbeitermeinung via Klick einzuholen.
Weiterhin fraglich bleiben für mich jedoch die Statistiken zu den im Unternehmen beschäftigten Mitarbeitern. Logischerweise kann XING hier nicht schlauer sein als das, was die Mitarbeiter in ihre Profile bei XING hineinschreiben. Allerdings sind durchschnittliche Zugehörigkeiten oder Altersklassen doch oft statistisch SEHR verzerrt. Je weniger Mitarbeiter eines Unternehmens prozentual ein entsprechend bestücktes XING-Profil pflegen, umso ungenauer und verwirrender werden die Angaben. Hinzu kommen Generationseffekte, z.B. dass die Web-affine Generation Y tendenziell in Online-Netzwerken stärker vertreten ist und damit XING-statistisch stärker wirkt.
Um die Antwort von XING zu prophezeien: Ein Grund mehr dafür, die Quote der Mitarbeiter mit XING-Profil zu erhöhen und Gutscheine für XING-Mitgliedschaften zu verschenken … – Ja, ich weiß.
Wo sind die Jobs geblieben?
Die bei XING gebuchten Stellenanzeigen erhalten mit dem Update deutlich mehr Geltung. Das ist gut für Anzeigenkunden bei XING, denn jetzt prangt eine große Zahl mit den verfügbaren Jobs direkt im Hauptbereich des Employer Branding Profils.
TRICKY: Das Zusammenwachsen der beiden Plattformen hat jedoch seine natürliche Grenze gefunden im Bereich Jobs. Denn während Bewertungen und Sterne aus kununu jetzt auch auf XING durchgeschleust werden, bleiben die Jobs der kununu-Stellen-Flatrate irgendwie auf halbem Wege stecken. Zwar werden bei XING gebuchte Stellen zum kununu-Stellenmarkt durchgereicht, also die Reichweite der Buchungen vergrößert. Das geht aber nur in die eine Richtung. Inhaber der Stellenflatrate auf kununu sollten daher auf XING zugehen, um zu klären, mit wie viel finanziellem Invest auch der umgekehrte Weg möglich ist. Dann wird aus dem Zusammenwachsen auch im Bereich Jobs eine runde Sache.
Andernfalls ist es ärgerlich, wenn auf XING der Eindruck erweckt wird, es gäbe aktuell gar keine freien Stellen im Unternehmen. Und auf dem kununu-Partnerprofil, das ja als ein(!) Produkt Employer Branding Profil verkauft wird, offene Stelle an offene Stelle gereiht wird.
Über die prominent sichtbaren kununu-Siegel spreche ich jetzt nicht weiter, das habe ich bereits zur Genüge. Schön, dass Ihr da seid!
Die Unternehmensnachrichten – noch nicht mit Medien-Inhalten
Bisher sind die XING-Unternehmensnachrichten eher das, was man in Medienkreisen als Bleiwüste bezeichnen würde. Überschrift mit Text an Text, ergänzt durch einen Text-Link.
Auch im neuen XING Employer Branding Profil können Unternehmensnachrichten noch nicht medial aufgewertet werden, z.B. mit Fotos oder Videos. Die Auflösung dieses peinlichen Versäumnisses lässt leider schon viel zu lange auf sich warten, wird jedoch nach Aussagen der Produktverantwortlichen aktuell angegangen. Hier kann ich nur jeglichen Support meinerseits in die Waagschale werfen, denn Social Media ohne „Media“ spielen zu wollen, ist wie barfuß Eislaufen.
Ein erstes Zwischenfazit
Optisch gelungen erfreut XING mit frischem Design und guter Usability. Die Zusammenführung mit kununu schreitet voran. Bekannte Baustellen, so auch die mobile Nutzung von Gruppen, werden aktuell angegangen. Berichte dazu folgen.
Diesen ersten Praxistest werde ich in den kommenden Tagen weiter ausbauen und updaten. Also dranbleiben, liebe Employer Brander und Unternehmensprofiler!