Weltmacht Facebook – Was kommt danach? (Teil 3)

Hier endlich der lange erwartete Teil 3 der Trilogie Weltmacht Facebook. Wer Teil 1 oder Teil 2 noch nicht gelesen hat, kann das gerne noch nachlesen. Ich warte hier solange …

Wie war das doch gleich im letzten Zwischen-Fazit? Facebook ist angreifbar, da es als Tausendsassa ganz viel kann, aber nichts perfekt. Es geizt mit Informationen für Seitenbesitzer, die nur sehr wenig über die eigenen Fans und nichts über Besucher der eigenen Facebook-Seite wissen. Dazu bietet es keine eigenen Inhalte und kann daher immer nur so gut sein, wie die Inhalte, die von den Nutzern gefüttert werden. Wie dem auch sei. Facebook hat sich jedenfalls mit weiteren Features bereits stärker ins Rennen zurückgebracht:

Authentifizierung via Facebook

Zum einen findet man auf immer mehr Internetportalen die Möglichkeit, sich via Facebook anzumelden, sprich für den Zugang zu einem geschützten Bereich zu registrieren bzw. sich dann via Facebook auch zur Nutzung einzuloggen. Das ist für uns Nutzer unglaublich einfach, wenn wir die blaue Datenkrake eh in einem Browserfenster offen haben. Und ein Segen für Facebook, weil es damit sofort weiß, auf welchen Plattformen wir uns sonst noch so rumtreiben. Aber auch das Unternehmen, das ein solches Login anbietet, erhält durch eine Datenfreigabe (immerhin muss man dieser noch zustimmen, bzw. kann es sich an dieser Stelle anders überlegen) Zugriff auf hinterlegte Profilinformationen.

Ein cleverer Schachzug von Facebook. Ich merke selbst, dass ich aus reiner Faulheit, mir wieder irgendwelche neuen Zugangsdaten und Passwörter zu merken, diese Chance gerne wahrnehme. – Nicht denken darf ich in diesem Zusammenhang dann allerdings an ein Account-Hacking. Ist der Zugang zum eigenen Facebook-Account einmal in Gefahr (kommt viel häufiger vor, als man so denkt), dann fallen in einer riesigen Dominostein-Kette theoretisch damit auch alle anderen Zugänge in fremde Hände. – Puh, erstmal durchatmen und den Schweiß abwischen, den mir dieses Szenario auf die Stirn treibt…

Social Graph Analysen

Zum anderen schaltet Facebook jetzt nach und nach die Such- und Analysefunktion Social Graph frei. Die Funktion ist noch in der sogenannten Betaversion, wird aber wohl in Kürze nach und nach freigeschaltet. Ankündigungen in meinem Facebook dafür habe ich schon heute entdeckt. Worum geht es und warum erwähne ich das hier?

Social Graph
Mehr Informationen durch Einsatz des Social Graph von Facebook

Diese neue Funktion könnte Facebook in die Rolle einer riesigen sozialen Suchmaschine katapultieren. Dort können in Facebook hinterlegte Informationen (z.B. Wohnorte, Geburtsdaten, Beziehungsstatus, usw.) verknüpft miteinander abgefragt werden. Also zum Beispiel eine Suche, wer von meinen Freunden auch in Nürnberg wohnt und im April Geburtstag hat.

Klingt harmlos? Setzen wir noch eines drauf: Eine Suche, bei der wir wissen wollen, welche Frauen zwischen 20 und 30 Jahren in Nürnberg single sind, gerne in eine bestimmte Bar gehen, laut Facebook-Like Wodka und Gin mögen und Seiten geliket haben, die nahelegen, dass die Personen zu einem One-night-Stand bereit sind. Lässt sich wohl bald alles machen…

Warum ich gerade diese Beispiel gewählt habe? – Weil diese und ähnliche Abfragen in Beiträgen, wie zum Beispiel auf Welt.de immer gerne zitiert werden. Anscheinend kann man damit viel Aufmerksamkeit erzielen. – Ist mir das wohl auch gerade bei Euch gelungen?

Aber auch für Unternehmen könnte eine solche Abfragemöglichkeit sehr wertvoll werden. Zurück zum Business Personalmarketing, könnte eine Abfrage von Studierenden einer gewissen Hochschule, die Fan der eigenen Unternehmensseite sind und spezielle Kongresse oder Veranstaltungen besuchen, eine relevante Zielgruppe generieren, die zum Beispiel zur CeBIT auf den Messestand eingeladen werden könnte.

Facebook rüstet weiter auf

Mit all unseren kostenlos und freiwillig an Facebook abgegebenen Daten kann also demnächst richtig Kasse gemacht werden. Da mag man sich der Meinung des Autors eines n-tv online-Artikels mit dem Titel „Kapitalismus krallt sich Mitmach-Netz: Nach Facebook kommt: nichts“ fast anschließen. Aber trotzdem versuche ich mal ein Szenario zu beschreiben, das eine Zeit nach Facebook beschreibt. Immerhin bin ich eben erst wieder auf eine Schweizer Studie gestoßen, bei der Jugendliche zwischen 14 und 25 Jahren nach ihrer Internetnutzung befragt wurden.

Bemerkenswert finde ich folgendes Zitat gegen Ende des Beitrags: „(…) Allerdings haben ganze 74 Prozent der Befragten schon einmal mit dem Gedanken gespielt, Facebook den Rücken zu kehren. Als Gründe wurden Ablenkung, mangelndes Interesse am öffentlichen Teilen, der hohe Abhängigkeitsgrad sowie die Belanglosigkeit der Inhalte angegeben (…)“. – Hört hört, der hohe Abhängigkeitsgrad. Wenn das schon die Jugendlichen sagen. Und naja, die Belanglosigkeit der Inhalte. Wobei wir wieder bei den Katzenpostings wären – ach hör mir auf!

Ein Nach-Facebook-Szenario

Was kommt nach Facebook?
Was ist the next big thing nach Facebook?

Im ersten Teil dieser Beitragsreihe habe ich geschrieben, dass die Unternehmen den Nutzern in die Netzwerke folgen. Dort wo die Zielgruppe ist, werden auch die Unternehmen sein. Gleichzeitig sind Internetnutzer bekannt dafür, dass sie nicht sonderlich treu sind. Finden sie einen Klick weiter entfernt ein besseres Angebot, sind sie weg.

Wenn ich als Unternehmen versuchen wollte, Facebook Konkurrenz zu machen, dann würde ich folgendes machen: Ein schnittstellen-offenes System etablieren und vertreiben (vergleichbar mit Android), mit dem sehr individuell anpassbare Unternehmensseiten erstellt werden können – ähnlich wie dies Anbieter von Content Management Systemen heute bereits tun, oder Anbieter von Blogging-Plattformen. Nur müsste das Geschäftsmodell wesentlich weiter gehen, nämlich dass die Interaktionsmöglichkeiten erhöht werden und nachgelagerte Prozesse (zum Beispiel Bewerbungsprozesse) einfach in den Workflow integriert werden können.

Vergleichbar einer Systemarchitektur im Unternehmen

Letztlich nichts anderes, als bei heutigen Unternehmenswebsites, die schon aktuell Dutzende Systeme im Hintergrund laufen haben: Warenkorbsysteme, Buchungssysteme für Veranstaltungen, Bewerbersoftware usw. – Nur fehlen dort die hohen Interaktionsmöglichkeiten.

Im Prinzip wäre die Welt von morgen ein Standard, bei dem die Unternehmen auf einer offenen Plattform (in voller Hoheit über ihre eigenen Daten – also auf eigenen Servern) eine hochkompatible Softwarearchitektur aufbauen, die via Internet mit Anderen zu einem großen Gesamtnetzwerk zusammengeschlossen werden kann.

Nicht vollkommen neu, aber mit einem neuen Ansatz

Anders als bei Facebook könnten Prozesse wie auf Websites unternehmensindividuell im eigenen Design abgewickelt werden – gleichzeitig entstünde eine Community. Die persönlichen Vorlieben und Information, wer was genau mag, wären in dieser Welt lokal beim Anwender gespeichert. Er selbst könnte also somit frei entscheiden, was er wie teilen möchte. Und sehr leicht könnte er sein Profil und mehr für die Community freischalten. Ähnlich wie das heute schon zum Beispiel mit dem XING-Connector möglich ist, bei dem die im XING-Profil eingegebenen Daten auf Knopfdruck zum Beispiel in Bewerbungsformulare übergeben werden können.

Geld verdienen würde der Anbieter dieses Standards wohl vor allem im Verkauf von standardisierten Prozesslösungen für alle Unternehmen und sonstigen Kunden, die keine eigenen Programmierungen vornehmen können oder wollen. Und dem Anbieten von zusätzlichen Modulen (so wie diese, die Facebook immer wieder implementiert) sowie eingeblendeter Werbung, die bei Premiumkunden gegen Zahlung abgeklemmt würde.

Der Vorteil für den Einzelnen wäre die eigene Datenhoheit (naja, was man eben im Zeitalter von PRISM usw. noch so nennen kann) und die Chance, sich mit seinen Infos beliebig auf Plattformen zu connecten und dort aktiv zu werden. Es mag jetzt eine noch sehr unausgereifte Vorstellung sein – aber es wäre ein mögliches Szenario.

Wie realistisch ist das?

Nun ja, die Zukunft kann auch ich nicht voraussehen, worüber ich aber eigentlich ganz froh bin. Eine wesentliche Grundvoraussetzung wäre, dass sich der Anbieter gegen alle Übernahmeangebote seitens Facebook wehren kann, was eher nur sehr großen Unternehmen in der Branche langfristig möglich wäre.

Allerdings, um die vorhin genannte eidgenössische Studie noch einmal heran zu ziehen: Dort glauben die Untersuchenden, dass „(…) das Smartphone der neue PC ist, WhatsApp das neue Facebook und die Kommunikation zukünftig in kleinen Gruppen stattfindet, anstatt durch öffentliches Sharing.“ – Klingt fast irgendwie retromäßig nach der Rückkehr der Foren, oder?

Was heißt das für das Personalmarketing von Unternehmen?

Es lohnt sich schon jetzt Augen und Ohren offen zu halten und Facebook nicht als einzige Plattform zur Verbreitung der Arbeitgebermarkenbotschaften zu verwenden. Experimentiert mit anderen Plattformen und stellt Euch der Tatsache, dass sich der grundsätzliche Trend des Web 2.0 nicht mehr umkehren wird. Wer also noch immer zu den 64% der Personaler gehört, die nichts mit Social Media am Hut haben, … – Facebook wird irgendwann wieder vergehen, aber die Art und Weise miteinander zu kommunizieren und der Grad der Beteiligung des Gegenüber an der Meinungsbildung, wird bleiben.

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Stefan Scheller

Autor und Speaker Persoblogger Stefan SchellerMein Name ist Stefan Scheller. In meiner Rolle als Persoblogger und Top HR-Influencer (Personalmagazin 05/22) betreibe ich diese Website und das gleichnamige HR Praxisportal. Vielen Dank für das Lesen meiner Beiträge und Hören meines Podcasts Klartext HR!

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